Corona hat dem Kultur- und Veranstaltungsring Biedenkopf einen Strich durch die Rechnung gemacht: Der Vorhang hebt sich erst wieder ab Januar.
. Biedenkopf (red). Eigentlich hatte der Kultur- und Veranstaltungsring Biedenkopf mit der neuen Spielzeit an die Erfolge der vergangenen Saison anknüpfen wollen. Doch dann kam Corona: Die für Oktober und November geplanten Theaterveranstaltungen werden ins nächste Jahr verschoben. Auch wenn die Sehnsucht nach Theater ungebrochen sei, teilte der Vorstand des Kultur- und Veranstaltungsrings mit, habe man sich dazu entschlossen, die nächste Spielzeit erst im Januar 2021 zu beginnen.
Im Herbst, so die Vorsitzenden Thomas Bauer und Gerhard Hesse, solle die Jahreshauptversammlung des Vereins mit Neuwahlen des Vorstands stattfinden. Dann würden auch die Stücke für die Theatersaison 2020/2021 vorgestellt. Im Gespräch mit den Intendantinnen des Hessischen Landestheaters Marburg, Eva Lange und Carola Unser, habe man die ersten Pflöcke für die kommende Spielzeit eingeschlagen.
Demnach geht es am 30. Januar los. Die zweite Veranstaltung sei für den 27. Februar geplant. Weitere Termine möchte der Vorstand im März und im April anbieten. Dazu liefen erfolgversprechende Gespräche mit den Verantwortlichen des Landestheaters. Bei den Stücken habe der Vorstand bereits eine Vorauswahl getroffen, berichtet Thomas Bauer. Zu sehen sein sollen folgende Stücke:
Glaube, Liebe, Hoffnung
ist das neunte Drama des österreichisch-ungarischen Schriftstellers Ödön von Horvath. Es erschien im Jahr 1932 und trägt den Untertitel "Ein kleiner Totentanz in fünf Bildern". Elisabeth will den Moment nicht verpassen, ihrem Leben noch eine glückliche Wendung zu verleihen. Sie braucht Geld für einen Wandergewerbeschein, damit sie arbeiten gehen kann, aber um sich diesen leisten zu können, braucht sie Arbeit. Eine Zwickmühle. Doch Elisabeth gibt nicht auf, glaubt, dass auch nur ein Moment ihrem Leben eine neue Richtung geben kann. Sie versucht, ihren Leichnam bereits zu Lebzeiten an das anatomische Institut zu verkaufen. Als das nicht gelingt, leiht sie sich Geld, wird wegen Betruges angezeigt. Nach einem Gefängnisaufenthalt keimt erneut Hoffnung auf, denn sie verliebt sich in einen jungen Polizisten. Aus Scham verschweigt sie ihm jedoch ihre Vergangenheit, die ihr Geliebter am Ende doch erfährt. Die Umstände bringen Elisabeth schließlich in eine drastisch hoffnungslose Lage.
Regie führt Eva Lange. Für die Dramaturgie zeichnet Christin Ihle verantwortlich. Unter anderem stehen Metin Turan, Sven Brormann, Jürgen Helmut Keuchel, Ben Knop und Mechtild Grabner auf der Bühne, in Biedenkopf alles bekannte Gesichter.
Der nackte Wahnsinn
ist eine Komödie von Michael Frayn. Wer am Theater arbeitet, weiß, wie es manchmal laufen kann. Die Bühne ist nicht rechtzeitig fertig, statt drei Durchläufen vor der Premiere schafft man nur einen, und in diesem einen wichtigen Durchlauf geht dann auch noch alles schief: Auftritte werden verpasst, Texte vergessen, und die Requisiten sind überall, nur nicht da, wo sie sein sollten. Die Provinztheatergruppe um den Regisseur Lloyd Fellowes möchte eigentlich das Stück "Nackte Tatsachen" geben, verliert sich aber immer wieder in großen und kleinen Katastrophen. Kurz: Die Absurdität des Theateralltags zeigt sich in ganzer Größe und am Ende landen alle anstatt bei den "nackten Tatsachen" im "nackten Wahnsinn". Eine der bekanntesten Komödien findet damit ihren Weg in das Hessische Landestheater Marburg.
Auf das Wiedersehen mit dem Hauptmann von Köpenick, Jürgen Helmut Kreuchel, als Regisseur sowie Lisa Grosche, Ben Knop, Zenzi Huber und Seven Brormann darf man sich schon heute freuen. Regie führt Dominik Günther, Lotta Seifert ist die Dramaturgin.
Biedermann
und die Brandstifter" ist das bekannteste Drama des Schweizer Schriftstellers Max Frisch, uraufgeführt 1958. Zum Inhalt: Gottlieb Biedermann ist ein durchschnittlicher Bürger in einer durchschnittlichen Stadt, der als erfolgsorientierter Geschäftsmann mit einem eher losen Wertesystem seine Ziele verfolgt. Doch er will kein schlechter Mensch sein und so hat der Hausierer Schmitz leichtes Spiel, als er Biedermann um ein Dach über dem Kopf für ihn und seinen Freund Eisenring bittet. Den Hausherren bei seinem Gutmenschentum gepackt, beginnen seine Gäste sofort ganz unverhohlen mit ihren dubiosen Machenschaften. Biedermann beschleicht eine böse Ahnung: Hat er sich mit den beiden ausgerechnet die Brandstifter der Stadt ins Haus geholt? Aber getreu dem Motto, dass nicht sein kann, was nicht sein darf, verschließt Biedermann die Augen vor der Wirklichkeit. Er duldet das Treiben der beiden Hausierer und lässt aus Feigheit den Moment verstreichen, in dem sein Handeln einen Unterschied hätte machen können.