Hütter singen gegen das Virus an

Tina Scheld und Michael Bürger sorgen beim Coronasingen auf der Ludwigshütte für die musikalische Untermalung, während der Chor der Bürger die Lieder singt. Foto: Sascha Valentin

Nachdem Corona zunächst dafür gesorgt hat, dass die Menschen auf Abstand zueinander gegangen sind, bringt das Virus sie nun sogar näher zusammen. So wie im Falle der...

Anzeige

BIEDENKOPF-LUDWIGSHÜTTE. Nachdem Corona zunächst dafür gesorgt hat, dass die Menschen auf Abstand zueinander gegangen sind, bringt das Virus sie nun sogar näher zusammen. So wie im Falle der Ludwigshütter, die sich bereits seit Anfang April mit einem gemeinsamen Singen gegen den Verlust der sozialen Kontakte stemmen.

Die Idee dazu hatte Tina Scheld, die wiederum auf die Berichte aus anderen Orten reagiert hat. "Überall wurde ja damals aufgerufen, vom Balkon aus gemeinsam zu singen und Musik zu machen", erinnert sie sich. Da das in einem Ort mit der Charakteristik der Ludwigshütte, wo der Großteil Häuser direkt an der Hauptstraße liegt, nicht ganz so einfach ist, beschlossen Scheld und Gabi Bocar, die Bürger mit genügendem Sicherheitsabstand auf der Straße und unter einem Carport zu versammeln.

"Eigentlich fing alles damit an, dass Tina gesagt hat, sie wolle an einem Abend mal Geige spielen", erzählt Bocar. Das war so etwas wie das Startsignal für die Hütter. Schon bald folgten sie dem Geigenruf und stimmten in die Lieder ein und auch die Zahl der Musiker wuchs: Mit dem Patsorenehepaar Michael und Marion Bürger gesellten sich zwei weitere Instrumentalisten hinzu, die Tina Scheld beim freitäglichen Auftritt unter freiem Himmel unterstützten.

Von Anfang an gehörte dabei "Der Mond ist aufgegangen" zum festen Liedrepertoire. Die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, hatte zu Beginn der Pandemie angeregt, das Alte Lied nach dem Text von Matthias Claudius als Zeichen der Verbundenheit während der Lockdowns zu singen. Nach und nach seien dann weitere Lieder hinzugekommen, erzählt Anita Bald Anspach.

Anzeige

"Mittlerweile wünschen wir uns Lieder, die dann beim nächsten Mal gespielt werden", verrät sie. So stehen inzwischen Lieder wie "Ins Wasser fällt ein Stein", "Gut, dass wir einander haben" oder "Kein schöner Land" auf den Wunschzetteln der Corona-Sänger. Die Auswahl zeigt: Die Stücke sollen Mut machen, dass die Zeit der Beschränkungen und der Distanz irgendwann ein Ende hat und dann nicht mehr nur mit Abstand auf der Straße gesungen werden darf, sondern auch wieder in geselliger Runde. Bis dahin kommen die Hütter aber auch weiterhin freitags zusammen, um dem Virus mit ihrem Gesang die Stirn zu bieten.