Kampagne soll dafür sensibilisieren, wie eng die Straßen sind und was für eine Herausforderung sie für Rettungskräfte darstellen.
MARBURG. Es ist Zentimeterarbeit - vorsichtig lenkt Feuerwehrmann Oliver Weinhauer das riesige Tanklöschfahrzeug durch die engen Gassen. Haarscharf vorbei an Tischen, Stühlen, Schildern, Markisen und Menschen. Mit Einsatzfahrzeugen durch die Marburger Oberstadt zu fahren, ist eine Herausforderung für Feuerwehrleute und andere Retter.
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Respekt, Verständnis und Mithilfe von allen ist gefragt
"Das ist alles unberechenbar. Man muss auch immer mit den Fehleinschätzungen der Fußgänger rechnen", sagt Weinhauer und bremst kurz ab, weil plötzlich eine junge Frau vor dem Feuerwehrfahrzeug die Barfüßerstraße kreuzt. "Das ist manchmal schon sehr gefährlich", weiß der Feuerwehrmann.
Und deshalb haben sich Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei und Ordnungsamt mit der Stadt zusammengetan und eine Kampagne gestartet. Motto: "Die Oberstadt macht Platz - und rettet Leben". Zwar könne dank der Organisationsstruktur die Hilfsfrist von zehn Minuten auch in der engen Oberstadt eingehalten werden, aber natürlich wolle man die nicht ausreizen, erklärt Carmen Werner, Leiterin der Marburger Feuerwehr: "Man stelle sich vor, es brennt oder jemand ist eingeklemmt, da wollen wir so schnell wie möglich vor Ort sein und helfen."
Im Ernstfall zählt jede Sekunde. Aus diesem Grund wollen die Retter sensibilisieren - mit Aufklebern, Flyern und Postkarten. Es brauche Respekt, Verständnis und Mithilfe aller, dass im Einsatzfall Rettungswege frei sind und genug Platz ist, damit die Feuerwehr ihre Gerätschaften aus dem Fahrzeug nehmen und damit arbeiten kann. "Daher ist es gut, wenn die Leute darauf aufmerksam gemacht werden, damit sie achtsam sind", sagt Feuerwehrmann Erik Reinhold und drückt Omay Türk einen Aufkleber mit dem Blaulichtsymbol in die Hand. Der Geschäftsführer vom "Felix" findet die Aktion gut und bringt den Aufkleber gleich an der Fensterscheibe des Restaurants an. "Wenn wir sehen, dass die Feuerwehr kommt, fahren wir die Markisen zurück, weil das sonst knapp ist. Und wir stellen auch die Tische und Stühle ran", erklärt Omay Türk.
Vorbildlich, so soll es sein, sind sich die Feuerwehrleute einig. "Es wäre schön, wenn jeder ein bisschen besser darauf achtet", wünscht sich Reinhold. Mit Rücksichtnahme und Respekt könne jeder seinen Beitrag dazu leisten, dass sie als Retter retten können.
Von Nadine Weigel