Mit der Organspende sind viele Vorurteile, aber auch Ängste verbunden. Daher hat ein Marburger Experte im Weilburger Kreiskrankenhaus eine Lanze für die Spende gebrochen.
WEILBURG. Claus Kleinschmidt aus Marburg hat am Samstag zu den Besuchern des "Tags der Organspende" gehört. Auch im Weilburger Kreiskrankenhaus wurde dabei auf die Wichtigkeit von Organspenden hingewiesen. Etwa 8500 Patientinnen und Patienten stehen auf einer bundesweiten Warteliste für ein Spenderorgan.
In einem emotionalen Vortrag schilderte Claus Kleinschmidt als Betroffener, wie bei ihm die Zeit bis zum Empfang einer Spenderniere im Jahr 2021 abgelaufen ist und wie sich das Leben seitdem verbessert hat. Er wurde an der Universitätsklinik Marburg transplantiert und lebt seitdem mit dem Organ eines verstorbenen Menschen.
Zu Beginn der Veranstaltung im Kommunikationsraum der Weilburger Klinik hatte Krankenhaus-Geschäftsführer Thomas Schulz die Gäste begrüßt, darunter auch Landrat Michael Köberle (CDU), der einen Scheck in Höhe von 1000 Euro für die Deutsche Stiftung für Organtransplantation (DSO) mitgebracht hatte.
"Es geht darum, Leben zu retten", sagte der Landrat, der zugleich auch Vorsitzender der Gesellschafterversammlung und des Aufsichtsrats ist, "und der Tag der Organspende ist deshalb so wichtig, weil jeder Mensch einmal in die Situation kommen kann, ein fremdes Organ zu benötigen".
Die enge Zusammenarbeit zwischen dem Landkreis Limburg-Weilburg und dem Kreiskrankenhaus Weilburg habe sich auch in der Pandemiezeit sehr bewiesen, sprach er weiter und begrüßte dann den ärztlichen Direktor des Vitos-Klinikums Weilmünster, PD Dr. Christoph Best.
Michael Köberle lobte das gute Zusammenwirken auch mit ihm und wies auf den geplanten gemeinsamen Neubau der beiden Kliniken hin.
Heute würden weltweit mehr als 100.000 Organtransplantationen durchgeführt und viele Menschen stünden auf oft jahrelangen Wartelisten, sprach er weiter, "es geht nicht darum, die Menschen von einer Organspende zu überzeugen, sondern darum, dass sie eine Entscheidung treffen und diese auch in einem Organspendeausweis oder in einer Patientenverfügung dokumentieren." 8500 Menschen stünden in Deutschland auf der Warteliste für ein Spenderorgan. 2021 beispielsweise habe es bundesweit aber nur 923 Organspenderinnen und Organspender gegeben. Auf der Warteliste verstorben sind 1150 Menschen.
Ruth Linder, die ärztliche Koordinatorin der DSO für die Region Mitte, schilderte die Arbeit der Organisation und den Ablauf einer Organspende. Dabei berichtete sie auch von einer über 90-jährigen Patientin, die ihre Niere einer über 50-jährigen Person zur Verfügung stellte. Es gelang sehr gut. Allerdings sei dies nicht mit einem Herzen (nur bis 65 Jahre) oder einer Bauchspeicheldrüse (noch früher als 65) möglich. Gespendet werden können außerdem auch Lunge, Leber und Dünndarm.
Eine Organ- und Gewebeentnahme ist aber erst dann zulässig, wenn die Diagnose des unumkehrbaren Ausfalls der gesamten Hirnfunktionen (Hirntod) feststeht. Für den Fall, dass der Wille des Betroffenen nicht ermittelt werden kann, ist eine Organspende zulässig, wenn die nächsten Angehörigen der Organspende zustimmen. Darüber sprach Dr. Christoph Best.
Viele Menschen seien sich unsicher und würden daher eine Patientenverfügung beispielsweise darauf beschränken, dass sie nicht reanimiert werden möchten. Die Angst, dass mit einem Organspendeausweis nicht alles getan werde, um das Leben des möglichen Spenders zu schützen, sei unnötig, sagte Dr. Best. Denn die behandelnden Ärztinnen und Ärzte seien dem Wohl der Patienten verpflichtet; daher sei es das Ziel aller medizinischen Maßnahmen, das Leben dieser Person zu retten.
Auch Intensivmediziner Dr. Tobias Löhr, der Chefarzt der Anästhesie im Kreiskrankenhaus Weilburg, sprach von seinen Erfahrungen. Geschäftsführer Thomas Schulz kündigte noch an, dass das Krankenhaus auch im nächsten Jahr gemeinsam mit der DSO am Tag der Organspende eine entsprechende Informationsveranstaltung für die Öffentlichkeit anbieten werde. Das Krankenhaus möchte seinen Beitrag dazu leisten, dass das wichtige Thema der Organspende eine größere öffentliche Aufmerksamkeit erhalte. Denn Organspende könne Leben retten.