Bad Endbach will ein Konzept für Radfahrer und Fußgänger erstellen. Eins steht schon fest: Das Radwegenetz zwischen den Ortsteilen muss besser werden.
BAD ENDBACH. Corona hat viel verändert, auch das Mobilitätsverhalten. Mehr Menschen steigen laut Umfragen aufs Fahrrad um oder gehen häufiger zu Fuß. Die Bad Endbacher SPD hat diesen Trend auch in der Kurgemeinde ausgemacht. Die Fraktion im Kommunalparlament fordert nun, ein "Nahmobilitätskonzept zum Fuß- und Radverkehr" im Gemeindegebiet zu erstellen.
Fahrrad-Monitor Hessen zeigt Handlungsbedarf
Zuerst soll die Situation entlang der Bundesstraße 3050 zwischen Hartenrod, Schlierbach, Bad Endbach und Wommelshausen-Hütte betrachtet werden. Als zweiter Schritt soll dann die Radverkehrsverbindung in den anderen Ortsteilen in Augenschein genommen werden. Die bestehenden Radwege sollen zu einem Radwegenetz zusammengefasst werden. Der Gemeindevorstand soll eine Fuß- und Radwegenetzanalyse in Auftrag geben. Des Weiteren soll der Gemeindevorstand beauftragt werden, festzustellen, ob und wo in dem Radwegenetz Reparaturstationen installiert werden können.
Um die Barrierefreiheit für Verkehrsteilnehmer mit körperlichen Einschränkungen zu verbessern, soll untersucht werden, inwiefern abgesenkte Bordsteine, wo diese noch fehlen, mit taktilen Elementen - also Aufmerksamkeitsfeldern oder Bodenleitlinien - gesetzt werden können. Zudem soll der Gemeindevorstand geeignete Fördermöglichkeiten für ein Nahmobilitätskonzept ermitteln. Im Haushaltsjahr 2023 soll bereits Geld für das Projekt eingestellt werden.
Ob zu Fuß, mit dem Rad, mit Auto Bus oder Bahn - "Wir haben den Anspruch, gut und sicher von A nach B zu gelangen", begründete Tamara Reiers, Fraktionsvorsitzende der SPD, das Anliegen ihrer Partei. Die Landesstraße 3050 werde täglich von vielen Verkehrsteilnehmern genutzt. Die Ergebnisse des Fahrrad-Monitors Hessen 2021 zeigten, dass die befragten Bürgerinnen und Bürger "zu 40 Prozent häufiger die eigenen Füße und zu 28 Prozent häufiger das eigene Fahrrad nutzten, als vor der Coronapandemie", sagte Reiers.
Allerdings zeigt die Befragung auch, dass im Regierungsbezirk Gießen, also im eher ländlich strukturierten Mittelhessen, die Veränderungen im Mobilitätsverhalten geringer ausfallen als im übrigen Hessen.
Auch die Zufriedenheit mit den Bedingungen, die Radfahrer vorfinden, fällt in mittelhessischen Gemeinden laut Fahrrad-Monitor geringer aus. Auffällig ist zudem, dass viele Mittelhessen angaben, überwiegend auf Fahrbahnen ohne Markierungsstreifen unterwegs zu sein oder sich den Gehweg mit den Fußgängern ohne eine markierte Trennung zu teilen.
All diese Punkte schlagen sich dann auch in der Bewertung der Politik nieder. In Mittelhessen sind die Menschen am wenigsten zufrieden mit dem, was die Kommunalpolitik in Sachen Radverkehr auf die Beine stellt. Der Wunsch nach mehr Fahrradwegen ist hier besonders groß. Überdurchschnittlich hoch ist auch die Kritik am Belag der Radwege. Nachholbedarf gibt es in Mittelhessen auch noch bei der Nutzung des Fahrrads für kurze Wege, etwa zum Einkaufen. Das dürfte wohl auch mit dem dünnen Angebot an Läden in eher ländlich geprägten Gegenden zusammenhängen.
Die repräsentative Umfrage wurde im Zeitraum Mai bis Juni 2021 erstellt. 1004 Hessinnen und Hessen zwischen 14 und 69 Jahren wurden befragt. Als wichtigste Argumente, das Fahrrad zu nutzen, nennen die Befragten die Umweltfreundlichkeit, die Gesundheit und die Kosten.
Mobilität entwickele sich stetig weiter, sagte Reiers. Die SPD wolle die "Möglichkeiten verbessern, ausweiten und fortschrittlich gestalten". Verbesserungsbedarf bestehe vor allem bei der Anbindung der Ortsteile untereinander. Tobias Aßmann (CDU), sagte, Nahmobilität sei grundsätzlich ein wichtiges Thema. Die Aussage in dem Antrag, dass mit der Betrachtung der Verbindungen zwischen Hartenrod und Bad Endbach bis zur Kläranlage begonnen werden sollte, habe ihn aber stutzig gemacht. Denn gerade hier gebe es das beste Angebot in der Großgemeinde. Die Dringlichkeit liege vor allem in den übrigen Ortsteilen. Reiers sah keinen Widerspruch zu den im Antrag formulierten Zielen. "Genau so steht es drin."
Das Gemeindeparlament beschloss den Antrag der SPD-Fraktion einstimmig.