
Nach Protesten von Anliegern und Politikern ordnet der Kreis ein einseitiges Durchfahrtsverbot in der Ortslage Runzhausen (B453) an. Wann dies in Kraft tritt, ist aber noch unklar.
Gladenbach-Runzhausen. Viel Verkehr rollt derzeit durch die kleinen Orte im Allnatal. Der Grund: Die Bundesstraße 453 bleibt im Gladenbacher Stadtgebiet wohl noch bis Jahresende gesperrt. Doch statt der ausgewiesenen Umleitung zu folgen, suchen sich zahlreiche Autos und Lkw andere Wege über die deutlich kürzere Nebenstrecke. Die wird für Brummis nun aber teilweise gesperrt.
Ende Juli rückten die Bagger auf der B453 an und machen den 2,2 Kilometer langen Abschnitt zwischen Gladenbach und Runzhausen seitdem unpassierbar. Im Zuge der Bauarbeiten werden die Fahrbahn erneuert und die denkmalgeschützte Naturstein-Gewölbebrücke über dem Strichbach saniert. Dazu wird das Mauerwerk samt Seitenwänden bis auf das Gewölbe abgetragen und dann Stein für Stein wieder neu aufgebaut. Die Fahrbahn erhält eine insgesamt 32 Zentimeter starke neue Asphalttrag-, Binder- und Deckschicht. Rund 2,1 Millionen Euro lässt sich der Bund die Modernisierung kosten.
Weiträumige Umleitung während der Bauzeit
Während der Bauzeit gilt eine weiträumige Umleitung. Diese führt von Runzhausen über die Landesstraße 3288 und die Kreisstraße 111 (Römershausen) nach Weidenhausen und von dort weiter über die B255 nach Gladenbach – und entsprechend umgekehrt.
Mit ein wenig Ortskenntnis oder einem intelligenten Navigationsgerät ist ein kürzerer Weg aber schnell gefunden. Wer aus Richtung Dautphetal kommt und auf die nach Marburg führende B255 will, fährt über Runzhausen, Bellnhausen, Sinkershausen und Frohnhausen nach Friebertshausen.
Diese Abkürzung nutzen gerne auch Lkw-Lenker. Das Problem: Die zum Teil schmalen Kreisstraßen durch das Allnatal sind für einen Schwerlastverkehr gar nicht ausgelegt. Schon mehrfach sei es zu brenzligen Situationen im Bereich der Ortsdurchfahrt Bellnhausen gekommen, berichten Anwohner. Durch die dortige Engstelle passt gerade einmal ein Lkw. Sollten sich in diesem Abschnitt gar Sattelzüge begegnen, ist das Chaos vorprogrammiert.
Bewohner riefen im September die Politik auf den Plan
Den auf dieser Ausweichroute zunehmenden Schwerlastverkehr sowie die damit verbundenen Gefahrenstellen und Belastungen für Anwohner riefen im September auch die Gladenbacher Politiker auf den Plan. Auf Antrag der Zählgemeinschaft von SPD und Freien Wählern forderten die Stadtverordneten den Bürgermeister dazu auf, schleunigst mit Hessen Mobil und anderen zuständigen Behörden nach einer Lösung zu suchen. Ihre Forderung: „Der nicht erwünschte Schwerlastverkehr soll auf den Umleitung-Nebenstrecken verhindert werden.“
In Teilen kommt die Straßenverkehrsbehörde des Landkreises diesem Antrag nun nach. Am 13. Oktober ging eine verkehrsrechtliche Anordnung an Hessen Mobil, die Stadt Gladenbach, die Straßenmeisterei, den Rhein-Main-Verkehrsverbund und die Polizei raus. Demnach soll die Ortsdurchfahrt Runzhausen (B453) bis zur Einmündung der Straße „Zur Grünen Au“ für Fahrzeuge mit einem Gesamtgewicht über 3,5 Tonnen gesperrt werden.
Dieses Durchfahrtsverbot gilt allerdings nur in Fahrtrichtung Bellnhausen. Lkw können weiterhin durch die kleinen Stadtteile im Allnatal nach Runzhausen von dort weiter in Richtung Biedenkopf (B453) oder Bottenhorn (L3288) fahren. Für Linienbusse gilt diese zusätzliche Sperrung nicht.
Straßenverkehrsbehörde spricht von einem erheblichen Mehraufkommen
Die Straßenverkehrsbehörde weist in ihrer Anordnung auf ein „erhebliches Mehraufkommen an Schwerverkehr“ auf der durch Bellnhausen und Sinkershausen führenden Ausweichstrecke hin. Laut einer Messung der Stadt Gladenbach sollen pro Tag etwa 600 Fahrzeugen mit mindestens sieben Meter Länge diese Route nutzen.
Mehrere Gefahrenquellen hat die Kreisbehörde in Bellnhausen ausgemacht. Dazu gehören neben der Engstelle in der Ortsmitte auch die fehlenden Wendemöglichkeiten für Sattelzüge. Außerdem stehen hier Fußgängern teilweise nur sehr schmale Gehwege zur Verfügung. „Der stark zugenommene Schwerverkehr stellt eine Gefährdung dar, die das allgemeine Risiko erheblich übersteigt“, heißt es in dem Schreiben aus dem Kreishaus.
Die einseitige Sperrung in der Ortslage Runzhausen für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen ist aus Sicht der Straßenverkehrsbehörde eine „geeignete Maßnahme, die das allgemeine Risiko auf ein verträgliches Maß vermindert“. Mit dieser Regelung würden auch die Belange der Anwohner der ausgewiesenen Umleitung berücksichtigt. Sie hätten schließlich ebenfalls ein Interesse daran, dass nicht der gesamte Schwerverkehr über ihre Ortslagen geleitet wird.
Der Kreis ordnete mit dem Schreiben vom 13. Oktober eine „sofortige Vollziehung“ an. Bisher ist die geplante Sperrung in Runzhausen allerdings nicht umgesetzt worden. Entsprechende Schilder und beleuchtete Absperrschranken waren bis Donnerstagmittag, 27. Oktober, in der Ortslage sowie an den Zufahrten noch nicht aufgestellt. Wann dies geschehen soll, scheint noch unklar zu sein. Auf unsere Anfrage von Mittwochvormittag hüllen sich Hessen Mobil und Kreis bisher in Schweigen.
Dem Gladenbacher Ordnungsamt ist ein genauer Termin für die Straßensperrung ebenfalls noch nicht bekannt. Auf der Homepage der Stadt heißt es lediglich, dass „demnächst der Lkw-Verkehr ab 3,5 Tonnen von Runzhausen in Richtung Bellnhausen nicht mehr möglich ist. Dadurch kann kein gefährlicher Lkw-Begegnungsverkehr mehr stattfinden“.