Die Gemeinde Breidenbach überlegt, ihre eigenen Brunnen wieder zu reaktivieren und Wassersspeicher zu vergrößern.
BREIDENBACH. Die Gemeinde Breidenbach spielt mit dem Gedanken, einige ihrer vor Jahren stillgelegten Wassergewinnungsanlagen wieder in Betrieb zu nehmen. Grund für diese Überlegungen sind die zunehmend trockeneren Sommer der vergangenen Jahre, sagte Bürgermeister Christoph Felkl (SPD) während der Bürgerversammlung in Breidenbach.
Am Wasserbezug des vergangenen Jahres macht er deutlich, dass eine deutliche Abhängigkeit vom Wasserverband Siegerland besteht. Von dort bekommt die Gemeinde 85 Prozent ihres Trinkwassers geliefert. Das seien über 273.000 Kubikmeter pro Jahr. Nur die restlichen 15 Prozent werden aus den beiden noch laufenden Tiefbrunnen in Wolzhausen und Niederdieten geschöpft.
"Als wir vor einigen Jahren den Entschluss gefasst haben, uns dem Wasserverband anzuschließen und unsere eigenen Anlagen aufzugeben, war das zu diesem Zeitpunkt die richtige Entscheidung", sagte der Rathauschef. Heute sei die Situation sicherlich eine andere. "Mit dem Wissen von heute könnte man diese Entscheidung in Frage stellen", ergänzte er. Die Stilllegung anderer Brunnen war teilweise wiederholt in den betroffenen Dörfern kritisiert worden, etwa in Wiesenbach.
Die zunehmende Trockenheit im Sommer mache deutlich, wie wichtig es ist, über entsprechende Wasserreserven zu verfügen. Deswegen werde seitens der Gemeinde überlegt, die eigenen Anlagen wieder in Betrieb zu nehmen und teilweise sogar zu erweitern, sagte Felkl.
So gebe es zum Beispiel Überlegungen, die Speicherkapazität des Hochbehälters Achenbach um eine dritte Kammer zu erweitern. "Das alles gibt es natürlich nicht zum Nulltarif", sagt der Bürgermeister. Erste Kostenschätzungen gingen allein für die Erweiterung des Hochbehälters Achenbach von Kosten in Höhe von rund einer Million Euro aus.
Dass das Thema Wasserversorgung auch die Bürger beschäftigt, zeigte Karl Heinz Becker. Er regte an, die Nutzung des Niederschlagswassers in der Gemeinde zu verbessern. Hier seien vor allem die privaten Haushalte gefragt, betonte er. Sie könnten zum Beispiel Zisternen anlegen, um das Niederschlags- als Brauchwasser zu nutzen. Eine entsprechende Vorschrift gebe es sogar schon für Neubauten, bestätigte Achim Born vom Bauamt der Gemeindeverwaltung.
Um Versorgungssicherheit ging es in der Versammlung auch noch einmal an anderer Stelle: Christoph Felkl thematisierte eine mögliche Gasmangellage im kommenden Winter aufgrund des Kriegs in der Ukraine. In der Gemeinde gebe es derzeit 411 Gasanschlüsse - bis auf einen ausnahmslos alle in der Kerngemeinde.
Er gehe zwar nicht davon aus, dass es zu größeren Versorgungslücken kommen werde, sagte Felkl. "Dennoch wäre es fahrlässig, wenn wir uns nicht mit diesem Thema beschäftigen würden." So mache sich die Gemeinde Gedanken darüber, in welchen öffentlichen Gebäuden so genannte Wärmeinseln eingerichtet werden könnten, an denen sich Menschen aus betroffenen Haushalten aufwärmen könnten.
Neben einem Gasmangel könnte es auch zu einem Strommangel kommen. Hier müsse die Versorgung der kritischen Infrastruktur gewährleistet werden, sagte Felkl weiter. Deswegen soll etwa die Notstromversorgung für die Feuerwehren verbessert werden. Die Überlegungen der Gemeinde gingen aber noch weiter. "Wir überlegen zum Beispiel auch an einer Förderung für Minisolaranlage für private Haushalte", sagte Felkl. Und auch die vor einigen Jahren gefällte Entscheidung gegen Photovoltaik-Freiflächenanlagen müsse vor dem neuen Hintergrund noch einmal überdacht werden.