
Annalena Baerbock will ihre Außenpolitik künftig „feministisch” und „sensibel” gestalten. Das wirdt an unserem Frühstückstisch manche Frage auf.
„Annalena Baerbock macht jetzt feministische Außenpolitik“, tue ich beim Frühstück kund. Meine Schwiegermutter wird sofort hellhörig. „Was heißt denn das?“, fragt sie. „Schickt sie jetzt rosafarbene Panzer in die Ukraine? Oder gibt‘s vor den Gesprächen mit Xi Jinping erst mal ein Gläschen Prosecco?“ Vermutlich unnötig zu erwähnen, dass meine Schwiegermutter nicht allzu viel von der grünen Außenministerin hält.
„Nee“, erkläre ich, „es geht um mehr Gleichberechtigung, Frauenförderung und so.“ Die 76-Jährige ist ein wenig enttäuscht: „Ach so, kann man ja wenig haben. Warum sagt sie das denn nicht so?“ Ich zucke mit den Achseln. „Vermutlich, um den grünen Stammwählern eine Freude zu machen: Bei denen muss ja immer alles feministisch und gendersensibel sein.“
Nicht immer ist feministische Außenpolitik einfach
Meine Schwiegermutter sinnt einen Moment nach. „Dann nehme ich mal stark an, dass sie den Steinzeitpolitikern im Iran mit ihren langen Bärten jetzt ordentlich den Marsch bläst.“ Ich wiegle vorsichtig ab. „Na ja, 80 Seiten mit hehren Zielen sind schnell geschrieben“, sage ich. „In der Realität ist die Sache schnell etwas schwieriger.“
Meine Schwiegermutter kratzt sich am Kinn. „Verstehe“, analysiert sie messerschaft und bringt die Sache flugs auf den Punkt, „da wird‘s dann eher mullah-sensibel.“ Da mir darauf keine kluge Entgegnung einfällt, schlage ich nochmal eine Bresche für die weltweite deutsche Frauenförderung: „Geld gibt‘s jedenfalls fast nur noch, wenn Frauen mehr zu sagen kriegen.“
Das ist der Moment, in dem meine Schwiegermutter sich entspannt zurücklehnt: „Ach so“, sagt sie, „wir sagen den anderen, wie‘s richtig geht. Dann bleibt ja wirklich alles beim Alten.“