Weilmünster-Dietenhausen. Städtepartnerschaften gibt es viele, Freundschaften zwischen zwei kleinen Dörfern sind schon seltener. Wenn eine solche Freundschaft dann auch noch...
WEILMÜNSTER-DIETENHAUSEN. Weilmünster-Dietenhausen. Städtepartnerschaften gibt es viele, Freundschaften zwischen zwei kleinen Dörfern sind schon seltener. Wenn eine solche Freundschaft dann auch noch rein zufällig entsteht und auf 60 Jahre aktive Freundschaft zurückblicken kann, verdient das besondere Aufmerksamkeit. Das feierten nun die Einwohner des Weilmünsterer Ortsteils Dietenhausen gemeinsam mit den Einwohnern des gleichnamigen Dorfes in der Gemeinde Keltern, in der Nähe von Pforzheim in Baden-Württemberg.
Der Zündfunke für diese Dorf-Partnerschaft war reiner Zufall. Im Herbst 1962 unternahmen die beiden Freunde Erwin Löw und Rudolf Ebert einen sonntäglichen Ausflug. Auf aktuelle Nachfrage räumt Erwin Löw übrigens mit einem Fehler auf: Nicht mit dem Motorrad, sondern mit dem Auto waren die Beiden unterwegs.
Bei gemächlicher Fahrt passierten die beiden nach etwa drei Stunden ein Ortsschild mit dem Namen Dietenhausen. Waren Sie im Kreis gefahren? War es ein Schreibfehler? Es sollte sich herausstellen, dass sie rund 200 Kilometer von zuhause entfernt ein weiteres Dietenhausen entdeckt hatten. Leutselig kamen die Beiden schnell ins Gespräch, ein Jahr später wurde die Gründungsfeier zelebriert. Erwähnenswert ist, dass sich diese Partnerschaft von vielen Anderen unterscheidet. Wurden nämlich nach dem zweiten Weltkrieg zur Völkerverständigung Partnerschaften mehr oder weniger durch politischen Willen gegründet, so basiert dieser Zusammenschluss hier rein aus privaten Kontakten, die natürlich durch die beiden Rathäuser auf beiden Seiten unterstützt wird.
Auf den Tag genau 60 Jahre nach der Gründungsfeier reisten 40 Hessen in den Süden und bekamen dort einen warmherzigen Empfang. Neben Bürgermeister Steffen Bochinger und dem Organisationsteam empfingen zahlreiche Badener die Hessen. Ein kurzweiliges Programm wartete auf Gäste und Gastgeber, natürlich kam die Kulinarik nicht zu kurz und auch der obligatorische Rundgang durchs Dorf durfte nicht fehlen. In einer kurzen Ansprache wurde die Partnerschaft würdig geehrt: Die beiden Bürgermeister Mario Koschel und Steffen Bochinger, Jürgen Stöffler und Carsten Rohde sowie Reinhard Dern begrüßten die Anwesenden und übergaben das obligatorische Gastgeschenk.
Beim Programm hatten die Gastgeber frische Ideen ins Spiel gebracht, auf klassische Vorträge wurde weitestgehend verzichtet. Und auch nicht die Bühne in der historischen Kelter war der Mittelpunkt, sondern das gesamte Areal. Das heimische Unternehmen "Beeswe.love" präsentierte sich, eine Erlebnisfarm führte gemeinsam mit den Besuchern Tiere aus, die Guggemusik Bääreklopfa machte mächtig Stimmung, eine Mohrenkopfwurfmaschine sorgte für große Freude und eine schöne Bilderausstellung lud zum Verweilen ein.
Ein Gefühl der Vertrautheit
Der mit Abstand herausragendste Punkt war jedoch nichts Haptisches, sondern ein Gefühl der Vertrautheit. Überall sah man Menschen im Gespräch, teilweise kannten sich die Gegenüber erst wenige Minuten und dachten doch, es wäre schon eine Ewigkeit. Überragend viele junge Familien von beiden Dörfern waren dabei, die Kinder gaben dem Ganzen eine fröhliche Dynamik.
Von Roland Schmidt