Am Montagmorgen kam ein Lastwagen aus bisher ungeklärter Ursache von der Straße ab und in der eingerüsteten Kirche in Dautphetal-Hommertshausen zum Stehen.
DAUTPHETAL-HOMMERTSHAUSEN. Ein Lkw mit Anhänger ist am Montagmorgen mitten in Hommertshausen von der Fahrbahn abgekommen. Zunächst schrammte er an zwei Häusern vorbei, dann prallte er frontal gegen die mehr als 350 Jahre alte Fachwerkkirche. Der 49 Jahre alte Fahrer des Gespanns aus dem Ostkreis blieb unverletzt.
Aussagen zur Schadenshöhe kann die Polizei erst machen, wenn ein Statiker die Häuser und die Kirche näher untersucht hat. Das war bis zum späten Montagnachmittag noch nicht der Fall.
Der Unfall hätte, wäre er später passiert, mehr Verletzte nach sich ziehen können. Denn am Montagvormittag sollten Handwerker damit beginnen, das Dach der Kirche zu sanieren. Als der Lkw gegen 8.40 Uhr in die vollständig eingerüstete Fachwerkkirche raste, waren sie jedoch noch nicht vor Ort. Am späten Vormittag hätte das schon anders ausgesehen, berichtete Architekt Franziskus Hartmann an der Unfallstelle.
Zur Unfallursache konnte die Polizei zunächst keine Angaben machen. "Fest steht, dass der 49 Jahre alte Fahrer nach dem Durchfahren einer Linkskurve mit seinem Gespann nach rechts von der Straße abkam", teilte Polizeipressesprecher Martin Ahlich mit. Holger Herzberger, dem die zerstörte Scheune gehört, äußerte gegenüber dieser Zeitung eine Vermutung: "Hier wird viel zu schnell gefahren, deswegen passiert so etwas", sagte er. Es sei ja nicht das erste Mal, dass in Hommertshausen so etwas passiere. Einen anderen verdacht hatte Winfried Kleimenhagen, der den Unfall nach eigenen Worten beobachtet hat: "Ich vermute, dass die Ladung im Anhänger verrutscht ist", sagte er. Der Fahrer habe erfolglos versucht, gegen das Ausscheren des Anhängers anzukämpfen: "Der hintere Hänger hat mit dem gemacht, was er wollte."
Das Gespann streifte zunächst ein Haus und riss einen Streifen Schindeln von der Wand. Sodann kollidierte der Lkw mit dem nachfolgenden Haus. Schließlich prallte das Führerhaus gegen die seitliche Mauer des Anbaus an der eingerüsteten Kirche.
"Erst nach Bergung des Lasters und Untersuchungen durch das Bauamt und von Statikern dürfte der tatsächliche, wahrscheinlich sehr hohe Schaden feststehen", berichtete Ahlich am Vormittag. Bei dem Lastwagen handelt es sich um einen großen Lastwagen einer Recycling-Firma mit einer Containermulde und einen Anhänger. Geladen hatte der Lkw Metallschrott.
Die Schelde-Lahnstraße in Hommertshausen war den ganzen Tag über voll gesperrt. Warnmeldungen im Rundfunk wiesen auf die Vollsperrung hin. Da sich der Ort gut umfahren lassen, sei auch keine Eile geboten, sagte Rainer Höhn, Leiter der Polizeistation in Biedenkopf.
Nach einer Gefährdungsanalyse machten sich zunächst die Mitglieder des Technischen Hilfswerks Biedenkopf gegen Mittag ans Werk und stützten zunächst die Ecke des Hauses ab, die massiv in Mitleidenschaft gezogen worden war. Später stabilisierten sie auch die Giebelwand. "Die Scheune abzustützen, war die erste Maßnahme, weil dort eine Ecke komplett fehlte", erläuterte Stephan Schienbein, Pressesprecher des Landkreises Marburg-Biedenkopf.
In einem zweiten Schritt bauten die Mitarbeiter einer Gerüstbaufirma, unterstützt von einem Kranunternehmen und dem THW, das Gerüst ab. Das war bis etwa 16 Uhr erledigt. Erst danach sollte ein Bergungsunternehmen damit beginnen, den Lkw aus der Wand und dem Gerüst herauszuziehen. "Es ist noch unklar, bis wann das erledigt sein wird", erklärte Schienbein auf HA-Nachfrage gegen 16 Uhr. Zu erwarten sei das frühestens am Abend.
Erst anschließend könne sich ein Gutachter die Schäden im Inneren der Kirche und an ihren Außenwänden anschauen und die Schadenshöhe schätzen. Dautphetals Bürgermeister Bernd Schmidt (FW) zeigte sich vor Ort erschrocken über das Ausmaß des Unfalls. "Ich hoffe, es ist nicht zu extrem, was da auf uns zukommen wird", sagte der Rathauschef. Wenn die Kirche zu retten sei, dann solle man aber auf jeden Fall versuchen, sie zu retten. Nur ein Positives konnte er dem Unfall abgewinnen: dass kein Mensch zu Schaden gekommen ist.
Das Dach der Alten Kirche sollte diese Woche saniert werden. Aus dem Kommunalen Investitionsprogramm stehen dazu 75 211 Euro bereit.
Die Alte Kirche wurde 1656 im barocken Stil erbaut und befindet sich direkt an der Schelde-Lahn-Straße. In de