
Samira Semic wird seit Ende Juli vermisst, es gibt keine Hinweise auf ihren Verbleib. Wie gehen die Ermittlungen jetzt weiter?
Kirchhain/Marburg. Ihr Schicksal liegt aus Sicht der Marburger Ermittler weiterhin im Dunkeln. Nach wie vor gibt es keinen entscheidenden neuen Ansatz bei der Suche nach der vermissten Kirchhainerin Samira Semic. Fest steht nur der Zeitpunkt ihres Verschwindens. Es war der 28. Juli dieses Jahres, als sie in Kirchhain, in der Straße Unterm Groth in ein Auto stieg.
Das war das letzte Lebenszeichen von ihr. Die Polizei bildete eine Sonderkommission, es gab verschiedene aufwendige Suchaktionen in der näheren Umgebung, eine bundesweite Suche mit Plakaten und eine Berichterstattung in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“.
Bundesweite Fernsehberichterstattung zu vermisster Kirchhainerin
Jetzt kam eine weitere bundesweite Fernsehberichterstattung in der RTL-Sendung „Explosiv“ hinzu, in der sich erstmals auch ihre in einem anderen Bundesland lebende Schwester zu den Geschehnissen äußerte. Auch in dieser Sendung baten die Ermittlungsbehörden noch einmal um Hinweise auf den Aufenthaltsort von Samira Semic.
Ihre Schwester hatte am Tag ihres Verschwindens zuletzt Kontakt mit ihr über Kurznachrichten. Irgendeinen Hinweis auf besondere Schwierigkeiten der Verschwundenen hatten die Angehörigen offenbar nicht. Sie wussten aber auch nicht davon, dass Semic als Prostituierte arbeitet, wie aus dem Beitrag des Privatsenders zu entnehmen ist. Die junge Frau war zum Zeitpunkt ihres Verschwindens im vierten Monat schwanger und ist Mutter eines Sohnes, mit dem sie in Kirchhain lebte.
Vermisste war erst Ende 2021 nach Kirchhain gezogen
Semic war erst im Dezember 2021 nach Kirchhain gezogen und hatte Kontakte in Lübeck, Hamburg und Berlin.
Ihr Sohn war es, der die Polizei nach dem Verschwinden informierte. Vorher hatte er sich bei ihrer Schwester gemeldet. Nach wie vor fürchten die Ermittlungsbehörden, also Polizei und Staatsanwaltschaft, dass die bei ihrem Verschwinden 34 Jahre alte Semic das Opfer eines Verbrechens geworden ist.
Hoffnung bei Staatsanwaltschaft Marburg
„Bei einem Unfall oder auch bei einem Suizid, einem Selbstmord, hätten wir früher oder später einen Hinweis darauf gefunden“, sagt Staatsanwalt Timo Ide. Er ist Sprecher der Staatsanwaltschaft Marburg. „Unsere Hoffnung bleibt, dass sie wohlbehalten und mit ihrem Babybauch wieder zurückkommt“, formuliert natürlicherweise die Schwester der Verschwundenen in dem RTL-Beitrag. Die Schwester hatte bei Facebook eine öffentliche Gruppe mit Namen „Wo ist Samira?“ gegründet, auch, um weitere Menschen in der Hoffnung auf Hinweise zu erreichen.
Aktuell hat diese Gruppe 794 Mitglieder. Was können die Mitglieder der Sonderkommission bei der Marburger Kriminalpolizei jetzt noch tun nach mehr als drei Monaten erfolgloser Suche?
Im Moment steht die Umfeldermittlung im Vordergrund. „Wir checken alle Kontakte von Frau Semic in den Monaten vor ihrem Verschwinden“, erläutert Staatsanwalt Ide.
Einmaliger Fall im Landkreis
Ide bestätigt, dass die Suche nach Samira Semic und die Klärung ihres Schicksals nach ihrem Verschwinden ein in dieser Form einmaliger Fall im Landkreis ist. „In diesem Fall muss man auf alles setzen und hoffen“, sagt der Sprecher der Marburger Staatsanwaltschaft.
Hinweise nimmt die Sonderkommission weiterhin unter der Rufnummer 06421-406555 entgegen.
VON MICHAEL RINDE