Biedenkopfer berichten, wo sie Angst haben

Jörg Schormann, einer der beiden Kompass-Berater des Polizeipräsidiums Mittelhessen bei der Vorstellung des Kommunalprogramms bei der 1. Sicherheitskonferenz in Biedenkopf.  Foto: Polizeidirektion Marburg-Biedenkopf
© Polizeidirektion Marburg-Biedenkopf

Auf Grundlage der Angaben, wo und warum sie sich unsicher fühlen, sollen passgenaue Vorbeugungsmaßnahmen entwickelt werden. Das ist Teil des Kompass-Projektes.

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BIEDENKOPF. Biedenkopf nimmt seit 2020 am Programm Kompass teil. Es zielt auf eine Verzahnung von Polizei, Stadt und Zivilgesellschaft. Durch eine anonyme Bürgerbefragung soll das subjektive Sicherheitsgefühl erfragt und ermittelt werden. Sie läuft derzeit und steht über die Homepage der Stadt (www. biedenkopf.de) allen Bürgern offen.

"Liebe Bürger, bitte nehmen Sie an unserer Umfrage teil, nutzen Sie die Gelegenheit, sich aktiv in dieses wichtige Thema einzubringen und leisten Sie damit einen Beitrag, um die Sicherheit in unserer Stadt zu verbessern", sagte Bürgermeister Joachim Thiemig (SPD) bei einer Sicherheitskonferenz der Kompass-Kooperation. Daran nahmen auch Mitarbeiter der Stadt, Vertreter des Polizeipräsidiums Mittelhessen sowie Vertreter aus der Politik und von Bürgern teil. In dieser Tagung ging es um die Vorstellung der Sicherheitsinitiative, ihre Ziele und einen Ausblick auf die nächsten Entwicklungen im Kompass-Prozess

"Wir hoffen auf eine hohe Beteiligung; hoffen, dass uns die Bürger anvertrauen, wo und warum sie sich unsicher fühlen, um aus dem Ergebnis passgenaue Präventionsmaßnahmen für Biedenkopf umsetzen und damit sowohl das Sicherheitsgefühl zu stärken als auch die objektive Sicherheit weiter zu erhöhen", erklärten die Kompass-Berater des Polizeipräsidiums, Polizeihauptkommissarin Sonja Böhm und Kriminalhauptkommissar Jörg Schormann.

Großer Unterschied zwischen Fakten und Gefühl

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"Biedenkopf ist mit Blick auf die Kriminalstatistiken keine Kommune mit hohen Werten. Das subjektive Sicherheitsempfinden unserer Bürger unterscheidet sich mitunter wahrnehmbar hiervon. Wir wollen daher durch die Teilnahme am Landesprogramm Kompass mit unseren Bürgern in einem engen Dialog feststellen, wo sie sich nicht sicher fühlen, um gemeinsam passende Maßnahmen zur Verbesserung zu erarbeiten und umzusetzen", erläuterte Bürgermeister Thiemig.

Polizeipräsident Bernd Paul verdeutlichte, die polizeiliche Kriminalstatistik lasse zwar Rückschlüsse auf Täterverhalten oder Auffälligkeiten der Kriminalität vor Ort zu, sie bilde aber niemals Einschätzungen der Bürger zu "ihrem" Sicherheitsgefühl ab. "Die statistischen Zahlen stimmen oft nicht mit der gefühlten Sicherheit überein", erklärte Paul. Nur gemeinsames Handeln von Polizei, Kommune, Bürgern, Vereinen oder anderen Institutionen ermögliche eine Verbesserung der Sicherheit im eigenen Umfeld und führe so zu einem verbesserten Lebensgefühl. Es gehe um die Entwicklung angepasster, individueller Lösungen für die spezifischen kommunalen Sicherheitsbedürfnisse.

Die Kompass-Berater Sonja Böhm und Jörg Schormann berichteten, in Mittelhessen nähmen mittlerweile 20 der mittelhessischen Kommunen und 98 hessenweit teil. Sie erläuterten die Sicherheits- und Kriminalitätslage anhand der polizeilichen Kriminalstatistik und verdeutlichten in diesem Zusammenhang die Auswirkungen des sogenannten Dunkel- und Hellfeldes auf das subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung.