Im Bauausschuss Guntersblum präsentiert die KTB Projektentwicklung GmbH aus Wiesbaden ihre Vorstellungen vom Neubau eines Seniorenpflegeheims am Algersweg. Man könnte von...
GUNTERSBLUM. Im Bauausschuss Guntersblum präsentiert die KTB Projektentwicklung GmbH aus Wiesbaden ihre Vorstellungen vom Neubau eines Seniorenpflegeheims am Algersweg. Man könnte von einem Eklat sprechen, zumindest von bösen Überraschungen, was sich dabei offenbart.
Vier KTB-Vertreter, die Investoren, sind im Ratssaal des Leininger Schlosses erschienen, um ihre Pläne vorzustellen, zu erläutern und gegebenenfalls zu diskutieren. Auf einer Fläche von 3059 Quadratmetern im geplanten Neubaugebiet am Algersweg, nahe der Kita, soll ein Seniorenpflegeheim mit zwei Vollgeschossen und ausgebautem Dachgeschoss entstehen. Darin können 57 pflegebedürftige Personen in Einzelzimmern untergebracht werden. Das erfahren die Mitglieder und Zuhörer.
Theo Schefer, Architekt des Investors, erläutert die detaillierten und bunten Pläne und Skizzen an der Wand und es wird etwas unruhig im Plenum. Klaus Bechler (SPD) ergreift das Wort und fragt nach der Veränderung der Drempelhöhe im Gegensatz zum vorgegebenen Bebauungsplan.
Schefer kann keine Zentimeter nennen. Rüdiger Conradi, der KTB-Seniorchef, begründet die minimale Erhöhung mit gesetzlichen Auflagen für Pflegepersonal in den Zimmern der Bewohner im Dachgeschoss. Das ruft Ursula Krämer-Adam (ULG) auf den Plan: „Ich verstehe immer nur Pflegeplätze, Pflegeheim. Unsere Vorstellungen lauten deutlich Betreutes Wohnen und Seniorenheimplätze mit Pflegeplätzen!“
Conradi wird ungehalten: „Die Grundstücke, die Guntersblum anzubieten hat, sind entweder nicht geeignet oder die Auflagen zum Denkmalschutz machen eine Realisierung unrentabel bis unmöglich. Dieses Grundstück am Algersweg ist in seinem Zuschnitt ungeeignet. Und dann die Abstandsgrenze von fünf Metern. Das passt da nicht drauf.“
Ortsbürgermeisterin Claudia Bläsius-Wirth (CDU) und Bechtel sind fassungslos: „Aber der Bebauungsplan für das Neubaugebiet Algersweg West wurde mithilfe Ihrer Vorstellungen so erstellt, eine Senioreneinrichtung an genau dieser Stelle vorgesehen und jetzt sind das angeblich neue, unvorhersehbare Größen?“
„Bebauungspläne und Pflegeverordnungen sind zweierlei“, klärt Conradi auf. Zum Portfolio der Firma KTB Plan- und Bauregie zählen laut Homepage auch Pflegeheime und Seniorenwohnungen. Bläsius-Wirth wird deutlich. „Verstehen Sie unsere extreme Überraschung, meine Herren!“
Conradi senior zieht einen anderen Joker: „Das ist die Gesetzeslage. Wir haben uns von Betreutem Wohnen verabschiedet. Betreutes Wohnen und Pflegeheim müssen getrennt sein, räumlich, abrechnungstechnisch, also unterschiedliche Betreiber.“ Unterschiedliche Betreiber seien doch denkbar, wendet Bläsius-Wirth ein, Cura sana, den wir favorisieren und ein weiterer. „Mit Cura sana reden wir nicht. Die stehen nicht zur Verfügung“, so Conradi.
Bläsius-Wirth: „Sie haben gar keinen Betreiber mehr?“ Gerolf Herzog, Berater der KTB: „Wir beschäftigen uns seit inzwischen sieben Jahren mit diesem Thema. Lassen Sie uns zu einer Lösung kommen!“ Die drei Herren, mit Junior Alex Conradi im Schlepptau, verabschieden sich.
Beim zweiten Tagesordnungspunkt wird im Bauausschuss deutlich, dass es nicht nur bei der geplanten Senioreneinrichtung Fragezeichen gibt. Das ganze Erschließungsverfahren des Neubaugebiets Algersweg West liegt auf Eis. Bläsius-Wirth: „Solange es einen schwebenden Widerspruch gibt, ist die Unanfechtbarkeit nicht gegeben. Das Vorhaben ist auf Stillstand. Das bedarf juristischer Klärung. Die kann dauern. Ausgang ungewiss. Wir arbeiten daran.“
Das hat erst einmal die Konsequenz, dass auch WSW + Partner als Erschließungsträger die Hände gebunden sind.