Nach intensivem Einsatz vom 1. Oktober 2021 bis zum 31. Dezember 2022 bleibt nur ein kleines Team übrig. Einmal wöchentlich gibt es eine öffentliche Impfaktion.
MARBURG-BIEDENKOPF. Die alte Dame ist zunächst noch etwas verunsichert. "Sie bekommen jetzt gleich ihre Impfung", beruhigt Juliane Schrakamp. Die Medizinische Fachangestellte (MFA) ist Teil eines der mobilen Impfteams, die monatelang im Landkreis unterwegs waren, um Menschen gegen Corona zu impfen - in Pflegeheimen, in Bürgerhäusern, an sozialen Brennpunkten. Vom 1. Oktober 2021 bis zum 31. Dezember 2022 waren das über 73.000 Impflinge.
"Das Impfteam sollte die Haus-und Fachärzte nach der Schließung des Impfzentrums am Afföller unterstützen", erzählt Claudia Dielmann-Ackermann von der ärztlichen Leitung. Doch mit der zum Herbst 2021 wieder ansteigenden Welle von Infektionen und der rasant steigenden Nachfrage nach Impfungen kam dem mobilen Impfen rasch eine größere Bedeutung zu als ursprünglich gedacht.
Es musste kräftig improvisiert werden
"Wir haben gemerkt: Da ist Druck auf dem Kessel", erinnert sich Oliver Lotz von der Leitung der mobilen Impfteams, der Schnittstelle zwischen Gesundheitsamt und den paritätisch durch den DRK-Kreisverband Marburg-Gießen und die Johanniter Unfallhilfe Regionalverband Mittelhessen besetzten Mitarbeitenden in den Impfteams und in der Verwaltung. Wie schon beim Impfzentrum wurde das für das mobile Impfen zuständige Gesundheitsamt von diesen beiden Institutionen unterstützt.
Während Gesamtverantwortung und Organisation beim Gesundheitsamt lagen, stellten die beiden Hilfsorganisationen medizinisches Fachpersonal sowie Personal für Organisation und Verwaltung. Sechs Impfteams waren im Einsatz - in Spitzenzeiten bis zu zwölf Teams - und das teilweise äußerst intensiv.
"Unser Auftrag war zunächst darauf beschränkt, den sogenannten vulnerablen Gruppen zum Beispiel in Alten- und Pflegeheimen flächendeckend und rasch die dritte Impfung anzubieten. Die Nachfrage war dann so groß, dass wir bereits ab November 2021 auch ein öffentliches Angebot mit drei stationären Impfstellen eröffnet haben", berichtet Dr. Birgit Wollenberg, Leiterin des Gesundheitsamtes. Es habe sich bewährt, zusätzlich zum Impfpunkt in Marburg im Westen und Osten des Kreises Impfstellen zu eröffnen.
Die Hälfte der Teams impfte an den Impfpunkten, die andere fuhr weiter durch den Landkreis, zu Alten- und Pflegeheimen, zur Tafel, in die Psychiatrie, in Wohngruppen. Es gab Angebote bei Firmen, speziell für prekär Beschäftigte, Impfaktionen für Obdachlose und Bewohnende von Stadtteilen mit sozialen Problemen. "Dabei haben wir solche Aktionen auch gut vorbereiten müssen, damit wir Menschen zum Impfen bewegen konnten und haben dabei viel Unterstützung von Akteuren vor Ort bekommen", betont Dielmann-Ackermann.
Der zentrale Büro- und Lagerstandort für das mobile Impfen wurde in leer stehenden Räumlichkeiten der Gesamtschule Niederwalgern eingerichtet - es musste kräftig improvisiert werden. Dabei und bei allem anderen habe geholfen, dass das Team so gut zusammengearbeitet habe, betonen Dielmann-Ackermann und Lotz.
Ab sofort eine öffentliche Impfaktion pro Woche
Die gute Zusammenarbeit konnte man beispielsweise beim Besuch in einem Alten-und Pflegeheim Waldesruh in Bad Endbach erleben. Das Impfteam funktioniert wie eine gut geölte Maschine - von der Beladung des Fahrzeugs mit den Unterlagen, der Kühlbox mit dem Impfstoff, Computer, Drucker und Notfallset samt Defibrillator bis zum Bereitlegen von Masken, Einmalhandschuhen und Spritzen. Der Arzt Christoph Albrecht, die MFA Juliane Schrakamp und Wolfgang Frey als Mitarbeiter der Verwaltung haben ganz offensichtlich schon viele solcher Besuche absolviert - jeder Handgriff sitzt. Mit viel Geduld und Empathie gehen sie auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Impflings ein. Bei den letzten Impfaktionen ist der Stress nicht mehr so groß, das war im Winter 2021/22 noch ganz anders. "Da war die Anzahl der Interessenten noch riesig und wir mussten Menschen wieder nach Hause schicken", erinnert sich das Team.
Seit Anfang Januar gibt es ein kleines mobiles Impfteam, das in der Hand des Gesundheitsamts ist und vulnerable Gruppen mit erschwertem Zugang zum Gesundheitssystem erreichen soll. Für Fragen ist es unter impfen@marburg-biedenkopf.de und telefonisch unter 06421 405-4400 erreichbar. Außerdem findet jeden Freitag von 10 bis 12:30 Uhr eine öffentliche Impfaktion im Impfpunkt Mitte in Marburg, Bahnhofstraße 24, statt.