Bei der dritten Grenzwanderung in Weilmünster trotzen mehr...

Bei der dritten Grenzwanderung in Weilmünster legen die Teilnehmer Zwischenstopps ein, an denen viele Infos auf sie warten.  Foto: Nadine Peter

Auf einer Länge von 34 Kilometern verläuft die Grenze von Weilmünster zu den 13 Nachbargemarkungen. Bei der dritten Grenzwanderung stand das Teilstück zwischen Möttau und...

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WEILMÜNSTER. Auf einer Länge von 34 Kilometern verläuft die Grenze von Weilmünster zu den 13 Nachbargemarkungen. Das Jubiläum "800 Jahre Weilmünster" hat der Ortsbeirat zum Anlass genommen, diesen Grenzverlauf in mehreren Etappen zu erkunden. Bei der dritten Grenzwanderung stand das gut sieben Kilometer lange Teilstück zwischen Möttau und Dietenhausen auf dem Programm. Trotz des regnerischen Wetters haben mehr als 50 Wanderer an der informativen und abwechslungsreichen Tour teilgenommen.

Teils zugewachsene Wege wieder begehbar gemacht

Bereits im Vorfeld der Grenzwanderung hatte Ortsvorsteher Christian Horn, der auch Obmann für historische Grenzsteine ist, gemeinsam mit Rolf Schliffer und Oliver Vazquez vom Ortsbeirat Möttau Grenzsteine entlang der Strecke gesucht und entsprechend markiert. Um die teils stark zugewachsenen Wege begehbar zu machen, hatte Claus Weil vom Ortsbeirat Weilmünster geholfen.

Zum Gelingen der Veranstaltung trugen auch der Elferrat des TuS 03 Weilmünster und die Freiwillige Feuerwehr Weilmünster bei, die beim Aufbau mitwirkten beziehungsweise den Shuttle-Service zum Ausgangspunkt der Wanderung und zurück übernahmen. Als Christian Horn die Teilnehmer zum Start der Tour begrüßte, war es noch trocken. Er dankte allen Helfern, insbesondere den Experten, die im weiteren Verlauf die Grenzwanderung mit ihren Beiträgen bereicherten. Dazu gehörten Gerd Mathes, Vorsitzender des Vereins zur Pflege historischer Grenzmale Hessen, Revierförster Klaus Bartling vom Forstamt Weilmünster und Bürgermeister Mario Koschel (parteilos).

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Anhand von verschiedenen großformatigen Karten erläuterte Christian Horn zunächst die historischen Grenzverläufe der Gemarkung. Wissenswertes erfuhren die Teilnehmer auch zur Hessenstraße und zum Einhaus, dem Startpunkt der Tour.

Bis 1807 war das Einhaus die Poststelle, die über die Hessenstraße erreichbar war. Nach dem Bau der Weilstraße sei der Postwagen ab 1862 von Weilburg über die Weilstraße nach Weilmünster, von dort zum Einhaus und weiter nach Grävenwiesbach und Usingen gefahren, berichtete der Ortsvorsteher in Auszügen aus der Chronik von Robert Dann.

Im Verlauf der Wanderung gab es noch reichlich Informationen. Gerd Matthes erwies sich einmal mehr als absoluter Kenner der Heimatgeschichte. Seine umfassenden Informationen zur Grenze zwischen Preußen und Nassau oder Nassau-Weilburg und Solms-Braunfels paarte er mit unterhaltsamen Anekdoten. Mithilfe von Bildern lieferte er interessante Details zur Geologie und zur Entstehung des Bodens im Gebiet der Wanderung. Wissenswertes erfuhren die Wanderer über einen ehemaligen Köhlerplatz und einen sehr gut erhaltenen Grenzstein Nr. 191, der 1793 zur Markierung der Grenze gesetzt worden war. Doch wie stellten die Menschen fest, wo eine Grenze verlaufen sollte? An einem trigonometrischen Punkt erläuterte Christian Horn die Unterschiede in der Landvermessung einst und heute. Früher war es die Methode der Triangulation, bei der eine Fläche in Dreiecke aufgeteilt und ausgemessen wurde. Heute funktioniert die Vermessung mit GPS.

An mehreren Stationen der Grenzwanderung ging Revierförster Klaus Bartling auf die aktuelle Situation des Waldes und die Waldbewirtschaftung ein. Anhand verschiedener geschützter Bäume erläuterte er, wie wichtig diese als Lebensraum für Insekten und Vögel seien. Über die Weller Straße am Grenzverlauf von Weilmünster zu Kröffelbach, die parallel zur Frankfurter Straße verläuft, gelangten die Teilnehmer an das Gelände Buhlenberg.

Nächste Wanderung im Herbst 2020

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Während Christian Horn verriet, dass der Buhlenberg 1350 als Teil des sogenannten Häuserwalds ein Geschenk an die Gemeinde Weilmünster war, informierte Revierförster Klaus Bartling zum geplanten Ausbau der Windenergieanlagen und der Wirkung auf den Wald. Bürgermeister Mario Koschel lieferte einen kurzen Überblick über den aktuellen Sachstand.

Um den genauen Grenzverlauf zu erkunden und zu den Grenzsteinen zu gelangen, mussten die Teilnehmer hin und wieder auch die befestigten Wege verlassen. Zudem hatte es nach einem Drittel der Wanderung stark zu regnen begonnen. Als die Wanderer ein besonders anspruchsvolles und unwegsames Teilstück zurückgelegt und auch noch einen Graben überquert hatten, wartete eine "Belohnung" in Form von Hochprozentigem. Dieser darf bei keiner Grenzwanderung in Weilmünster fehlen, ebenso wie die Stärkung unterwegs mit Getränken, Fleischwurst und Pfefferbeißern.

Am Ende der Wanderung waren alle durchnässt, aber gut gelaunt und schon voller Vorfreude auf das nächste Jahr. Denn 2020 geht es am ersten Sonntag im Oktober auf den vierten Abschnitt um den Dreiherrenstein und die Siegfriedseiche, entlang der Grenze zu Dietenhausen, Brandoberndorf und Grävenwiesbach. Für 2021 ist der fünfte und letzte Abschnitt der 34 Kilometer langen Strecke geplant, der von Mönstadt, Heinzenberg und Langenbach zum Ausgangpunkt der ersten Tour bei Rohnstadt führt.