"Helft uns Helfen!": Wie werde ich Feuerwehrmann?

aus Helft uns helfen

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Archivfoto: Katrin Weber

Eine fundierte Ausbildung und viel Training: In unserer Rubrik "Helft uns Helfen!" zeigen wir diesmal den Weg zum Feuerwehrmann auf.

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WETZLAR/DILLENBURG/WEILBURG/GLADENBACH. Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr zu sein, ist ein anspruchsvoller Job! Dazu braucht es eine fundierte Ausbildung und regelmäßiges Training im Team. Wer durch die Grundausbildungen geht, investiert schon mal knapp 20 volle Arbeitstage (oder knapp 150 Stunden) in Schulungen. Und dann geht es mit Spezialisierungen auf den unterschiedlichen Ebenen weiter. Was muss man tun, um Feuerwehrfrau oder Feuerwehrmann zu werden? Wie baut sich die Feuerwehr auf? Wer hat da eigentlich was zu sagen? Harald Stürtz, Kreisbrandinspektor des Lahn-Dill-Kreises, gibt einen Einblick in die Ausbildungsetappen der ehrenamtlichen Arbeit.

Mehr als 4 Funktionen

Wer sich das erste Mal mit der Feuerwehr beschäftigt, braucht Orientierung. Und dies vor allem zu der Frage: Wer macht hier eigentlich was? Er trifft als erstes auf vier wichtige Funktionen: den Truppmann oder die Truppfrau, den Trupp-Führer, den Maschinisten und den Sprechfunker.

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7 Aufgaben, auf die es ankommt

Auf den Truppmann bzw. die Truppfrau kommt es im Notfall an. Hier geht es um Rettung von Menschen und Tieren, um Erste Hilfe, um die Bekämpfung von Bränden, die Bergung von Sachgütern, Leistung technischer Hilfe, Bekämpfung von Gefahren durch atomare, biologische und chemische Stoffe und die Durchführung des Brandsicherheitswachdienstes. Alles elementare Aufgaben, auf die die Ehrenamtlichen gut vorbereitet werden müssen. Den Einstieg bilden zwei Lehrgänge "Truppmann 1" und "Truppmann 2", ergänzt werden sie durch eine Ausbildung auf Standortebene.

12 Themen, um die keiner herumkommt

Da kommt ganz schön was auf die jungen Feuerwehrleute zu, die sich so einer Ausbildung unterziehen! Das Ganze ist natürlich in einer Feuerwehrdienstvorschrift geregelt, wie kann es auch anders sein. Hier ein paar Auszüge aus dem Lehrplan der Truppausbildung:

- Rechtsgrundlagen (drei Stunden), - Brennen und Löschen (zwei Stunden), - Fahrzeugkunde (zwei Stunden), - Gerätekunde: Persönliche Ausrüstung (eine Stunde), - Gerätekunde: Löschgeräte, Schläuche, Armaturen (vier Stunden), - Gerätekunde: Rettungsgeräte (vier Stunden), - Gerätekunde: Geräte für die einfache Technische Hilfeleistung (zwei Stunden), - Rettung (fünf Stunden), - Löscheinsatz (16 Stunden), - Technische Hilfeleistung (fünf Stunden), - Verhalten bei Gefahr (vier Stunden). - Ebenso ist eine Ausbildung Lebensrettende Sofortmaßnahmen (Erste Hilfe) mit 16 Stunden integriert.

Die Ausbildung zum Truppmann/Truppfrau gestaltet sich sehr praxisnah. Hier werden die neuen Einsatzkräfte an die Ausrüstung herangeführt. Ein Schwerpunkt ist die Gerätekunde und man lernt, wie man als Teil der Gruppe im Einsatz arbeitet. Ohne diese Ausbildung darf man nicht im Einsatz mitfahren.

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3 Musketiere

Nach der Grundausbildung geht es für viele weiter: In der technischen Ausbildung werden besondere praktische Fähigkeiten vermittelt. Ein Maschinist lernt das Bedienen von Pumpen und Aggregaten. Für die Sprechfunkausbildung ist neben der reinen Tätigkeit des Funkens auch die Bedienung der digitalen Funkgeräte sowie die Funkdisziplin zu erlernen. Eine besondere körperliche und mentale Belastung wird im Atemschutzlehrgang trainiert. Hier gehen die Lehrgangsteilnehmer nicht selten an ihre Leistungsgrenzen, sagt Kreisbrandinspektor Stürtz. Er rät: Man sollte eine gewisse Reihenfolge und zeitlichen Abstand zwischen den Lehrgängen einhalten, um die Kenntnisse und Fähigkeiten zu festigen. So ist zum Beispiel für den Atemschutzgeräteträgerlehrgang die Qualifikation als Sprechfunker erforderlich.

150 Stunden

Das heißt also: Es wird weiter trainiert und gebüffelt. Wie viel Zeit muss man investieren? Auch das ist für die einzelnen Lehrgangsteile klar geregelt: Truppmann Teil 1: 70 Stunden, Truppmann Teil 2: 80 Stunden, davon 40 Stunden auf Standortebene, Sprechfunk 16 Stunden, Atemschutz 25 Stunden, Maschinist 35 Stunden. Was heißt das in der Praxis? Ein Beispiel: Die Feuerwehrleute im Lahn-Dill-Kreis haben 2020 insgesamt 15 368 Stunden in die Ausbildung investiert. Dazu brauchte es natürlich auch die Ausbilder, die sich die Zeit dazu nehmen. Sie brachten auch noch einmal 1553 Stunden ein.

17 - die Schallmauer

Die vergangenen Jahre haben gezeigt, wie wichtig die Arbeit in den Kinder- und Jugendgruppen ist. Ab dem 17. Lebensjahr geht es in der Feuerwehr aber dann so richtig los. In der Regel wird bereits vor der Volljährigkeit der erste Truppmann-Lehrgang absolviert. Konkret darf der Anwärter hier zum Beispiel bereits Wasserschläuche zusammenschrauben und nach der "Grundausbildung" aktiv an der Brandbekämpfung teilnehmen. Interessanter wird es spätestens ab dem 18. Lebensjahr: Wer nach dem zweiten Truppmann-Lehrgang die Ausbildung zum Atemschutzgeräteträger absolviert hat, darf dann zum Beispiel verrauchte Gebäude betreten und kann im Ernstfall Menschenleben retten!

4 Ebenen der Leitung

Damit die Feuerwehr funktioniert, braucht es klare Leitungsstrukturen. Jeder muss wissen, was er zu tun hat. Dazu gibt es im Kern vier Ebenen. Der/die Truppführer/in besitzt eine fundierte Ausbildung und hat die Aufgaben mit dem Trupp (zwei bis drei Personen) eigenverantwortlich zu erledigen. Die nächsten Führungsebenen sind Gruppenführer, Zugführer und Verbandsführer. Diese Führungsausbildung findet ausschließlich an der Landesfeuerwehrschule statt.

603 Brände

Was erwartet die Feuerwehrleute? Eine Menge Einsätze. Allein im Lahn-Dill-Kreis mussten die Helfer im Jahr 2020 insgesamt 603 Mal zu Bränden ausrücken, über 860 Mal wurden sie zu allgemeinen Hilfeleistungen gerufen, in 353 Fällen erreichten sie Alarmierungen über Brandmeldeanlagen.

50 Prozent weniger

Gute Ausbildung der Einsatzkräfte ist eine wichtige Voraussetzung für den Einsatzerfolg. Corona hat gewütet und seit 2020 den Ausbildungsbetrieb erheblich behindert. An der Hessischen Landesfeuerwehrschule war der Ausbildungsbetrieb über Monate ausgesetzt, auch auf Kreisebene musste der Lehrgangsbetrieb zeitweise eingestellt werden. Mit speziellen Hygienekonzepten und reduzierten Teilnehmendenzahlen konnten seit 2020 Lehrgänge wieder stattfinden, aber mit deutlich weniger Beteiligung (minus 47 Prozent). Auch im Jahr hat die Pandemie die Aus- und Fortbildungszahlen weitgehend halbiert.

Von red