Hinterländer Apotheken sind bei bundesweitem Streik dabei

Bundesweit streiken am 14. Juni die Apotheker. Sie wollen auf vielfältige Missstände ihrer aktuellen Situation aufmerksam machen. Das hat auch Auswirkungen auf die Versorgung im Hinterland.
© May-Britt Winkler

Am 14. Juni bleiben viele Apotheken geschlossen – darunter auch in Biedenkopf. Was tun im Notfall?

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Biedenkopf. Die Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt nach wie vor. 2022 erreichte das sogenannte Apothekensterben ein neues Ausmaß: Rund 400 Geschäfte schlossen – allein in Hessen an die 100. Gerade im ländlichen Raum stellt das die Bürger vor Probleme, die auf eine medikamentöse Behandlung angewiesen sind.

Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) ruft zum Streik auf – am 14. Juni sollen bundesweit Apotheken geschlossen bleiben. Viele Hinterländer Apotheken beteiligen sich. Wichtig ist: Die Grund- und Notfallversorgung ist durch Notdienste gewährleistet.

„Das Berufsbild des Apothekers hat in den vergangenen Jahren in der Bevölkerung und bei der Politik massiv an Ansehen verloren“, erklärt Stephan Schröder, der Inhaber die Bad Endbacher Hinterland Apotheke und der Einhorn-Apotheke in Buchenau. Das Übermaß an Bürokratie, eine Unterfinanzierung, der eklatanter Fachkräftemangel und Lieferengpässe erschweren den Versorgern das Überleben.

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Die ABDA will das jetzt ändern. „Das hat es in dieser Form noch nicht gegeben, dass der ABDA einen Streik in diesem Ausmaß nicht nur billigt, sondern ihn auch propagiert“, sagt Kerstin Döringer von der Biedenkopfer Ahorn-Apotheke.

Berufsbild des Apothekers hat sich zum Negativen gewandelt

Ihre Kollegin Tanja Milchsack-Frank erklärt, dass ein Handeln der Verbände aber notwendig sei, um ein weiteres Apothekensterben einzudämmen und die Versorgung mit Medikamenten im ländlichen Raum zu gewährleisten.

„Als ich die familieneigene Apotheke weiterführte, herrschte noch ein gewisser Konkurrenzdruck“, sagt Jenny Graff als Inhaberin der Biedenkopfer Lahn-Apotheke. Heute sei davon nicht mehr zu spüren, viel eher helfe man sich untereinander und vertrete die Kollegen.

Der bundesweite Protest-Tag sei nur ein Auftakt zu weiteren Aktionen. Dennoch erhoffen sich die Beteiligten, sich Gehör bei der Politik zu verschaffen. „Uns widerstrebt es, unsere Kunden im Regen stehenzulassen“, erklärt Schröder. Ziel der Aktion sei es, bessere Berufsbedingungen zu schaffen und dadurch wieder eine bessere Kundenbetreuung zu erreichen.

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Krankenkassen bestimmen, was gezahlt wird

In den vergangenen Jahren sei das Apothekenwesen sträflich von der Politik vernachlässigt worden. Es habe nicht nur keine Honoraranpassungen gegeben, sondern in vielen Teilen sogar noch Kürzungen. Dazu sei ein Wust an bürokratischen Fallstricken gekommen. „Ich muss für ein Medikament erst in Vorleistung treten, bevor ich das Geld von der Krankenkasse bekomme“, erklärt Jenny Graff. Wenn der Kasse dann nach Monaten auffalle, dass ein Rezept nicht richtig ausgefüllt worden sei, könne sie die Zahlung verweigern – obwohl der Kunde sein Medikament bereits erhalten habe.

Am 14. Juni bleiben unter anderem die Lahn-Apotheke, die Ahorn-Apotheke und die Schloss-Apotheke in Biedenkopf geschlossen. Hinzu kommen weitere Apotheken im Hinterland, wie etwa die Einhorn-Apotheke in Buchenau.

Trotz Streik: Notversorgung steht

Die Notversorgung wird durch die Hinterland-Apotheke in Bad Endbach, die Stadt-Apotheke in Bad Laasphe und die Bären-Apotheke in Steffenberg gewährleistet.