Im Landkreis Marburg-Biedenkopf sind wieder Betrüger unterwegs, die sich fälschlich als Polizeibeamte ausgeben. In der vergangenen Woche versuchten die Gauner, eine...
. Marburg (bün). Das Thema "Falsche Polizeibeamte" ist nach wie vor aktuell. Nach kurzen Ruhephasen tauchen die Betrüger im Landkreis immer wieder auf und versuchen ihr Glück. Dabei gehen die Täter immer raffinierter vor, um nicht aufzufliegen. Dank eines aufmerksamen Bankmitarbeiters wurde in der vergangenen Woche die Übergabe von 80 000 Euro verhindert.
"Die frei erfundenen Geschichten der Täter ähneln sich und werden von Fall zu Fall unterschiedlich ausgeschmückt", erklärt Jürgen Schlick, Pressesprecher der Marburger Polizei. Die geschulten Betrüger hätten trotz der ständigen Präventionsarbeit der Polizei leider immer mal wieder Erfolg. Schlick: "Dabei lassen sich Unbekannten immer neue Vorgehensweisen einfallen, um Mitarbeiter der Kreditinstitute nicht misstrauisch werden zu lassen."
Am Mittwochnachmittag, 9. September, scheiterte das Vorhaben der professionell vorgehenden Täter. Die meldeten sich gegen 13 Uhr telefonisch bei einer Seniorin und tischten die bekannte Geschichte von den angeblich festgenommenen Einbrechern auf. Sie überzeugten das ausgesuchte Opfer davon, dass das vorhandene Bargeld in Höhe von 80 000 Euro auf dem Girokonto nicht mehr sicher sei. "Relativ neu war das weitere Vorgehen der falschen Polizisten, die Seniorin dem Wirkungskreis der Bankangestellten zu entziehen", erläutert der Pressesprecher der Polizei. Die Angerufene folgte den Anweisungen, sofort ein Bankschließfach zu eröffnen und das vorhandene Bargeld vom Girokonto abzuheben und im Schließfach zu deponieren. So hätten die Betrüger das Geld in Abwesenheit eines Angestellten der Bank in Empfang nehmen können. "Glücklicherweise reagierte ein Angestellter des Kreditinstitutes schon bei der Einrichtung des Schließfachs und alarmierte die Polizei, schreibt Schluck. Welche Überzeugungskraft die Betrüger am Telefon haben, zeigte sich nach Eintreffen der echten Kriminalpolizei in der Wohnung der Seniorin. Die 87-Jährige war immer noch davon überzeugt mit den "Kriminalbeamten" zu reden, die sich am frühen Nachmittag telefonisch gemeldet hatten.
Das Phänomen, dass Betrüger sich als Polizisten ausgeben, ist nicht neu. Meist werden ältere Menschen von den Tätern angerufen. Die Täter täuschen durch geschickte Gesprächsführung vor, dass sie Beamte der örtlichen Polizei, der Staatsanwaltschaft oder des Bundeskriminalamtes sind und dass sich die Opfer in einer Gefährdungslage befinden. Wahrheitswidrig wird den Opfern meist vorgespielt, dass man gegen eine Tätergruppe ermittelt. Im Rahmen dieser Ermittlungen sei bekannt geworden, dass die Betroffenen ebenfalls Opfer eines Einbruchs werden sollen. Unter dem Eindruck dieser konkreten Gefährdung versuchen die Täter, umfangreiche Informationen über Bargeldbestände sowie die Art und Höhe von Geldanlagen bei Banken zu erfahren.
Die Gespräche mit den Opfern dauern, wenn das Opfer darauf eingeht, oft Stunden und werden an folgenden Tagen fortgesetzt. Die Betroffenen werden dabei zu absoluter Verschwiegenheit gegenüber jedermann verpflichtet, insbesondere gegenüber der örtlichen Polizei, den Bankmitarbeitern sowie Familienangehörigen.
"Den Anrufern, gelingt es nicht selten, ihre Opfer so zu manipulieren, dass diese ihre kompletten Ersparnisse abheben und an vermeintliche Polizisten, Beamte des BKA oder Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft übergeben oder ins Ausland überweisen", berichtet der Pressesprecher der Polizei. Besonders perfide: Bei den verwendeten bzw. im Display angezeigten Telefonnummern handelt es sich oft um die echten Nummern von Staatsanwaltschaften, Gerichten oder Polizeidienststellen. Diese Rufnummern können die Täter mittels einer Computersoftware herstellen und erscheinen lassen. Oft erscheint auch zum Beispiel die Ortsvorwahl und eine Notrufnummer wie die 110.
Die Polizei rät: Lassen Sie sich am Telefon nicht unter Druck setzen! Seien Sie wachsam, misstrauisch und besprechen sich mit einer Vertrauensperson, bevor Sie überhaupt an eine Abhebung von Bargeld oder Überweisung denken oder das daheim gelagerte Geld an Fremde aushändigen! Geben Sie niemals vertrauliche Informationen preis! Behörden und seriöse Unternehmen agieren nicht in dieser Form und fragen niemals am Telefon nach sensiblen Daten. Rufen Sie zurück: Verwenden Sie dabei aber niemals Rufnummern, die man Ihnen mitteilt, sondern immer nur die selbst herausgesuchten Telefonnummern. Wählen Sie bewusst neu! Benutzen Sie nicht die Rückruftaste!