Was können wir in Mittelhessen tun, um unabhängig vom russischen Gas zu werden? Jetzt schlägt die Stunde für dezentrale Lösungen, findet unser Chefredakteur Uwe Röndigs.
Wenn wir ehrlich sind, dann ist die Energiepolitik ein Scherbenhaufen. Deutsche Politik hat auf falsche Sicherheiten, falsche Männerfreundschaften und falsche Windrichtungen gesetzt. Angefangen hat Gerhard Schröder, der Putin Freund. Raus aus Atom, aber nicht rein in die regenerativen Energien. Eine kollosale Kurzsichtigkeit, die sich jetzt rächt. Er tütete mit Putin Nord Stream 1 ein, Sigmar Gabriel dann im Jahr 2015 Nord Stream 2. Der verscherbelte dann auch noch die größten Gasspeicher an Gazprom, ein Irrsinn. Abschaltchaos auch mit Merkel: Der Atomausstieg konnte nicht schnell genug gehen und kostete uns Steuerzahler mal kurzerhand 2,43 Milliarden Euro an Kompensationen für die Energiekonzerne - was man damit nicht alles auf den Weg hätte bringen können. Hätte, hätte ... tja, da sind wir Künstler, auch im Boykottieren von alternativen Energien. Nun sitzen wir da: in der Falle. Sinnbild dafür: Kanzler Olaf Scholz, der immer noch am Putin-Gas festhält und stabil auf der Tsunami-Welle surft. Die Lage ist gefährlich: Der Markt hat versagt, weil gegen die billige Energie, die für die exorbitanten Umweltkosten ja nicht aufkommen muss, nichts ankommt; die Politik hat versagt, weil sie auf trügerische Stabilitäten gesetzt hat, die jetzt in sich zusammenfallen. Und jetzt? Und was können wir in Mittelhessen tun? Jetzt schlägt die Stunde für dezentrale Lösungen! Es schlägt die Stunde der kommunal kontrollierten Versorger. In der Vergangenheit als letzte Meile im Verteilungskreis betrachtet, müssen sie zu Produzenten werden. Mit ihnen als Teil der Gemeinwirtschaft muss Solar flächendenkend ausgebaut werden - und nicht nur für Haushalte, die es sich leisten können. Über die Zukunft der Energienetze muss nachgedacht werden, über Wasserstoff. Konzepte "energieautarker Kommunen" - die gab es doch schon. Anknüpfen, ausbauen! Wenn schon die Politik sich nicht von Putin absetzt, dann müssen es die Verbraucher tun.
Von Uwe Röndigs