Dekanatssynode stellt neue Organisationsformen für Gemeinden vor, die dem Mitgliederrückgang entgegenwirken sollen.
BATTENBERG. "Wir werden als Kirche schon in wenigen Jahren ganz anders unterwegs sein als während der zurückliegenden 70 Jahre, aber wir werden sehr lebendig sein!" Mit diesen deutlichen, aber auch mutmachenden Worten haben Präses Britta Duchardt-Linneborn und Dekan Andreas Friedrich die Vertreter der 47 Kirchengemeinden des Evangelischen Dekanats Biedenkopf-Gladenbach im Rahmen der Dekanatssynode in Battenberg auf die Herausforderungen der kommenden Jahre eingestimmt.
Feste Bezugspersonen für die Seelsorgebezirke
Und die werden wesentlich von dem Reformprozess "ekhn2030" der Landeskirche geprägt sein, der das Bilden von Nachbarschaftsräumen mit je einem gemeinsamen Gemeindebüro, einem Verkündigungsteam aus Pfarrern, Gemeindepädagogen und gegebenenfalls Dekanatskirchenmusikern vorsieht. "Die Pfarrstellen sind also nicht mehr den Gemeinden zugeordnet, sondern dem Nachbarschaftsraum", erläuterte die Präses. Allerdings werde es feste Bezugspersonen für die Seelsorgebezirke geben.
Außerdem müsse man einen Gebäudeplan für das Dekanat und jeden Nachbarschaftsraum entwickeln, um die Zahl der Gebäude - vor allem der Gemeindehäuser - zu reduzieren: "Welche Gebäude brauchen wir, welche können wir uns leisten, welche sind vom Zustand her zukunftsfähig?", zählte Dekan Friedrich die Kriterien auf. Schließlich müsse pro Nachbarschaftsraum ein gemeinsames Leitungsteam gebildet werden, das die Entscheidungen, die alle gemeinsam betreffen - also etwa zu Personal, Finanzen, Strukturen und Gebäuden - auch gemeinsam trifft.
"Das Ganze will die Gemeinden nicht schwächen oder abschaffen, sondern stärken und zukunftsfähig machen", betonten Friedrich und Duchardt-Linneborn. Die einzelne Kirchengemeinde bleibe erhalten, verliere aber ihre Selbstständigkeit und werde Teil eines Teams von Gemeinden in einem Nachbarschaftsraum. "Unsere Hoffnung ist: Jede Gemeinde bringt in das Gemeinsame ein, was sie gut kann", sagte die Vorsitzende der Dekanatssynode: "Das ergänzt sich im besten Fall wunderbar und potenziert noch die Möglichkeiten."
Kirche bedeute immer auch Veränderung, zitierte Andreas Friedrich einen Kernsatz der Reformation. Der Trend zum Mitgliederrückgang sei auch im Dekanat spürbar und unterstreiche die Notwendigkeit der Reformen: Innerhalb der vergangenen beiden Jahre sei die Zahl der Evangelischen im Dekanat um rund 1800 auf knapp 48.200 gesunken. "Wenn wir die nächsten Jahre nicht nutzen, wird es ganz schwer, dann droht eine Situation, in der Sachzwänge entscheiden und kein Gestaltungsspielraum mehr da sein wird", verdeutlichte der Dekan: "Alles, was sich hinter ekhn2030 verbirgt, ist mutig, unumgänglich und herausfordernd, weil wir alle neu denken lernen müssen, und es birgt neue Chancen!"
Zu Beginn der Synode in der Burgberghalle hatten er und die stellvertretende Dekanin Christina Ronzheimer im Gottesdienst gemeinsam zu den Strophen des gut 60 Jahre alten Kirchenlieds "Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt" gepredigt. Zusammen leben, lieben und arbeiten auf dem Schiff bedeute dann auch: Solidarisch sein, teilen und ein Team bilden, das einander vertraut, sagte Friedrich.
Die Mannschaft bestehe aus allen Getauften, nicht nur aus dem Pfarrer, dem Kirchenvorstand oder dem Kern der Gemeinde, unterstrich Ronzheimer: "Und es ist keine Gemeinschaft, wenn es Gewinner und Verlierer gibt, wenn die einen über Bord gehen und die anderen weiterfahren."
Damit dies nicht geschehe, fänden in allen Nachbarschaftsräumen derzeit Gespräche zu den nächsten Schritten und der Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden statt.
Weichen sollen bis 2026 gestellt sein
Bis 2026 sollten die wichtigsten Weichen hinsichtlich der Umsetzung von "ekhn2030" gestellt sein, hatte Dekan Friedrich zum straffen, von der Landeskirche vorgegebenen Zeitplan gesagt.
Die Dekanatssynode am 18. März 2023 werde dann über die Nachbarschaftsräume - die im Dekanat Biedenkopf-Gladenbach schon 2018 für die Zuordnung der gemeindepädagogischen Stellen gebildet worden waren - und deren endgültigen Zuschnitt abschließend beraten und entscheiden.