Das Coronavirus sorgt für einen Einbruch der Geschäftserwartungen in Limburg-Weilburg: In den meisten Branchen stürzt der Konjunkturklimaindex ab.
. Limburg-Weilburg (red). Die Corona-Pandemie hat die Wirtschaft der Region Limburg-Weilburg mit großer Wucht getroffen und zu einem starken Konjunktureinbruch geführt. Von der Politik wünscht sich die Industrie -und Handelskammer (IHK) ein wirksames Maßnahmenpaket für einen zügigen Neustart. Das zeigt die aktuelle Umfrage der IHK Limburg zur wirtschaftlichen Lage.
Der IHK-Konjunkturklimaindex, der Lage und Erwartungen der befragten heimischen Betriebe zusammenfasst, ist von 111 Punkten zum Jahresbeginn auf aktuell 64 Punkte deutlich in den negativen Bereich gefallen. Vor einem Jahr lag der Wert noch bei guten 121 Punkten. Der Indexwert liegt weit unter dem langjährigen Durchschnitt. Ähnlich niedrige Werte gab es in der Finanzkrise 2009.
"Damals war der Rückgang zwischen zwei aufeinanderfolgenden Erhebungen allerdings nicht so abrupt. Der regelrechte Absturz um derzeit 47 Punkte ist Folge davon, dass die Corona-Krise fast alle Branchen ohne Vorwarnung getroffen hat und die Unternehmen durch den Shutdown sowie massive Eindämmungsmaßnahmen in ihrer Geschäftstätigkeit gravierend gebremst oder nahezu stillgelegt wurden", sagt IHK-Präsident Ulrich Heep.
Sowohl die aktuelle als auch die zukünftige Geschäftslage werden von den Unternehmen aufgrund des Herunterfahrens der Wirtschaft deutlich schlechter eingeschätzt als zuletzt. So bewerten nur 18 Prozent der Unternehmen im Bezirk der IHK Limburg ihre momentane Geschäftslage mit gut, 42 Prozent geht es immerhin befriedigend, 40 Prozent aber bezeichnen ihre Geschäftslage als schlecht.
Zugleich blicken die meisten Unternehmen pessimistisch auf die weitere Entwicklung. Für die kommenden zwölf Monaten rechnen 55 Prozent der Betriebe mit einer Verschlechterung der Geschäftslage, 37 Prozent erwarten eine gleichbleibende, nur 8 Prozent eine bessere Geschäftslage.
Die Umfrageergebnisse für den IHK-Bezirk Limburg entsprechen der konjunkturellen Lage, in der sich die gesamte deutsche Wirtschaft bzw. die Weltwirtschaft befindet. Im vergangenen Jahr wuchs das Bruttoinlandsprodukt noch um schwache 0,6 Prozent, nach 1,5 Prozent in 2018. Für 2020 geht der Deutsche Industrie- und Handelskammertag von einem Minus von 10 Prozent aus.
"Die aktuelle Infektionslage und die bisherigen Lockerungen der coronabedingten Einschränkungen machen Mut. Dennoch hinterlässt die Corona-Krise tiefe Spuren in der heimischen Wirtschaft", sagt Hauptgeschäftsführerin Monika Sommer. "Die Auflagen zum Gesundheitsschutz, unterbrochene Lieferketten oder die Nachfrageschwäche bedeuten für die Unternehmen deutlich mehr Aufwand bei höheren Kosten und weniger Umsatz. Die Rückkehr zur Normalität wird ein weiter Weg. Von der Politik wünschen wir uns für einen zügigen Neustart der Wirtschaft ein Gesamtpaket aus Entlastungen für Betriebe und Rückenwind für Investitionen. Zudem brauchen Unternehmen, die einen kompletten Stillstand haben, zusätzliche und verlängerte Nothilfen."
Der Aufholprozess für die Wirtschaft wird sich deutlich langsamer vollziehen als der Einbruch und sich für die einzelnen Branchen auch unterschiedlich gestalten. Abhängen wird die Belebung der Wirtschaftsentwicklung auch von den Stufen der Lockerung der pandemiebedingten Einschränkungen in Deutschland und in den Nachbarländern aber auch davon, wie schnell die Weltwirtschaft insgesamt die Rezession überwindet.
Die größten Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung ihres Unternehmens bewerten die heimischen Betriebe in der Corona-Krise gegenüber früheren Umfragen neu. So hat sich die Sorge um die Inlandsnachfrage ganz nach vorn geschoben. Aufgrund auch der starken Eingriffe in die Wirtschaftsabläufe ist die Sorge um die politischen Rahmenbedingungen stark gewachsen, genannt von 59 Prozent der Unternehmen (insbesondere aus Gastgewerbe, Verkehrsbereich und Dienstleistern). Befürchtet werden dabei zukünftige Steuererhöhungen, höhere Personalkosten, Inflation oder Rückgang staatlicher Investitionen.
Die Stimmung im heimischen Einzelhandel ist erheblich eingebrochen. Die Umsätze sind in den letzten vier Monaten bei 56 Prozent der Händler gefallen. Die Maßnahmen zum Infektionsschutz führten bei den privaten Haushalten zu einer Einschränkung des Konsums. Vor allem aber haben die verordneten Schließungen und Restriktionen den örtlichen Handel erheblich getroffen. Die heimischen Einzelhändler sind beim Blick auf die Zukunft pessimistisch.
Auch die Konjunktur im Gesamtbereich Dienstleistungsgewerbe ist seit Jahresbeginn heftig eingebrochen, noch stärker als in der Industrie oder im Handel. Im Blick auf die Geschäftserwartungen überwiegt deutlich der Pessimismus. Im Gastgewerbe hatte sich der Konjunkturklimaindex zum Jahresbeginn auf 117 Punkte zunächst gut erholt, nach schwachen 89 Punkten im vergangenen Herbst. Ein Absturz auf jetzt 19 Punkte verdeutlicht die aktuell existenzbedrohende Lage in der Branche.