Vom Einzelhandel in den Lkw: Frauenakademie des Landkreises Marburg-Biedenkopf verhilft Katharina Nacke in Stadtallendorf zum Traumjob.
MARBURG-BIEDENKOPF. Der Traum: Ein Laster und viel bewegen. Seit langer Zeit hegte die 33-jährige Katharina Nacke schon den Wunsch, beruflich Lastwagen zu fahren. Mithilfe der Frauenakademie des Landkreises Marburg-Biedenkopf konnte sie im Sommer ihren Traum verwirklichen.
Als Frau in einer Männerdomäne
Nacke hat bis Mitte der 2010er-Jahre im Einzelhandel gearbeitet. Nach einer Arbeitspause aus familiären Gründen und Elternzeit wollte sie wieder ins Arbeitsleben einsteigen. Dabei half ihr die Frauenakademie des Kreisjobcenters (KJC). In der Beratung äußerte sie den Wunsch, Lkw-Fahrerin zu werden. "Ich wollte schon immer Lastwagen fahren. Meine Eltern fanden den Job aber zu gefährlich. Daher bin ich Einzelhandelskauffrau geworden", so Nacke. Nackes Beraterin bei der Frauenakademie, die Fallmanagerin Sandra Liebermann, erinnert sich: "Katharina Nacke war die Initiatorin, sie wollte selbst Lkw fahren. Dabei stellte sich natürlich die Frage: Kind, Familie und Lastwagen fahren - passt das überhaupt zusammen?" Doch die 33-Jährige und ihre Beraterin waren sich einig, es zu versuchen. So startete Nacke ihre neue Karriere als Lkw-Fahrerin bei der Spedition Kautetzky in Stadtallendorf. Der Kontakt zwischen dem KJC und der Spedition besteht schon seit mehreren Jahren. Daher war es naheliegend, dass Nacke sich bei dieser Firma bewerben sollte - mit Erfolg: "Das Unternehmen konnte sich vorstellen, Katharina Nacke unter Berücksichtigung ihrer familiären Situation einzustellen. Es fehlte nur noch die entsprechende Fahrerlaubnis", so Liebermann. Hier half das KJC.
Ende November 2021 erhielt Katharina Nacke einen Bildungsgutschein, mit dem sie ihren Lkw-Führerschein machen konnte. Mit dem Bildungsgutschein werden die Kosten für Weiterbildungen von arbeitssuchenden Personen übernommen. Im Frühsommer 2022 hat sie die Prüfungen bestanden. Seitdem kann sie am Steuer eines tonnenschweren Sattelzuges mit 450 PS unter der Haube der Zugmaschine sitzen.
Aber wie ist es für eine Frau, in einem von Männern dominierten Beruf zu arbeiten? "Ich habe bisher keine negativen Erfahrungen gemacht und riesige Hilfsbereitschaft unter den Kollegen erlebt, egal, von welchem Unternehmen sie kommen", erzählt Nacke.