Stefan Mross nutzt den Song "Bruttosozialprodukt" des Laubuseschbacher Komponisten Friedel Geratsch, ohne nach dessen Zustimmung gefragt zu haben.
. Weilmünster/Rust (rok). Musiker haben es in der Corona-Zeit schon schwer genug. Kaum Auftritte, kaum Events, wo die eigenen Lieder gespielt werden können. Umso ärgerlicher, wenn ein eigenes Werk vor einem Millionenpublikum aufgeführt wird und der Komponist hat nichts davon. Umso saurer war der Wahl-Laubuseschbacher Friedel Geratsch, Sänger und Songwriter der während der Neuen Deutschen Welle Anfang der 1980-er Jahre erfolgreichen Band "Geier Sturzflug", dass sein Nummer-1-Hit "Bruttosozialprodukt" in der ARD-Show "Immer wieder sonntags" von Moderator Stefan Mross präsentiert wurde.
Dies ohne Erlaubnis, mit abgeändertem Text - und ohne den Urheber des Originals zu nennen. Mross wollte mit dem Lied die Dorfhelferin Monika Rauber für ihr ehrenamtliches Engagement würdigen. Dagegen hätte der 68-jährige Geratsch ja prinzipiell auch gar nicht gehabt, wenn Stefan Mross vorher bei ihm angefragt hätte und sich nicht einfach mit fremden Federn geschmückt hätte. Friedel Geratsch muss nämlich sehr oft erfahren, dass seine beiden großen Hits "Bruttosozialprodukt" und "Pure Lust am Leben" mal wieder irgendwo live oder aus der Konserve gespielt wurden, ohne dass es der GEMA gemeldet wird und Geratsch den Lohn für seine musikalische Leistung erhält.
Zu Stefan Mross' Auftritt sagt Geratsch folglich: "Ich finde es dreist, so etwas einfach zu machen." Anderer Leute Songs zu covern, ist zwar prinzipiell zulässig, nicht aber, wenn man ohne Erlaubnis des Rechteinhabers den Text des Werkes abändert. Der Komponist des echten "Bruttosozialprodukt" sagt: "Ich hätte bei einer Anfrage wahrscheinlich nicht Nein gesagt. Ich finde es nur generell unsportlich, nicht zu sagen, von wem das Stück eigentlich ist."
Die Produktion von "Immer wieder sonntags" ist sich hingegen keiner Schuld bewusst. In ihrer Stellungnahme heißt es: "Wir verletzen keinerlei Urheberrechte, da wir uns an die wesentlichen Merkmale einer Parodie halten." Folglich sei es nicht notwendig gewesen, um Freigabe des Songs zu bitten.
Die GEMA sieht es anders und stellt sich auf Geratschs Seite. Deren Pressestelle erklärt: "Generell muss man vor einer öffentlichen Aufführung die Genehmigung des Komponisten einholen. In diesem Fall könne es keine Parodie sein, da durch eine Textveränderung ein völlig neues Werk angelegt worden sei."
Friedel Geratsch sieht davon ab, juristisch gegen Stefan Mross vorzugehen. "Und ich will auch jetzt nicht in seine Show eingeladen werden." Der Laubusechbacher Künstler hätte es aber schön gefunden, wenn Stefan Mross wenigstens die Größe gehabt hätte, sich persönlich bei ihm zu entschuldigen. Doch der Fernsehmoderator möchte sich öffentlich nicht zu der Sache nicht äußern, hat Geratsch nach dessen Angaben auch nicht kontaktiert.