Der Unteroffizier Jürgen von der Heyde und Jäger Erwin Schernus sind am 23. August 1977 bei einer Bootsübung der Bundeswehr am Kirschhöfer Doppelwehr ertrunken. Seit 1993...
WEILBURG-KIRSCHHOFEN. Der Unteroffizier Jürgen von der Heyde und Jäger Erwin Schernus sind am 23. August 1977 bei einer Bootsübung der Bundeswehr am Kirschhöfer Doppelwehr ertrunken. Seit 1993 gibt es dort jährlich für sie eine Gedenkfeier.
27 Soldaten der mit Erkundungsaufträgen versehenen Spezialeinheit der damaligen Fernspähkompagnie 300 aus Herborn-Seelbach hatten mit drei Booten eine Übung an der Lahn absolviert, als eines davon im reißenden Hochwasser kenterte. Acht Mann konnten das Ufer schwimmend erreichen, zwei ertranken im Hochwasser, einer konnte erst zwei Tage später flussabwärts geborgen werden. Heyde und Schernus verfingen sich in ihrem Gepäck und konnten sich trotz aller Sicherheitsvorkehrungen nicht retten.
Jahr für Jahr erinnert die „Traditionskameradschaft Fernspähtruppe“ mit einer kleinen Gedenkfeier an deren Tod, so auch am Samstag auf dem Lahnuferweg in Höhe des Kirschhöfer Wehrs. Werner Sitter aus Bermbach hat diese Kameradschaft ins Leben gerufen und pflegt das aufgestellte Denkmal an der Unglücksstelle regelmäßig. Am Samstag entzündete er eine Kerze und legte Blumenschmuck nieder.
Pfarrer Hans-Joachim Schäl hält alljährlich in Erinnerung an das Unglück eine kleine Andacht. „Lass uns leben, so wollen wir deinen Namen rufen“, sagte Schäl. Sie hätten sich zusammen gefunden, um zweier Soldaten zu gedenken, die nicht mehr zu unserem Leben gehören. In den Gemeinden würden Lichter für die Toten entzündet, um sie danach der Totenruhe zu überlassen.
Harald Seiffert spielt Trompete
Immer gebe es Menschen, die alle Hoffnung verloren hätten, das habe es zu allen Zeiten gegeben. Und plötzlich stehe einer auf und setze das Gerücht von der Erlösung in Umlauf. „Gott wird alles gut machen, diese Nachricht erscheint in der Bibel immer wieder“, sagte der Pfarrer. 2010 habe er im Dezember die erste Andacht an der Unglücksstelle gehalten, die man 2011 auf den August gelegt habe. Es seien fast immer dieselben Personen, die den Verstorbenen die Ehre erweisen. „Seht, da ist euer Gott, das ist ein Satz für Lebende und Sterbende“, sagte Schäl. Die Andacht wurde von Harald Seiffert an der Trompete begleitet.
Erstmals sind vor drei Jahren Angehörige von Erwin Schermus zur Gedenkfeier gekommen, erinnert sich Sitter. Sie waren aus Eitelborn bei Koblenz angereist. Detlev Lorenz, ein Cousin von Schermus, kam zusammen mit seiner Lebensgefährtin Bettina Beyer Jahre zuvor zu einem Verwandtentreffen der Beyers nach Bermbach, dort stammen ihre Eltern her. Bei einem Spaziergang an der Lahn entdeckten sie zufällig den Gedenkstein. Kirschhöfer erzählten ihnen von den jährliche Treffen und so hätten sie damals zum ersten Mal daran teilgenommen. (sago)