
Amtsinhaber Johannes Hanisch (CDU) gewinnt mit 76,32 Prozent die Wahl am Sonntag. Ein starkes Ergebnis. Doch kommen nun bald Angebote aus anderen politischen Ebenen?
Es ist ein klarer Wahlsieg: Johannes Hanisch (CDU) geht mit starkem Rückenwind zurück an den Chefschreibtisch im Weilburger Rathaus. 76,32 Prozent – damit hat er sogar höchste Erwartungen an einen starken Sieg übertroffen.
Seine zweite Amtszeit kann Hanisch so mit dem Wissen antreten, dass er einen Großteil der Wähler hinter sich versammeln konnte. Die Wahlbeteiligung ist mit 44,63 Prozent zwar nicht überragend, es mangelte aber an mobilisierenden Themen im Wahlkampf – den beide Parteien zu Recht als „fair“ bezeichneten.
Das Ergebnis kann einerseits ein Lob für die Amtsführung in den vergangenen Jahren gelten, es bedeutet aber gleichzeitig Verantwortung. Hanisch, der seine erste Wahl zum Bürgermeister gegen drei Gegenkandidaten ohne Stichwahl mit 61,5 Prozent gewann, hat wieder einen großen Vertrauensvorschuss erhalten. Diesen muss er nun erneut erfüllen – nur sind die Erwartungen diesmal mindestens genauso hoch. Gleichzeitig muss ein Amtsinhaber immer häufiger Kompromisse eingehen.
Etwa mit einem selbstbewussten Parlament – in dem auch die eigene Partei eigenständige Köpfe in der Fraktion versammelt, die nicht automatisch auf der Seite des Rathauschefs stehen müssen, sondern überzeugt werden wollen vom jeweils eingeschlagenen Kurs. Andererseits trifft er in der Stadtverordnetenversammlung auf Jan Kramer, den SPD-Fraktionschef, dem mit 23,68 Prozent ein respektables Ergebnis gelungen ist. Es ist gut, dass Kramer kandidierte – so hatten die Weilburger eine echte Wahl, dafür gebührt ihm Respekt.
Nach der Wahl ist vor der Wahl
Will er erneut in sechs Jahren antreten, hat er nun beste Voraussetzungen, sich im Amt des Fraktionschefs den durch den Wahlkampf gesteigerten Bekanntheitsgrad zu nutzen, sein Profil weiter zu schärfen. Denn nach der Wahl ist vor der Wahl. Und die könnte schneller kommen, als der ein oder andere glaubt. Johannes Hanisch hat zwar mehrfach versichert, von sich aus kein anderes Amt oder Mandat anzustreben.
Doch der noch im Vergleich junge Politiker, der im Landkreis und dem CDU-Landesvorstand sich immer weiter vernetzt, hat am Sonntag eine starke Visitenkarte abgeben, auf der im Titel „mehrfacher überragender Wahlsieger“ steht. Diese wird zwangsläufig auch außerhalb der Stadtgrenzen hinaus wahrgenommen werden. Es ist nicht auszuschließen, dass im Chefbüro des Weilburger Rathaus demnächst Sirenengesänge aus anderen politischen Ebenen zu hören sein werden. Mit Angeboten, von denen er vielleicht nicht jedes ablehnen kann – und mit dann noch größerer Verantwortung.