Aumenau: Beim Schießen fürs Leben lernen

Große Freude bereitete der ehemaligen Sportschützin Katja Seuffert, nach vielen Jahren wieder mal mit dem Gewehr ins Schwarze treffen zu wollen, was ihr auch sehr gut gelungen war. Im Hintergrund Schießwartin Susanne Kame und links daneben der "Diana"-Vorsitzende Rainer Wolf. Peter Schäfer
© Peter Schäfer

Nachwuchssorgen drücken den Schützenverein "Diana" Aumenau. Was viele nicht wissen: Schießen fördert Ruhe und Konzentration - Eigenschaften, die im Leben wichtig sind.

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VILLMAR-AUMENAU. Wie viele andere Vereine hat auch der Schützenverein "Diana" 1963 Nachwuchssorgen. Das war einer der Gründe, weshalb am Samstag erstmals in der Geschichte des Vereins, der in diesem Jahr sein 60-jähriges Bestehen feiert, ein Tag der offenen Tür veranstaltet wurde. Ziel war es, Interessierten den Schützensport näherzubringen und womöglich dafür begeistern zu können.

Den Tag der offenen Tür hatten die Aumenauer Schützen sehr gut vorbereitet. Hauptattraktion war ein Preisschießen unter Aufsicht von Schießwartin Susanne Kame und weiterer Helfer. "Heute kommen natürlich nur Luftgewehre und welche mit Lichtstrahltechnik zum Einsatz. Die Sicherheit ist das oberste Gebot", versicherte die Schießwartin. Vorsitzender Rainer Wolf bedauerte, dass der Besucherandrang zu wünschen übrigließ. "Wir hatten mit mehr Besuchern gerechnet", bekannte er enttäuscht. Diejenigen, die da waren, zeigten sich jedoch hellauf begeistert.

In der ehemaligen Bäckerei Hasselbach gegründet

Gegründet wurde der Schützenverein Diana seinerzeit in der ehemaligen Bäckerei Hasselbach in Aumenau. Ein Schießstand wurde im ehemaligen Hotel Lahnbrücke untergebracht. Das Jahr 1974 stellt einen Meilenstein für die Aumenauer Schützen dar: Mit großem Engagement und in Eigenleistung bauten sich die Schützen in der Leistenbachstraße14 ein eigenes Vereinsheim, auf das sie bis heute stolz sind. Der Schützenverein verfügt über zwei Schießstände: einen mit zehn Meter Entfernung zur Zielscheibe und einen Schießstand im Freien mit 50 Meter Entfernung.

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"Wir sind ein bisschen ratlos, was noch unternommen werden könnte, um neue Mitglieder und Nachwuchs für den Verein zu finden", sagte Wolf offen und ehrlich. Genügend Angebote zum Training und zur Betreuung seien da. So ist das Schützenhaus mehrmals in der Woche geöffnet. "Wir freuen uns sehr, wenn Kinder und Jugendliche den Weg zu uns finden. Sie sind dann auch mit großer Begeisterung bei der Sache. Aber leider springen dann doch nach einiger Zeit sehr viele ab, weil offenbar andere Interessen im Vordergrund stehen", erzählte er weiter. Dabei sei der Schützensport doch sehr gut geeignet, "um etwas Positives für die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit zu tun".

Seit mehr als zehn Jahren hatte Katja Seuffert kein Sportschützengewehr mehr in der Hand. Bevor sie geheiratet hatte und Sohn Nevio auf die Welt kam, war sie eine aktive, erfolgreiche Sportschützin in ihrem Heimatort Haintchen beim dortigen Schützenverein "Hubertus". Der neunjährige Nevio ist seit rund einem halben Jahr im Aumenauer Schützenverein aktiv. "Jetzt hat es mich gereizt und gejuckt, doch mal wieder zu schießen", verriet sie schmunzelnd. Schon die Haltung, die Katja Seuffert eingenommen hatte - freistehend, das Gewehr nicht irgendwo angelehnt, sondern an die Schulter angesetzt - und die volle Konzentration verrieten, dass sie wenig von ihrer ehemaligen Leidenschaft verlernt hat. "Das ist natürlich alles andere als optimal, mit Birkenstockschuhen und T-Shirt zu schießen." Um den Schießsport ernsthaft ausüben zu können, bedürfe es auch einer ordentlichen Ausstattung mit Jacke, Hose, ordentlichen Schuhen und Handschuhen.

Sportschießen sei alles andere als langweilig, führte Seuffert fort. Es bedeute nicht, "eine Waffe im Anschlag zu tragen und auf alles zu feuern, was sich bewegt. Es ist ein Sport, in dem Konzentration und Selbstbeherrschung gefordert sind." Physis und Psyche müssten im Einklang sein.

Mit Rummballern nichts zu tun

Das Schießen in einem Schützenverein habe "Nullkommanull" mit denen zu tun, die Spaß am Rumballern hätten mit Neigung zu Gewalt, betont sie. Der Schießsport werde völlig zu Unrecht abgetan. Sportschießen sei ein Sport, der sehr viel von einem abverlange. Die richtige Einschätzung des eigenen Körpers, der Technik und aller anderen Faktoren erforderten viel Training und Erfahrung. "Und es schärft die Sinne, was wiederum, so gegenteilig es sich auch anhören mag, für viele absolute Entspannung bedeuten kann", zeigte sich die ehemalige Sportschützin begeistert. Was ein Schütze an Konzentration, Ruhe und Koordinationsfähigkeit aufbringen müsse, sei enorm. Eltern gäben "oft viel Geld aus für Lerntherapien und andere Maßnahmen. Und hier im Verein bekommt man für den Mitgliedsbeitrag so viele Impulse für das Leben."

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Wer Schießsport ausübe, lerne Disziplin und dass es wichtig sei, sich an Regeln zu halten, zudem helfe es sei bei der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit und verhelfe auch zu mehr Selbstbewusstsein.

Auf die Frage, ob sie denn wieder aktiv in den Schießsport einsteigen wolle, antwortete die Aumenauerin: "Es juckt mich schon, und ich freue mich, dass mein Sohn jetzt damit angefangen hat und den ich gerne unterstütze. Allerdings ist es aktuell aus beruflichen und privaten Gründen leider nicht möglich. Mal schauen, was die Zukunft bringt."

Von Peter Schäfer