Meinung

Büngers Brille: Fetti und der Wunderwuzzi

Hartmut Bünger
In seiner Kolumne "Büngers Brille" präsentiert unser Redakteur Hartmut Bünger seinen eigenen Blick auf die Welt.

Wer war eigentlich noch Wunderwuzzi? Was hat es mit Fetti auf sich? Und welcher Spitznamen wäre passend für Olaf Scholz? Redakteur Hartmut Bünger geht diesen Fragen nach.

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Haben Sie einen Spitznamen? Ich meine jetzt keinen Kosenamen wie „Schatz“ oder „Hase“, sondern einen Namen, der aus Scherz oder Spott eine ihrer besonderen Eigenschaften aufgreift. Meist sind es ja Dinge, die typisch für einen Menschen sind. So wurde Helmut Kohl wegen seiner Kopfform „Birne“ genannt, Rudi Völler wegen seiner Frisur „Tante Käthe“. Nicht selten spielt das Verhalten eine Rolle. Harry Henry Charles Albert David Mountbatten-Windsor wurde zu Jugendzeiten zum „Party-Prinzen“, Christiano Ronaldo wegen seiner ausgeprägten Freude am Weinen zum „Cry Baby“ (Heulsuse).

In wieder anderen Fällen gibt die Position den Ausschlag, wie etwa bei Angela Merkel („Kohls Mädchen“), Gerhard Schröder („Genosse der Bosse“) oder Ursula von der Leyen („Flinten-Uschi“). Gerade bei Spitzenpolitikern lässt sich übrigens das Phänomen erkennen, dass sich so ein Spitzname ändern kann: Aus Kohls Mädchen wurde irgendwann „Mutti“, aus dem Genossen der Bosse der putinfreundliche „Gas Gerd“.

Manchmal werden Menschen aber auch als das Gegenteil ihrer selbst beschrieben. In meiner Schule hatten wir ein Mädchen, demgegenüber das schlanke Model Twiggy übergewichtig wirkte – sie wurde von ihren Freundinnen immer liebevoll „Fetti“ genannt. Ein anderes Mädchen wiederum hasste es, umarmt zu werden. Es dauerte nicht lange, da war sie für die meisten nur noch „Huggy“, abgeleitet vom englischen „to hug“ (umarmen).

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Wie Sie beim aufmerksamen Lesen schon gemerkt haben werden: Alliterationen, also die gleichen Anlaute, spielen bei Spitznamen keine unerhebliche Rolle. Genau deshalb funktioniert ja auch „Bum Bum Boris“ für Boris Becker so gut. Die Älteren werden sich erinnern, dass er seine Aufschläge mit unglaublicher Wucht über das Netz zu dreschen pflegte. Österreichs Kanzler Sebastian Kurz war in seinen besten Zeiten deshalb auch der „Wunderwuzzi“.

Der amtierende deutsche Bundeskanzler ist bislang der „Scholzomat“. Diesen Namen verdankt er seiner ausgeprägten Fähigkeit, auf Fragen mitunter ein wenig ausweichend zu antworten (Frage: „Warum wollen sie keine Panzer an die Ukraine liefen?“, Antwort: „An heißen Sommertagen ziehe ich gerne eine Badehose an.“). Nicht auszuschließen, dass sich auch sein Spitzname noch ändert. Vielleicht ist er irgendwann „Olaf der Zauderer“ oder noch kürzer „Olaf Omm“.