Vitos will Teile der Klinik in Weilmünster nach Weilburg verlagern. Ein internes Papier zeigt nun, wer wann was wusste. Es gibt Unstimmigkeiten - denn der Inhalt des Papiers...
WEILBURG/WEILMÜNSTER. Während der jüngsten Sitzung des Kreistags am Freitag sind dieser Zeitung interne Unterlagen des Klink-Betreibers Vitos zugespielt worden. Diese enthalten das Kommunikationskonzept zum geplanten Umzug nach Weilmünster. Eine Tabelle in der mehrseitigen Präsentation führt auf, wer wann von wem über die Pläne des geplanten Umzugs von Teilen der Klinik in Weilmünster nach Weilburg informiert werden sollte. Das Papier, das auch den Fraktionschefs im Kreistag vorliegt, sorgte in der Sitzung für Zündstoff.
Die meisten Kreis - und Lokalpolitiker sowie Beschäftigten von Vitos in Weilmünster hatten aus einem Tageblatt-Artikel am Dienstag, 9. Juli, von den Plänen des Klinik-Konzerns erfahren. Am Tag der Veröffentlichung berief Vitos eine Mitarbeiterversammlung ein. Der Konzern war vorab von dieser Zeitung informiert worden, dass eine Veröffentlichung an diesem Tag geplant sei - um ihm so Gelegenheit zu einer Stellungnahme zu geben, die inhaltlich nicht erfolgte.
Social Media bespielen, Agentur einschalten
In der Tabelle mit der Überschrift "Externe Kommunikation" ist nun abzulesen, wie Vitos das Projekt anging. So sollten zunächst die Führungskräfte von Konzerngeschäftsführer Reinhard Belling unterrichtet werden. Wenige Tage vor einem geplanten Gespräch mit Landrat Michael Köberle (CDU) und "GF" (gemeint ist wohl Peter Schermuly, Geschäftsführer des Weilburger Krankenhauses) sollte mit einem nicht näher bezeichneten Aufsichtsratsmitglied des Krankenhauses aus Reihen der CDU gesprochen werden. Ziel des Gesprächs, das Belling führen sollte, war: "Grundsätzliche Erfolgsaussichten des Projekts einschätzen und Kommunikationsschritte beraten, Position der Kreis-CDU einschätzen." Welche Position die SPD in der Sache hat, schien Vitos wohl weniger dringlich. SPD-Kreistagsfraktionschef Frank Schmidt sollte "wenige Tage nach Termin LR und GF" informiert werden, um abzuklären: "Wer ist auf Seiten der SPD im Vorfeld einzubinden?"
Viots-Weilmünster Geschäftsführer Martin Engelhardt sollte weniger Tage vor der Information an die Mitarbeiter den Betriebsrat informieren. Auf Nachfrage dieser Zeitung sagte die Vorsitzende des Betriebsrats allerdings damals, sie sei nicht informiert worden. Wer die Wahrheit sagt, lässt sich wohl nicht herausfinden. Offenbar sind indes nicht alle Angaben in dem Ablauf korrekt. So wies der Kreistagsvorsitzende Joachim Veyhelmann die Aussage zurück, CDU-Kreisparteichef Andreas Hofmeister habe, wie im Papier beschrieben, gesagt, eine Absprache mit ihm sei nicht notwendig. Hofmeister sagte, er habe lediglich berichtet, dass sich zu diesem Zeitpunkt Veyhelmann schwer erreichbar im Urlaub befunden habe. Am 29. August sollen laut Konzept zudem ein Gespräch mit dem Landrat des Lahn-Dill-Kreises, Wolfgang Schuster (SPD) stattgefunden haben.
Vitos wird wohl demnächst versuchen, sein Kommunkationsdesaster in den Griff zu bekommen. Im Konzept ist die Rede davon, "Social Media Kanäle" zu bespielen und eine PR-Agentur einzuschalten.