Dautphetals Bürgermeister blickt zurück auf 100 Tage

Ist im Rathaus angekommen: Marco Schmidtke ist seit 100 Tagen der Bürgermeister der Gemeinde Dautphetal. 

Im Interview spricht Rathauschef Marco Schmidtke über positive Erlebnisse, große Herausforderungen und seinen neuen Job.

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Herr Schmidtke, was war ihr angenehmstes Erlebnis in den vergangenen 100 Tagen?

Ich fühle mich in der Gemeinde wirklich herzlich aufgenommen. Das hat mich darin bestätigt, dass es richtig war, für das Amt des Bürgermeisters zu kandidieren. Die Resonanz in der Gemeindeverwaltung und der Bevölkerung von Dautphetal ist wirklich durchweg sehr positiv. Ich hatte auch bereits Besuch von allen drei Parteivorsitzenden und habe mit diesen offen geredet. Da waren auch keine Vorbehalte zu erkennen. Das alles habe ich als sehr positiv und motivierend wahrgenommen, passt es doch zu meiner persönlichen Einstellung zu einer offenen und transparente Kommunikation. Natürlich wird man in meinem Amt auch mal mit Kritik konfrontiert. Wenn ich merke, dass das inhaltlich oder im Ton in die falsche Richtung geht, dann sage ich das. Da kommt mir mein alter Beruf als Polizist zugute. Das passiert allerdings sehr selten und ist bislang völlig harmlos.

Gab es denn negative Erlebnisse?

Nicht im klassischen Sinn. Ich merke natürlich recht schnell, dass Projekte, die bereits vor meinem Amtsantritt angelaufen sind oder die ich mir auf die Fahnen geschrieben habe, eine gewisse Zeit benötigen. Das ist etwas, was man von außen nicht immer wahrnimmt – die Bürger sehen häufig nur, dass etwas lange dauert, aber nicht, welche Arbeit dahintersteckt.

Insgesamt sind all diese Aufgaben aber so, wie Sie sich die Arbeit eines Bürgermeisters vorgestellt haben?

Ich fühle mich noch nicht als Politiker, sondern als Behördenleiter mit einem tollen Team von Mitarbeitern. Vielleicht entwickelt sich aber das Politikergefühl im Laufe der kommenden Dienstjahre. Der direkte Austausch mit der Politik, den ich ja regelmäßig in den verschiedenen Gremien habe, verläuft aus meiner Sicht ebenfalls durchweg positiv. Das Miteinander, das in Dautphetal üblich ist, existiert wirklich – das kann ich nur bestätigen. Natürlich gibt es auch einen kritischen internen Austausch, das gehört dazu. Aber alle Parteien sind gewillt, die Gemeinde nach vorne zu bringen. Man merkt, dass da Menschen aus Dautphetal ehrenamtlich arbeiten, um für sich, die Gemeinde und die Ortschaften etwas zu bewegen.

Sie sind bewusst als parteiloser Kandidat angetreten, haben aber angedeutet, eventuell irgendwann wie ihr Amtsvorgänger Bernd Schmidt den Freien Wählern beizutreten. Das liegt noch in weiter Ferne?

In dieser Richtung tut sich im Moment gar nichts. Ich hatte das mit Funktionen in Verbindung gesetzt, die eine Rolle spielen, wenn man vielleicht mal die kommunale Ebene in Richtung Landkreis verlässt. Dann hat man als Parteimitglied möglicherweise bessere Chancen. Aber derzeit habe ich da überhaupt kein Bestreben, die Arbeit in der Gemeinde Dautphetal füllt mich genügend aus.

Gutes Stichwort: Wie wirkt sich ihr Amt auf ihr Privatleben aus? Hat sich das bereits eingespielt?

Meine Frau wird regelmäßig angesprochen nach dem Motto: „Jetzt siehst du deinen Mann ja so gut wie gar nicht mehr.“ Und ihre Antwort ist immer: „Ich sehe ihn so oft, wie ich vorher nicht gesehen habe.“ Das kann ich unterschreiben. Wir sehen uns jeden Morgen, das kenne ich überhaupt nicht, weil ich bis vor Kurzem 30 Jahre lang ins Rhein-Main-Gebiet gependelt bin. Wenn meine Frau aufgestanden ist, saß ich meist schon im Büro in Frankfurt. Derzeit mache ich mindestens 13 Stunden Dienst pro Tag, komme damit aber noch nicht an mein Zeitlimit. Und die Freiräume muss man sich nehmen, das höre ich von allen Seiten. Da finde ich gerade meinen Rhythmus, beispielsweise ist mir Sport als Ausgleich wichtig.

Sie hatten es bereits erwähnt: Welche Erfahrungswerte oder Eigenschaften aus ihrer Arbeit als Polizist können Sie als Bürgermeister gebrauchen?

Die Verwaltung unterscheidet sich in den Abläufen natürlich schon, aber ich habe eine gute Grundlage und kann das nutzen, was ich im Studium gelernt habe. Hinzu kommt: Ich bin ein Entscheidungsträger. Ich habe gelernt, Entscheidungen zu treffen, und dabei in einem kooperativen Führungssystem zu arbeiten. Das Wissen steckt in den Fachbereichen, deren Leiter mich beraten. Aber die Entscheidung als solche treffe ich oder der Gemeindevorstand. Das fällt mir nicht schwer. Es muss Menschen in Führungspositionen geben, die Entscheidungen treffen. Der große Vorteil der Arbeit im Rathaus: Ich habe dazu fast immer Zeit. Bei der Polizei habe ich gelernt, Entscheidungen in Sekundenschnelle zu treffen.

Zu welchen Themen müssen Sie aktuell Entscheidungen treffen?

Dautphetal ist derzeit in einem absoluten Aufschwung. Wir arbeiten weiter daran, unseren Unternehmern und auch neuen Gewerbetreibenden Möglichkeiten geben, sich hier zu etablieren. Das Thema Energieeinsparung beschäftigt uns natürlich auch. Wir haben uns bereits im August die Frage gestellt, wo wir sparen können. Wir rüsten uns für alle Eventualitäten, so gut wir das können. Allgemein wird die Energiewende ein umfangreiches Thema bleiben. Die globalen Krisen überschatten vieles, das lässt sich nicht leugnen. Die Welt hat sich verändert, das geht auch an Dautphetal nicht spurlos vorbei und wird in finanzieller Hinsicht die weitere Arbeit beeinflussen. Der kommende Hauhalt wird zeigen, ob wir das ambitionierte Tempo beibehalten können oder neue Schwerpunkte setzen müssen, um der Realität Rechnung zu tragen.

Ein Gedanke ihres Vorgängers, den Sie weitertragen wollen, ist der des Netzwerkens. Wie ist das Verhältnis zu den Nachbarkommunen?

Die Hinterlandkommunen haben zum einen die Dienstversammlungen beim Landrat und zum anderen eine eigene WhatsApp-Gruppe, mit der wir uns abstimmen. Dann gibt es Einrichtungen wie den Müllabfuhr-Zweckverband oder die Abwasserverbände, über die wir uns regelmäßig sehen. Wir haben einen direkten Draht zueinander, die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut – und sie ist auch notwendig.

Die Zusammenarbeit der Fraktionen in der Dautphetaler Gemeindevertretung funktioniert ebenfalls, hatten Sie gesagt...

Ja, ich habe mit allen das Gespräch gesucht und kann sagen, dass es für mich keine Vorbehalte gibt. Ich habe auch verschiedene Einladungen zu Sitzungen angenommen, bin in allen Richtungen offen und versuche, den Austausch am Laufen zu halten. Das ist mir sehr wichtig.

Kommen wir zu den kleinen Gremien: Wie läuft die Zusammenarbeit mit den zwölf Ortsbeiräten?

Über allem schwebt der Grundsatz der Gleichbehandlung. Ortsvorsteher und Ortsbeiräte sind für mich der verlängerte Arm der Verwaltung. Jeder Ortsteil hat seine Bedürfnisse, muss aber auch in der Lage sein, über den Tellerrand zu gucken. Grundsätzlich versuche ich, den Kontakt zu halten, so gut mir das möglich ist, kann aber leider nicht an jeder Ortsbeiratssitzung teilnehmen, bin aber im Einzelfall natürlich gerne dabei. Auch das habe ich gelernt: Einen Termin mit dem Bürgermeister zu finden, ist nicht immer einfach.