Pro und Contra: Kürbisse statt Erinnerungen an Luther?

Diesmal neu in der Show: Die Skelette feiern das Piratenleben.  Foto: Bettina Staats

Am 31. Oktober ist Reformationstag - und seit einiger Zeit wird auch hierzulande Halloween gefeiert. Masken und Kürbisse statt Erinnerungen an Luther? Zwei Standpunkte.

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Landkreis Marburg-Biedenkopf. Evangelische Christen feiern am 31. Oktober Reformationstag. Kinder verbinden mit diesem Datum schon seit einigen Jahren eher Kürbisse und Süßigkeiten. Zwei Reporter, zwei Meinungen zum kunterbunten Kommerz.

Pro - Markus Engelhardt

Markus Engelhardt
Markus Engelhardt (© Kopp)

Keine Sorge: Wie in den vergangenen Jahren mische ich mich auch diesmal nicht unter die kostümierten Kleinen, die an Halloween in der Nachbarschaft Süßes fordern und mit Saurem drohen. Da würde ich ohnehin auffallen wie Michael Myers – der legendäre Titelschurke der nach jenem Tag benannten Filmreihe – beim Kindergeburtstag. Aber ich gönne allen ihren Spaß beim wohligen Gruseln, wenngleich das nicht dieselbe Tradition haben mag wie die Erinnerung an die Reformation. Meine These (die ich nicht an eine Kirchentür genagelt habe): Ein wenig Ablenkung vom Alltag schadet nicht. Und wer dabei als Untoter das Leben feiern will, soll das ruhig tun. Hatte nicht sogar Martin Luther eine dunkle Seite? Horror-Fans schwärmen für Schauriges, das jedoch angesichts mancher Äußerung des streitbaren Theologen verblasst wie der Vollmond im Nebel. „Jungen Leuten ist Freude und Ergötzen so hoch vonnöten wie Essen und Trinken“, hat er andererseits gesagt. Außerdem: Es gibt ja keine Maskenpflicht.

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Contra - Patrick Stein

Patrick Stein Kolumne
Patrick Stein Kolumne (© Kopp)

Es muss in den frühen 2000ern gewesen sein. Der Trend kommt aus Amerika über den Atlantik herüber – in deutschen Großstädten schmücken geschnitzte Kürbisse Schaufenster und später Hauseingänge. Aus den Städten gelangt der Pseudo-Feiertag ins Hinterland. Kinder und Erwachsene verkleiden sich und ziehen von Tür zu Tür mit dem Wahlspruch „Süßes, sonst gibt’s Saures“. Jung und Alt höhlen Kürbisse aus und versehen die Früchte mit den komischsten Grimassen. Bis hierhin mag ja noch alles seine Richtigkeit haben. Aber: Halloween zeigt die Kommerzialisierung der Feiertage auf. Jeder erdenkliche Gegenstand wird mit Kürbissen und Gespenstern verziert. Selbst Fruchtgummis haben Form und Farbe von typischen Halloween-Motiven. Fragt man Fans des bunten Trubels, können viele mit den Ursprüngen wenig bis gar nichts anfangen. Ich mag Horrorfilme, Gummibärchen und Traditionen. Halloween ist jedoch reine Geldmacherei. Statt böse Geister zu vertreiben müssen wir jetzt mit denen umgehen, die wir riefen.