Die Gemeinde wird in Achenbach vorerst kein neues Baugebiet ausweisen. Bürger befürchten eine Vergreisung ihres Dorfs. Was sind die Gründe?
BREIDENBACH-ACHENBACH. Achenbacher Bürger fürchten, dass ihr Dorf überaltert. Die Gemeinde plant aber aktuell keine weiteren Baugebiete, wo sich junge Familien ansiedeln könnten.
Bürgermeister Christoph Felkl (SPD) verwies in der Bürgerversammlung auf Nachfrage eines Besuchers auf vier Bauplätze, die zuletzt von der Gemeinde erschlossen und verkauft wurden. Weitere seien nicht geplant. Auch Ortsvorsteher Martin Beckmann betonte in der Versammlung die Notwendigkeit, Bauplätze zu haben. "Sonst vergreisen wir und werden ein Schlafdorf." In der Theorie könnte Breidenbach 224 neue Bauplätze im gesamten Gemeindegebiet ausweisen. So sieht es der Regionalplan Mittelhessen vor, in dem solche Vorgaben geregelt sind. Erfahrungsgemäß wird aber nur ein Bruchteil davon verwirklicht, weil die Planungsverfahren extrem aufwendig sind.
"Die Ausweisung von Baugebieten ist ein enormer behördlicher Verwaltungsaufwand", der sich über mehrere Jahre erstrecke, sagte Felkl. "Innenentwicklung vor Außenentwicklung" heißt es in solchen Fällen regelmäßig von den Planungsbehörden in Kreisverwaltung und Regierungspräsidium. Sie wollen eine zu starke Flächenversiegelung vermeiden.
Immer werde darauf verwiesen, dass erst die Baulücken, also freie Bauplätze innerhalb des Dorfs, geschlossen werden sollen. "Wir würden uns wünschen, dass mehr Grundstücke verkauft werden", sagte Christoph Felkl.
Der Haken: Diese Flächen sind in Privatbesitz, und die Eigentümer wollen sie nicht verkaufen. "Das ist ein generelles Problem", sagte der Rathauschef. Dieses Thema hat schon in der Vergangenheit die politischen Gremien beschäftigt. Anfang des Jahres hatten sich Parlament und Ausschüsse mit der Ausweisung von sechs Grundstücken am Rand von Oberdieten befasst. Es ging um gerade mal 0,46 Hektar. Am aufwendigen Verfahren ändert das aber nichts.
Vorhandene Grundstücke bieten den Vorteil, dass meist die Ver- und Entsorgungsleitungen sowie Straßen schon vorhanden sind. Allein in Oberdieten hatte Bürgermeister Christoph Felkl damals von 25 unbebauten Grundstücken berichtet.
Theoretisch kann die Gemeinde ab 2025 Eigentümer von baureifen, unbebauten Grundstücken in Wohngebieten stärker als bislang zur Kasse bitten: Im Zuge der Grundsteuerreform wird die Grundsteuer C eingeführt, die das ermöglicht. Eine solche "Baulandsteuer" gab es bereits Anfang der 1960er-Jahre. Bislang ist die Einführung der Grundsteuer C aber kein politisches Thema in Breidenbach.