Die medizinische Versorgung in den ländlichen Regionen ist eine große Herausforderung für die Zukunft. In Weilmünster haben sie vor zehn Jahren ein Projekt gestartet. Das...
WEILMÜNSTER. Vor zehn Jahren ist das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) im Mühlweg 2a in Weilmünster an den Start gegangen mit dem Ziel, die ärztliche Versorgung im Marktflecken langfristig zu sichern. Im Rahmen einer Feierstunde haben die beiden Geschäftsführer des MVZ, Professor Christian Heiß und Alexander Emmerson, die Entwicklung der Einrichtung kurz skizziert.
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"Wir blicken auf eine noch sehr junge, aber bewegte Unternehmensgeschichte zurück", erklärte Heiß und machte das mithilfe einiger prägnanter Eckpunkte deutlich. Aus dem MVZ Weilmünster ist mittlerweile das MVZ medicum mittelhessen geworden, das neben dem Hauptstandort Weilmünster in sieben weiteren Städten und Gemeinden in den Kreisen Limburg-Weilburg, Lahn-Dill und Hochtaunuskreis mit haus- und fachärztlichen Angeboten vertreten ist.
28 Mediziner behandeln mehr als 100.000 Patienten
"Aktuell arbeiten hier 160 qualifizierte Mitarbeiter, demnächst werden es sogar 180 sein", erklärte Heiß. Insgesamt 28 Allgemeinmediziner und Fachärzte aus zehn unterschiedlichen Sparten behandeln mehr als 100.000 Patienten jährlich. Damit sei das MVZ medicum mittelhessen eines der größten medizinischen Versorgungszentren in Hessen.
"Wir wollen die medizinische Versorgung in den ländlichen Regionen aufrechterhalten."
Christian Heiß, Geschäftsführer MVZ medicum mittelhessen
Vor etwas mehr als zehn Jahren sei Alexander Emmerson auf ihn zugekommen und habe ihn auf Versorgungsproblematik in Weilmünster aufmerksam gemacht, erinnert sich Heiß an den Ursprung der Unternehmensgründung. Schon damals hätten sie beide von Beginn an zwei Ziele verfolgt, die auch für die Gegenwart und die Zukunft gelten würden: "Wir wollen die medizinische Versorgung in den ländlichen Regionen aufrechterhalten und ausbauen", betonte der Professor. Um das zu erreichen, formulierte er als weiteres Ziel die Digitalisierung und Dezentralisierung über mehrere Standorte und Landkreise, die Integration der fachärztlichen Versorgung sowie hoch qualifiziertes Personal zur bestmöglichen Versorgung der Patienten.
"Wir waren mal 37, bald sind wir 180", fand Geschäftsführer Alexander Emmerson sehr persönliche Worte für das Team des MVZ und fügte an: "Es sind die Mitarbeitenden, die uns auszeichnen. In den vergangenen Jahren und auch in Zukunft." Der Kinderarzt Franz-Josef Larsch und die Arbeitsmedizinerin Melanie Funk seien die ersten Fachärzte im MVZ gewesen, erinnerte sich Emmerson. Heute sei es ein großer Pool an Ärzten aus zehn unterschiedlichen Fachbereichen.
Der Geschäftsführer lenkte das Augenmerk der in großer Zahl anwesenden Gäste auch auf die zurückliegenden zweieinhalb Jahre, die bestimmt waren von der Corona-Pandemie. !13 von 14 Corona-Patienten wurden von Allgemeinmedizinern betreut, nicht in Kliniken", hob er deren Leistung und Engagement hervor. "Sie waren da, am Anfang, als niemand geimpft werden konnte, und sie waren da, als alle geimpft werden wollten." Für sie sei aber nicht geklatscht worden, merkte er an, was die Gäste jedoch umgehend nachholten.
Auf die ärztliche Versorgung im ländlichen Bereich und deren Bedeutung für die Zukunft gingen die Ehrengäste in ihren Grußworten ein. Angesichts des Fachkräftemangels sei die Beschäftigungssituation für junge Ärztinnen und Ärzte ein wichtiger Aspekt, sagte Renate Labonté, die Leiterin der Stabsstelle "Ländliche Räume" im hessischen Umweltministerium. Ein MVZ ist eine Einrichtung zur ambulanten medizinischen Versorgung, in der beliebig viele zugelassene Ärzte im Angestelltenverhältnis arbeiten. Auf die schwierige und oft vergebliche Suche nach einem Nachfolger für Hausarztpraxen, das MVZ als Arbeitgeber für qualifizierte Fachkräfte und die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung auf dem Land gingen die weiteren Redner ein.
Zu ihnen gehörten der CDU-Landtagsabgeordnete Andreas Hofmeister, der Erste Kreisbeigeordnete Jörg Sauer (SPD), Bürgermeister Mario Koschel (parteilos) und die Hauptgeschäftsführerin der IHK Limburg, Monika Sommer.
Anfangs sei das Projekt nicht unumstritten gewesen, erinnerte der ehemalige Weilmünsterer Bürgermeister Manfred Heep an die Gründung des MVZ, die er als Rathauschef begleitet hatte. Es galt, viele Hürden zu überwinden, denn:"Der traditionelle Hausarzt, den Patienten seit Jahrzehnten vertraut, war nicht länger aufrechtzuerhalten."
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Inzwischen habe sich die Projektidee des MVZ längst etabliert, staunte Professor Heiß ob der rasanten Entwicklung in den vergangenen zehn Jahren. Man werde weiter wachsen, müsse aber darauf achten, dass der Prozess nicht zu schnell verlaufe.