Dialektfreunde im Hinterland wählen neuen Vorstand

Der alte und neue Vorstand: (v.l.) Werner Dippel, Jürgen Schneider, Marga Seibel, Doris Gillmann, Jens Zimmermann und Reiner Wagner.
© Brigitte Wagner

Der Verein arbeitet intensiv mit dem Deutschen Sprachatlas an der Uni Marburg zusammen.

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Breidenbach. Der Verein Dialekt im Hinterland hat sich zur Mitgliederversammlung getroffen. Dabei wurde auch ein neuer Vorstand gewählt.

Der 1. Vorsitzende, Reiner Wagner konnte Stadtrat Jürgen Schneider sowie den Ortsvorsteher von Weifenbach, Michael Miss, begrüßen. Wagner ging in seinem Jahresrückblick besonders auf die Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas an der Philipps-Universität Marburg ein. Herausragendes Ereignis war dabei der erste Runde Tisch Dialekt, bei dem sich Vertreter unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen aus ganz Hessen im Deutschen Sprachatlas trafen. Neben dem Deutschen Sprachatlas und dem Dialekt Dachverband für Hessen war der Verein Dialekt im Hinterland Mitveranstalter.

Der Leiter des Forschungszentrums Deutscher Sprachatlas, Alfred Lameli, erklärte, dass Hessen „ungehobene Schätze“ habe und den meisten dieser Reichtum gar nicht bewusst sei. Er verwies auf die Bedeutung der Dialekte in dem Bundesland. So bestehe in Hessen eine Dialekttiefe von über 1000 Jahren. Die Dialekte sowie die aus ihnen hervorgegangenen regionalen Sprechweisen in den Städten seien Ausdruck der gesellschaftlichen und kulturellen Vielfalt in Hessen.

In Hessen gebe es sieben Dialektgebiete und acht Mischgebiete. Das Ehrenamt sei bei der Förderung der Dialekte traditionell mit eingebunden. Hanna Fischer von der Uni Rostock erklärte in ihrem Vortrag, wie ein ganzes Bundesland die Dialekte fördern könne. In den Dialekten liege ein großes Potenzial, dass die Politik in Hessen bisher einfach liegen lasse. Reiner Wagner erläuterte in seinem Beitrag an dem Projekt „GOGS“, wie die Zusammenarbeit zwischen Ehrenamt und Wissenschaft funktionieren könnte. „Heute muss ja alles eine Abkürzung haben und GOGS steht als kleine Wortspielerei für „Geschwasde on Geschrewene Sproche., sagte er. Im Dialekt bedeute GOGS so viel wie aufstoßen, also rülpsen.

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„Offenheit und die Bereitschaft, auch etwas Neues auszuprobieren ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit“, so Reiner Wagner. Als nächstes wird der Runde Tisch Dialekt mit einer Marburger Erklärung Forderungen formulieren, mit denen auch in Hessen versucht werden soll, der Politik „auf die Sprünge zu helfen“.

Bei den Vorstandswahlen wurde der bisherige Vorstand, bestehend aus Reiner Wagner (1. Vorsitzender), Doris Gillmann (2. Vorsitzende), Werner Dippel (Kassenwart) und Jürgen Schneider (Schriftführer) wieder gewählt. Dem Vorstand gehören zudem Marga Seibel und Jens Zimmermann als Beisitzer an.

Erstmals seit langem wieder eine Tagesfahrt

Auch in seinem Ausblick stellte der 1. Vorsitzende die Zusammenarbeit mit der Uni Marburg in den Mittelpunkt. Hier gelte es, das Projekt „GOGS“ zum Abschluss zu bringen. Das gesprochene Wort müsse nun mit der geschriebenen Sprache derart verbunden werden, dass die richtige Aussprache und die hochdeutsche Bedeutung der Wörter gleichzeitig wahrnehmbar seien. Aufgrund einer Kostenschätzung der Uni Marburg müsse der Verein auch finanziell mit einem Kraftakt rechnen.

Sehr erfreut zeigte sich Wagner darüber, dass nach den Pandemiejahren endlich wieder eine Tagesfahrt angeboten werden kann. Am 2. September werden die Dialektfreunde Darmstadt besuchen, wo unter anderem das Weltkulturerbe Mathildenhöhe auf dem Programm steht. Anmeldungen nimmt Marga Seibel unter 06461-89648 noch bis zum 13. August 2023 entgegen.