Mitarbeiter steigen 1997 als Aktionäre bei Meissner im Biedenkopfer Stadtteil Wallau mit ein. Im 100. Jahr seines Bestehens entwickelt der Automobilzulieferer neue Geschäftsfelder.
BIEDENKOPF-WALLAU. "Bewährtes zu ehren - und gleichzeitig offen zu sein für Neuerungen", so beschreibt ein Mitarbeiter das Erfolgsrezept der Wallauer Meissner AG in der Festschrift zum 100. Geburtstag. In seiner Geschichte habe das Unternehmen sich immer wieder neu erfunden, ohne den Bezug zu seinen Wurzeln zu verlieren, heißt es in einer Pressemitteilung. Heute beschäftige Meissner rund 250 Mitarbeiter. Aufgrund der Unsicherheiten in der Corona-Pandemie wird die große Geburtstagsfeier im nächsten Jahr nachgeholt. Aber schon jetzt gab es ein Familienfest für alle Mitarbeiter und deren Familien.
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Hauptgeschäft in der Automobilindustrie
Dass die Firma dieses Jubiläum erreicht habe, sei nicht selbstverständlich, so die Presseerklärung: 1994 ging der Betrieb in Konkurs. Das Geld für einen großen Auftrag sei ausgeblieben und das Unternehmen geriet in Schieflage. Gerettet wurde es auch durch die Beschäftigten selbst: Seit 1997 wird Meissner als Aktiengesellschaft geführt. Die Belegschaft, sowohl aktuelle als auch ehemalige Mitarbeiter, halten immer noch die Mehrheit der Anteile. Das ist auch über die Region hinaus eine Besonderheit.
Das Hauptgeschäft des Wallauer Unternehmens ist bis heute in der Automobilindustrie: Die Mitarbeiter fertigen Werkzeuge für die Gießereiindustrie, beispielsweise für Zylinderblöcke und -köpfe sowie E-Motorengehäuse. Weitere wichtige Felder sind der Blasformenbau, etwa für Kraftstofftanks, Einfüllrohre und Großbehälter, und der Bau von Werkzeugen für die Fahrzeugauskleidung, zum Beispiel für die Bodenverkleidung von Autos.
Doch die Automobilindustrie ist im Umbruch. Die damit verbundenen Unsicherheiten treffen vor allem viele Zulieferer. Die Meissner AG setzt daher die Expertise ihrer Mitarbeiter in neuen Geschäftsfeldern ein. So erarbeitet eine Abteilung Lösungen im Metall-3-D-Druck-Verfahren, mit denen auch größere Bauteile gefertigt werden können. Meissner widmet sich außerdem der Automatisierung von Anlagen und entwickelt eigene Algorithmen, sodass Roboter Aufgaben übernehmen können - beispielsweise, wenn diese Aufgaben für die Beschäftigten körperlich sehr belastend sind.
Der jüngste "Spross" des Unternehmens ist das "Vertical Farming", eine innovative Lösung für Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie. Für den Anbau pflanzlicher Nahrungsmittel wie Salat wird dabei bedeutend weniger Wasser benötigt als in der konventionellen Landwirtschaft. Gleichzeitig können lange Transportwege vermieden werden. Die Meissner AG leistet damit auch einen Beitrag für eine nachhaltigere Zukunft.
Eigene Lehrwerkstatt bildet 21 Azubis aus
"Mit diesen neuen Geschäftsfeldern sind wir heutzutage so breit aufgestellt wie nie. Diese Flexibilität ist uns wichtig, um die Zukunft des Unternehmens zu sichern. Gleichzeitig ist dies nur möglich, weil unsere Mitarbeiter stets offen für Neues sind", betont Vorstandsvorsitzender Tilman Löffelholz. Eine eigene Service-Abteilung runde das Portfolio ab. Joint Ventures in China und in der Türkei machen Meissner darüber hinaus zu einem international agierenden Unternehmen.
Auch die Ausbildung zukünftiger Fachkräfte hat einen wichtigen Stellenwert in Wallau: Seit dem vergangenen Jahr gibt es in den Meissner-Hallen wieder eine eigene Ausbildungswerkstatt. Dort lernen im Moment 21 zukünftige Werkzeugmechaniker, Elektroniker, Zerspanungsmechaniker, Technische Produktdesigner und Mechatroniker ihren Beruf.