Zu den Tagen der Industriekultur hat sich der Kur- und Verkehrsverein Weilburg auf Spurensuche in der Residenzstadt begeben.
WEILBURG. Im Rahmen der hessischen Tage der Industriekultur 2021 hat der Kur- und Verkehrsverein (KVV) Weilburg die Stadtführung "Industriedenkmäler in Weilburg" angeboten.
Mit Stadtführerin Claudia Seibold ging es auf den Rundgang durch Weilburg und entlang der Lahn. Am Treffpunkt auf dem Weilburger Marktplatz konnte schon der Neptunbrunnen bewundert werden, der früher über die historische Wasserversorgung gespeist wurde.
Schiffstunnel verliert schnell an Bedeutung
Durch den Weilburger Schlossgarten führte der Weg weiter zum Aussichtspunkt oberhalb der Unteren Orangerie, von dem die Eisenbahnstrecke der Lahntalbahn gut einzusehen war, die Weilburg die Anbindung an Industrie und Handel sicherte. Durch den Schlossgarten, vorbei am Landtor ging es weiter zur Ausfahrt des Schiffstunnels, dem einzigen seiner Art in Deutschland.
Erbaut mit erheblichem Kostenaufwand von 1844 bis 1847, verlor die Lahnschifffahrt zwei Jahrzehnte später mit dem Bau der Lahntalbahn ihre Bedeutung. Heute zählt der Weilburger Schiffstunnel zu den bedeutendsten Verkehrsdenkmälern des 19. Jahrhunderts und wird bei schönem Wetter von zahlreichen Kanuten und Wassersportlern genutzt.
Die nächste Station war die Kirchhofsmühle in Weilburg. Als die Mühle 1878 in private Hand überging, wurde diese ausgebaut und vergrößert. Die Mühlräder wurden durch Turbinen ersetzt und die Stromerzeugung mittels eines Generators aufgenommen. Das um 1880/90 errichtete Hauptgebäude ist ein zeitgemäßer Industriebau des 19. Jahrhunderts und charakterisiert durch verputztes Klinkermauerwerk.
1925 wurde die Mühle bei einem Brand schwer beschädigt, der Mahlbetrieb wurde eingestellt und die Technik nur noch zur Stromerzeugung genutzt.
Ein weiteres Highlight der Tour war das Weilburger Rollschiff, Weilburgs kleine Fährverbindung zwischen den beiden Lahnufern "Im Bangert" und "Hauseley". Das Rollschiff Weilburg wird seit mehr als 300 Jahren als Fährverbindung genutzt und wurde ursprünglich zum Personen- und Viehtransport eingesetzt. Heute wird das Rollschiff an den Wochenenden von zwei ehrenamtlichen Rollschiffkapitänen von Hand über die Lahn gezogen und vor allem von Radwanderern, Wanderern und Touristen genutzt.
Der Ernst-Dienstbach-Steg - oder auch die Kettenbrücke - war der nächste Anlaufpunkt der Führung. Hier führte früher die historische Wasserversorgung von Weilburg über die Lahn, um den Bürgern der Stadt frisches Wasser zu liefern. Heute wird die Brücke von Spaziergängern, Wanderern und Einheimischen als Verbindung zwischen den beiden Lahnufern genutzt.
Mühle erzeugt heute noch Strom für die Stadt
Die letzte Station des Rundgangs führte zur Brückenmühle am Fuße des Weilburger Schlosses. Erstmals erwähnt 1294, wurde die Brücken- oder auch Schlossmühle immer wieder erneuert, und enthielt zwischenzeitlich auch ein Brauhaus, das dann in die Straße "Im Bangert" verlegt wurde. Im 18. Jahrhundert gab es außerdem noch eine Walkmühle zur Rot- und Weißgerberei.
Das heutige Hauptbetriebsgebäude wurde 1850 errichtet. Die drei großen Schaufelräder der Mühle wurden 1892 durch eine Turbinenanlage ersetzt. 1973 wurde der Mühlbetrieb unter der letzten Besitzerfamilie Engelmann eingestellt. Strom wird aber auch heute noch für die Stadt erzeugt.