Weilburger nach Erdbeben in großer Sorge um seine Eltern

Die Eltern des Weilburgers Okan Ucar leben in der vom Erdbeben betroffenen türkischen Stadt Antakaya – und haben alles verloren. Der TuS Löhnberg möchte nun helfen.
Weilburg. Das Entsetzen ist Okan Ucar anzumerken. Die Stimme des 27-jährigen Türken, der seit 2019 in Deutschland und seit rund einem Jahr in Weilburg lebt, klingt brüchig. Er ist in großer Sorge um seine Eltern, die in der von der Erdbebenkatastrophe betroffenen Stadt Antakaya wohnen und nun vor dem Nichts stehen.
„Meine Eltern haben ihr Haus verloren, leben auf der Straße und warten seit 60 Stunden auf Hilfe“, beschreibt der 27-Jährige am Mittwochnachmittag verzweifelt die Situation. Es seien zwar Hilfskräfte im Einsatz, doch die Koordination und Organisation sei chaotisch, die Krankenhäuser überlastet.
Immerhin: Seine Eltern haben das Erdbeben überlebt, er hält telefonischen Kontakt. Sein Vater hat eine Kopfverletzung davongetragen, ins Krankenhaus hat ihn bisher aber noch niemand gebracht. Seine Mutter ist unverletzt, braucht aber aufgrund einer Herz-Erkrankung dringend Tabletten.
Die Menschen dort haben kein Essen, kein Wasser - und es ist kalt.
„Antakaya gibt es nicht mehr. Und Ekinci, der Ort, an dem ich geboren bin, auch nicht“, sagt Okan Ucar fassungslos. Ein solches Unglück habe es in der Region seit mindestens 100 Jahren nicht mehr gegeben. „Die Menschen dort haben kein Essen, kein Wasser – und es ist kalt“, berichtet der Weilburger. Normalerweise, sagt er, beträgt die Temperatur in dieser Region um diese Jahreszeit etwa 14 Grad, aktuell liegt sie um den Gefrierpunkt. „Es ist eine Katastrophe“.
Besonders setzt es ihm zu, dass er von Weilburg aus kaum helfen kann. Sein Bruder ist vor Ort – und auch er schwebt in Gefahr. „Ich habe ihm am Telefon gesagt, dass er nicht ins Haus der Eltern gehen soll“, sagt der 27-Jährige. Denn immer wieder werde die Region von Nachbeben erschüttert. „Mein Vater ist 56 Jahre alt. Er hat geweint wie ein kleines Kind.“
Auch die vielen kulturellen Sehenswürdigkeiten, die in der Vergangenheit immer wieder Touristen nach Antakaya geführt hätten, sind dem Erdboden gleichgemacht, erzählt Okan Ucar.
Er wünscht sich, dass seine Eltern so schnell wie möglich einen Weg finden, das zerstörte Antakaya zu verlassen. „Das müssen sie aber auch bezahlen können. Sie brauchen dringend Geld“, betont er.
TuS Löhnberg hat ein Spendenkonto eingerichtet
Seit Okan Ucar in Weilburg lebt, spielt er für den TuS Löhnberg Fußball. Auch seine Mannschaftskameraden wollen ihm helfen. Die Abteilung hat ein Spendenkonto eingerichtet, auf dem Gelder gesammelt werden, mit denen der 27-Jährige seine Eltern unterstützen kann.
„Auch uns hat die Katastrophe betroffen gemacht“, berichtet Soufiane Aaboun, der die Spendenaktion des TuS Löhnberg koordiniert. Regelmäßig hebt er die eingegangenen Spenden ab und übergibt sie direkt an Okan Ucar, der das Geld dann seinen Eltern überweist. „Es ist egal, ob man 5 Euro, 20 Euro oder 100 Euro überweist. Jeder Cent zählt“, sagt Soufiane Aaboun.
Okan Ucar ist für diese Unterstützung sehr dankbar. „Diese Hilfe“, so sagt er, „werde ich mein Leben lang nicht vergessen“.
Wer Geld spenden möchte, kann sich per E-Mail unter der Adresse soufiane_aaboun@web.de an Soufiane Aaboun wenden.