Junge Hirschhäuserin behauptet sich in einem Männerberuf

"Schnelle Auffassungsgabe und Lernbereitschaft": Betty Mink und Thomas Friesen in der Werkstatt. Foto: Agentur für Arbeit Limburg-Wetzlar

"Nur keinen Frauenberuf": Die 18-jährige Betty Mink lernt den Beruf der Fahrzeuglackiererin. Sie ist Teil eines Projektes, das den Start ins Berufsleben erleichtern soll.

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WEILBURG-HIRSCHHAUSEN. Dass Hauptschüler kaum Chancen auf einen Ausbildungsplatz haben, widerlegen derzeit 65 Jugendliche im Landkreis Limburg-Weilburg. Sie nahmen seit 2020 erfolgreich an der Berufseinstiegsbegleitung (BerEb) teil.

Die Teilnehmenden wurden an sechs Schulen im Kreisgebiet von Einstiegsbegleitern in ihrer Abschlussklasse auf dem Weg zum Hauptschulabschluss unterstützt, beruflich orientiert und in Ausbildung gebracht. Finanziert wird das Projekt von der Arbeitsagentur Limburg-Wetzlar und dem Landkreis Limburg-Weilburg. Was Günther Küster, "BerEb-Koordinator" des mit der Organisation beauftragten ,Bildungswerks der Hessischen Wirtschaft, am meisten freut: "Nur drei der 65 haben die Ausbildung bislang abgebrochen, konnten aber direkt im Anschluss auch wieder vermittelt werden."

Betty Mink hat ihre Chance genutzt. "Ich wusste nicht, was ich werden sollte, aber eines wusste ich: Auf keinen Fall einen Frauenberuf", erinnert sich die heute 18-jährige ehemalige Schülerin der Heinrich-von-Gagern-Schule Weilburg. Gemeinsam mit ihrer Berufseinstiegsbegleiterin schaute sie sich verschiedene Berufe an, machte Praktika und entschied sich letztlich für eine Ausbildung zur Fahrzeuglackiererin. "Das Praktikum hat Betty bei uns gemacht und ist super eingeschlagen", lobt Werkstattleiter Thomas Friesen von Fix Auto Weilburg (ehemals Karosserie- und Lackiercenter Weilburg) die Nachwuchskraft. Vor allem Bettys schnelle Auffassungsgabe, Lernbereitschaft und ihr Umgang im Team seien ihre herausragenden Eigenschaften. Das Unternehmen hatte zuvor bereits gute Erfahrungen mit einer weiteren BerEb-Schülerin gemacht.

Großer Respekt von männlichen Kollegen

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Die Jungs behandeln Betty mit großem Respekt. "Betty hat alles richtig gemacht", unterstreicht auch Küster. Viele andere Hauptschülerinnen würden zu typischen Frauenberufen tendieren, die selten Aufstiegschancen böten. Mit der Entscheidung für den technischen Handwerksberuf eröffne sie sich sehr gute Einkommens- und Karrierechancen. Zudem sind alle Beteiligten von der Entwicklung angetan, die die junge Hirschhäuserin seit Beginn der Ausbildung vor drei Monaten genommen habe. Sie sei viel selbstbewusster, fröhlicher und offener als noch während der Schulzeit. Die junge Frau tue auch dem Team gut, bestätigt Bettys Chef: "Sie bringt frischen Wind in die Werkstatt und die Jungs behandeln sie mit großem Respekt."

Zur Zielgruppe der BerEb gehören Schüler, die einen Hauptschulabschluss und anschließend direkt eine Ausbildung anstreben, auf diesem Weg aus unterschiedlichsten Gründen aber besondere Unterstützung benötigten.