Wenn das Herz aus dem Takt gerät

Markus Stäger (v.l.), Beauftragter der Deutschen Herzstiftung, Alexander Sattler, Christian Wächter, Ulrich Lüsebrink und Joachim Scholz, Erste Hilfe Ausbilder beim DRK-Kreisverband Biedenkopf informieren die Besucher beim Herztag im Biedenkopfer Rathaus. © DRK-Kreisverband Biedenkopf

Drei Kardiologen haben beim Herztag des DRK-Krankenhauses und des UKGM über Vorhofflimmern informiert. 70 Besucher im Biedenkopfer Rathaus, wissen nun, wie es dazu kommt.

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BIEDENKOPF. Anlässlich der von der Deutschen Herzstiftung initiierten Herzwochen hat das DRK-Krankenhaus Biedenkopf in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM), Standort Marburg, sein achtes Patientenseminar zum Thema "Vorhofflimmern erkennen und behandeln" im Sitzungssaal des Rathauses in Biedenkopf ausgerichtet.

Markus Stäger (v.l.), Beauftragter der Deutschen Herzstiftung, Alexander Sattler, Christian Wächter, Ulrich Lüsebrink und Joachim Scholz, Erste Hilfe Ausbilder beim DRK-Kreisverband Biedenkopf informieren die Besucher beim Herztag im Biedenkopfer Rathaus.  Foto: DRK-Kreisverband Biedenkopf
Der Herztag lockt zahlreiche Besucher ins Biedenkopfer Rathaus.  Foto: DRK-Kreisverband Biedenkopf
Der Herztag lockt zahlreiche Besucher ins Rathaus in Biedenkopf.  Foto: DRK-Kreisverband Biedenkopf
Beunruhigendes "Herzstolpern": Vorhofflimmern kann auch für ein Druckgefühl im Brustkorb sorgen. Im DRK-Krankenhaus Biedenkopf informiert ein Patientenseminar über Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten.  Symbolfoto: Christin Klose/dpa

Für Bürgermeister Joachim Thiemig, Schirmherr der Veranstaltung (SPD), ist das Patientenseminar eine Herzensangelegenheit, schließlich sei das Herz Taktgeber des Lebens und leiste täglich Schwerstarbeit. Den Besuchern attestierte er Gesundheitskompetenz, da Vorhofflimmern unbemerkt fatale Folgeerscheinungen mit sich bringen könne und zudem die häufigste Herzrhythmusstörung sei.

Drei Referenten informierten rund 70 Besucher über "Risikovorsorge sowie Diagnose- und Therapiemöglichkeiten bei Vorhofflimmern". Dr. Alexander Sattler, Praxisinhaber und Chefarzt der Klinik für Innere Medizin 1- Kardiologie, Notfall- und Intensivmedizin - am DRK-Krankenhaus in Biedenkopf sowie Initiator des Herztages, erklärte, wie man Vorhofflimmern erkennt.

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Die Herzrhythmusstörung sei zwar nicht lebensbedrohlich, aber tückisch, da sie häufig nur durch Zufall bei einer ärztlichen Untersuchung entdeckt werde. 20 bis 30 Prozent aller Schlaganfälle würden durch Vorhofflimmern ausgelöst.

Behandlung beim Haus- oder Facharzt

Sattler zeigte mögliche Symptome wie Herzklopfen, Luftnot, Druck im Brustkorb, Angstzustände und Leistungseinschränkung auf, gab aber auch zu bedenken, dass die Herzrhythmusstörung ohne jegliche Symptomatik auftreten könne. Wichtig sei es, den Blutdruck regelmäßig zu messen. Starkes Übergewicht, Diabetes mellitus, Rheuma, eine Überfunktion der Schilddrüse, chronische Lungenleiden, Schlafapnoe und Gefäßerkrankungen begünstigen Vorhofflimmern. Durch die richtige Anamnese beim Hausarzt könne die Diagnose Vorhofflimmern gestellt und schnellstmöglich Therapiemöglichkeiten angewendet werden. Dabei setze man auf ein ABC-Behandlungsschema, A für Antioagulation (Schlaganfall-Vorbeugung durch Gerinnungshemmer), B für bessere Symptomkontrolle (durch eine rhythmuserhaltende bzw. frequenzerhaltende Therapie zur Wiederherstellung eines natürlichen Herzrhythmus) und C für Co-Morbiditäten (Therapie der Begleiterkrankungen und Risikofaktoren). Sattler legte den Zuhörern ans Herz, einen gesunden Lebensstil mit viel Bewegung zu führen.

Ulrich Lüsebrink, stellvertretender Klinikdirektor am UKGM in Marburg, stellte eine moderne Therapie des Vorhofflimmerns in der Klinik, die Ablation, vor. Der wichtigste klinische Nutzen der Katheterablation sei die Verringerung der durch Vorhofflimmern bedingten Symptome. Dabei könne die Verödung von Herzzellen durch Feuer (Hochfrequenzstromablation) oder Eis (Kyroablation) erfolgen.

Lüsebrink gab einen Einblick, indem er ein Video von der Kyroablation präsentierte, wie sie am Universitätsklinikum Marburg durchgeführt wird.

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Lüsebrink gab aber auch zu bedenken, dass dieser Eingriff nur für Vorhofflimmer-Patienten geeignet sei, die mit ihren anderen Krankheiten in einem stabilen Zustand sind. Die Erfolgsaussichten einer solchen Operation seien vielversprechend: Anfallsartiges Vorhofflimmern könne bei 70 bis 80 Prozent der Patienten bereits mit einem Eingriff beseitigt werden.

Christian Wächter, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie am UKGM in Marburg hielt den Vortrag "Vorhofflimmern anders gedacht". Er arbeitet mit seinen Kollegen der Phillips-Universität Marburg an einem Forschungsprojekt, bei dem man herausfinden möchte, ob unsere bakteriellen Mitbewohner einen Einfluss auf die Entstehung und das Fortschreiten von Vorhofflimmern haben. Bislang hätten 186 Menschen aus vier Ländern an dieser Studie teilgenommen.

Hört das Herz auf den Bauch?

Erste Ergebnisse bestätigten, dass es Unterschiede in der Darmflora von Vorhofflimmer-Patienten gibt. Es liege eine Dysbiose, das heißt ein Ungleichgewicht der Darmbakterien vor, bei dem die Besiedlung des Darms mit nützlichen Bakterien krankhaft gestört sei.

Im Anschluss an die Vorträge kamen die Besucher mit den Kardiologen ins Gespräch. Joachim Scholz, Erste Hilfe Ausbilder beim DRK-Kreisverband Biedenkopf, zeigte, wie Reanimation funktioniert. Am Stand von Markus Stäger, Beauftragter der Deutschen Herzstiftung, deckten sich die Besucher mit Informationsmaterial ein.