Der Wolf polarisiert - ein Wolfsberater klärt auf

Wie umgehen mit dem Wolf? Das Thema haben Schüler am Gymnasium Schloss Wittgenstein diskutiert.
© DPA-Bild

Nicht verharmlosen und keine Panik schüren - am Gymnasium Schloss Wittgenstein in Bad Laasphe hat Wolfsberater Thomas Pusch mit Schülern diskutiert.

Anzeige

Bad Laasphe. Im Rahmen des Themengebietes Ökologie geht es im Biologie-Unterricht am Gymnasium Schloss Wittgenstein (GSW) um die Zusammenhänge im Ökosystem Wald, um die Analyse der Räuber- und Beute-Beziehungen und natürlich auch um die Rolle des Wolfes als großer Beutegreifer. Die GSW-Biologie-Lehrerinnen Kathrin Beck und Sina Becker nahmen dies zum Anlass, den Wolfsberater Thomas Pusch vom Naturschutzbund einzuladen, um die Schüler ihrer Biologie-Kurse der Klassen 8 und 11 umfassend über den aktuellen Wolfsbestand und das Wolfsmanagement zu informieren.

Thomas Pusch nahm die Einladung gerne an, informierte in zwei Vorträgen über die Aufgaben eines Wolfsberaters und stand im Anschluss für Fragen zur Verfügung. Wolfsberater sind NABU-Mitglieder, die für die Menschen in ihrer Umgebung, die Fragen zum Wolf haben, wichtige Ansprechpartner sind. Sie setzen sich im und mit dem NABU ehrenamtlich auf vielfältige Weise für den Wolf ein.

Wölfe auf keinen Fall füttern

„Wie soll man sich denn verhalten, wenn man tatsächlich mal einem Wolf begegnet?“, wollten die Schüler natürlich von ihrem Gast wissen. Wolfbegegnungen, selbst in Wolfsgebieten, seien sehr selten und eher unwahrscheinlich, meinte Thomas Pusch. Er empfahl sogar: „Wenn es passiert, dann genießt diesen Augenblick!“ Pusch mahnte aber natürlich auch zur angemessenen Vorsicht. Man solle den Wolf mit lautem Rufen verscheuchen und selbst nicht weglaufen. Selbstverständlich dürfe man Wölfe auf keinen Fall füttern, da sie ansonsten zutraulich werden und ihre Scheu verlieren.

Anzeige

„Deutschlandweit ist Wolfsschutz bei Weidehaltung in Form von Stromzäunen notwendig. Der Wolf muss lernen: Schaf tut weh““, erläuterte Thomas Pusch. Dies müsse aus Steuergeldern finanziert werden, um Viehhalter zu unterstützen. Pusch macht aber auch keinen Hehl daraus, dass problematische Wölfe, eventuell auch ganze Rudel, „entnommen“ werden müssten, um die Landwirte zu schützen. Diese müssten im Schadensfall auch entschädigt werden.

Der Wolf polarisiere natürlich auch in Siegen-Wittgenstein. Während sich Naturschützer und Tierfreunde über die Wiederansiedlung der Tiere freuen, fürchten die Schafzüchter, Landwirte und auch Jäger große Konsequenzen für die Nutz- und Wildtiere. Hier gelte es, Verunsicherungen abzubauen und fachlich korrekte Informationen zu liefern. Wichtig ist es Wolfsberater Thomas Pusch, weder zu verharmlosen noch Panik zu schüren. Er möchte vielmehr das Verständnis bei den Schüler wecken, den Wolf als Teil des Ökosystems und einer funktionierenden Natur anzusehen.

Der vom Landesumweltamt (LANUV NRW) erarbeitete Wolfsmanagementplan trägt den Titel „Handlungsleitfaden für das Auftauchen einzelner Wölfe“ und beschreibt die vorgesehenen Handlungsabläufe zum Vorgehen bei Hinweisen auf Wölfe. Er legt konkrete Zuständigkeiten fest, benennt Ansprechpartner vor Ort und erläutert die im Konflikts- oder Schadensfall erforderlichen Maßnahmen. Der Wolfsmanagementplan orientiert sich, wie vergleichbare Pläne anderer Bundesländer, an dem Fachkonzept „Leben mit Wölfen“ des Bundesamtes für Naturschutz (BfN). 

„Ich hoffe, dass durch den Vortrag eines Wolfs-Sachverständigen das Interesse unserer Schüler* geweckt wurde und wir so den Biologie-Unterricht anschaulich gestalten konnten“, meint Organisatorin Kathrin Beck.