Heimwerken für Halloween im Geisterhaus von Wolfgruben

Hinterm Geisterhaus bringen Bettina und Mark Staats die Riesenspinnen auf Vordermann.  Foto: Markus Engelhardt

Blick hinter die Kulissen: Bettina und Mark Staats bringen jedes Jahr den Grusel nach Dautphetal. Das steckt hinter der Horrorshow.

Anzeige

DAUTPHETAL-WOLFGRUBEN. „Das eine Auge blinkt nicht.“ Eine traurige Diagnose für Patientin „Kathy“. Die ohnehin ihre besten Tage hinter sich zu haben scheint: Ihre Gesichtshaut hängt in Fetzen herunter, die Nase ist halb verfault, auf dem skelettierten Schädel hat sie nur noch wenige Haare.

Für „Kathy“ ist das allerdings normal – schließlich ist sie ein Zombie. Herzlich willkommen... Nein, nicht in Frankensteins Monsterlabor, sondern hinter den Kulissen des Geisterhauses in Wolfgruben. „Kathy“ ist natürlich keine echte Untote, sondern ein Torso aus Plastik, in dessen Inneren ein kleiner Motor dafür sorgt, dass die Horrorfigur sich bewegen kann. Wenn sie in Aktion ist, taucht sie hinter einem – ebenfalls nicht echten – Grabstein auf und wedelt mit den mageren Armen, um – sehr echte – Besucher des unheimlichen Domizils herrlich zu erschrecken.

Damit auch der zweite ihrer milchigen Augäpfel wie vorgesehen in grünem Licht erstrahlt, genügt ein Handgriff. Nachdem Bettina Staats das Problem erkannt hat, steckt ihr Mann Mark ein Kabel um, damit „Kathy“ wieder im Dunkeln funkelt wie gewohnt.

Anzeige

Wir sind im positiven Sinn bekloppt.

Bettina Staats Betreiberin des Geisterhauses in Wolfgruben

Seit acht Jahren betreiben die beiden Horror-, Fantasy- und Science-Fiction-Fans nun schon das Geisterhaus an der Durchfahrt des Dautphetaler Ortsteils – mit wachsendem Erfolg. Immer mehr Besucher finden sich in der Halloween-Saison ein, um im und am Haus des Ehepaars das Gruseln zu lernen. Längst sind etliche Stammgäste darunter, berichtet das Paar stolz.

Und die Fans kommen nicht nur aus der Region, sondern nehmen auch weitere Strecken in Kauf, um zu erkunden, welche verrückten Ideen die Geisterhausbesitzer diesmal umgesetzt haben. „Wir sind im positiven Sinn bekloppt“, meint Bettina und lacht. Und ihr Mann nickt schmunzelnd: „Wir lieben einfach, was wir tun.“

Diesmal neu in der Show: Die Skelette feiern das Piratenleben.  Foto: Bettina Staats
Diesmal neu in der Show: Die Skelette feiern das Piratenleben. Foto: Bettina Staats (© Bettina Staats)

Und zu tun gibt es einiges, denn nach Halloween ist vor Halloween: Das ganze Jahr über sammeln die beiden Gruselbegeisterten allerhand außergewöhnliche Ideen für ihre Show. Wenn es an die Umsetzung geht, ist Heimwerken angesagt, denn vieles ist handgemacht, von der Kleidung für „Kathy“ und ihre gleichfalls knochigen Freunde über die riesigen Spinnen hinterm Haus bis zur Elektrik.

Anzeige

Diese lässt sich zwar kaufen, muss aber mit einiger Tüftelei zum Laufen gebracht werden. Mark Staats greift also selbst zu Schraubenzieher und Lötkolben, das nötige Wissen hat er sich im Laufe der Jahre selbst beigebracht. Der Werwolf, der Drache und die Zombies bewegen sich nicht von allein – das wäre dann ja wirklich zum Gruseln.

In der heimischen Werkstatt bastelt Bettina Staats an einem der Skelette.  Foto: Markus Engelhardt
In der heimischen Werkstatt bastelt Bettina Staats an einem der Skelette. Foto: Markus Engelhardt (© Markus Engelhardt)

Das Ehepaar ist auch in der Mittelalterszene aktiv, schon seit langer Zeit. Diese ist inzwischen sehr groß und verfügt über eine entsprechende Infrastruktur, in der die Anhänger sich gegenseitig mit Anregungen, vor allem aber auch mit den Materialien versorgen, die es braucht, um das Leben einer längst vergangenen Ära auferstehen zu lassen. Damit sich die Toten hinterm Haus erheben, ist ebenfalls einiges an Zubehör nötig.

Anders als für Ritterspiele und Mittelaltermärkte gibt es in Deutschland allerdings keine tatsächlich aktive Szene. Daher muss die Technik auch schon mal aus den Vereinigten Staaten eingeführt werden, der Heimat des Halloween-Festes, aber auch von animierten Rentieren auf Häuserdächern und tanzenden Weihnachtsmännern. Die wiederum ähnlich betrieben werden wie die unheimlichen Mitbewohner der Familie Staats.

Mark Staats kontrolliert die Technik hinterm Geisterhaus.  Foto: Markus Engelhardt
Mark Staats kontrolliert die Technik hinterm Geisterhaus. Foto: Markus Engelhardt (© Markus Engelhardt)

Seit einer Woche steht das Geisterhaus wieder für Besucher offen. Am Montag, 31. Oktober, also dem großen Datum für Halloween-Fans, lehren die Betreiber ihre Gäste ein letztes Mal das Gruseln, ehe „Kathy“ und Konsorten vorläufig im Keller des Heims verschwinden.

Das Geheimnis des dunklen Zimmers lüften

Dieser erinnert weniger an das erwähnte Labor des literarischen Monstermachers als an eine Heimwerkstatt. Die Liebe zu Spuk und Spaß hat viel mit Bastelei zu tun, auch praktisches Klebeband kommt zum Einsatz, um den klapprigen Protagonisten die nötige Stabilität zu verleihen. Zwischen zwei Saisons werden die handgemachten Ungeheuer auf Vordermann gebracht, kleinere Reparaturen vorgenommen, neue Versuche gestartet. „Eigentlich ist die Mechanik nicht für den Außeneinsatz gedacht“, erklärt Mark Staats. „Generell fordert die Witterung ihren Tribut.“

In diesem Jahr geben sich die Skelette maritim: Ähnlich wie in „Fluch der Karibik“ feiern untote Seeräuber hinterm Geisterhaus in Wolfgruben. Einer von ihnen wird unterdessen im Wohnzimmer fit gemacht – ähnlich wie „Kathy“ hat der bleiche Pirat ein paar Probleme mit den Gelenken.

Natürlich ist auch das inzwischen legendäre „dunkle Zimmer“ wieder geöffnet, allerdings nur nach Reservierung. Es befindet sich im Anbau, und die Gäste werden gebeten, vor dem Betreten ihre Mobiltelefone in sichere Hände zu geben – es ist nämlich wirklich stockdunkel im Raum, und das soll auch so bleiben. Was genau darin stattfindet, wird vorab nicht verraten. Nur soviel: Bettina und Mark Staats haben sich wieder etwas ganz Besonderes einfallen lassen.

Hexe verweigert ihren Dienst

Eine wahre Gruselgeschichte hat Mark Staats übrigens doch parat: Das Paar habe eine Hexenfigur in Bewegung gebracht, die auch tadellos funktioniert habe. „Im Wohnzimmer lief alles einwandfrei“, erinnert er sich. Auch an ihrem Arbeitsplatz hinterm Haus verhielt sich die böse Magierin wie gewünscht. „Aber sobald Besucher kamen, hat sie sich nicht mehr bewegt“, sagt der Geisterhausbetreiber.

„Kaum waren die Leute weg, war alles wieder in Ordnung.“ Seltsam. Da läuft selbst „Kathy“ ein Schauer über den Rücken.