Sparkasse Marburg-Biedenkopf wächst trotz Corona

Der Vorstand der Sparkasse (v.l.) Harald Schick, Andreas Bartsch und Jochen Schönleber zieht eine positive Bilanz.  Foto: Sparkasse

Auch weiterhin bringt Geld auf Konto oder Sparbuch keine Zinsen. Die Sparkasse Marburg-Biedenkopf ist deshalb nicht nur, aber auch im Wertpapiergeschäft deutlich gewachsen.

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. Marburg-Biedenkopf. Die Sparkasse Marburg-Biedenkopf ist im vergangenen Jahr gewachsen - trotz Corona-Krise und andauernden Niedrigzinsen. Kunden haben Spareinlagen, Kredite und Wertpapiere in Höhe von 6,75 Milliarden Euro bei der Sparkasse - ein Plus von rund zehn Prozent gegenüber 2019. Die Bilanzsumme ist um 13 Prozent (500 Millionen Euro) auf 4,39 Milliarden Euro gewachsen. Der Marktanteil im Geschäftsgebiet liegt bei 50 Prozent.

"Für das Kundengeschäft war es ein gutes Jahr", sagte Vorstandsvorsitzender Andreas Bartsch bei der Vorstellung der Jahresbilanz. "Wir sind in der Pandemie deutlich gewachsen." Bemerkbar machte sich das angesichts fehlender Zinsen vor allem bei den Wertpapieren. Die seien nicht mehr nur eine Alternative, "sondern eine vernünftige Anlageform", sagte Bartsch. Denn wer sein Geld ohne Zinsen zum Beispiel auf dem Sparbuch deponiere, verliere faktisch Guthaben. Bartsch: "Die Inflationsrate nimmt zu, die frisst das Geld auf."

Die Niedrigzinsen sind nicht nur für Sparer ein Problem, sondern auch für die Sparkasse, der eine Hauptertragsquelle fehlt, zugleich in Digitalisierung und Geschäftsstellen investieren muss. Das Wachstum sei deshalb "bemerkenswert und keine Selbstverständlichkeit", sagte Andreas Bartsch.

Bei der Auswahl der Depots stehe die Nachhaltigkeit verstärkt im Mittelpunkt. Insgesamt haben Kunden Wertpapiere in Höhe von 700 Millionen Euro bei der Sparkasse, ein Plus um 5,7 Prozent. Auch in Krisenzeiten lassen sich damit gute Gewinne erzielen, denn: "Die Kapitalmärkte haben sich von der Realität weit entfernt", sagte Bartsch. Denn so schnell die Kurse in einer Krise fallen, so schnell erholen sie sich auch wieder.

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Zugleich haben aber auch die Kundeneinlagen zugenommen: um neun Prozent auf 3,5 Milliarden Euro. Ein Grund: In der Krise sparten die Kunden, Urlaub war ohnehin während des Lockdowns nicht möglich.

An Bedeutung gewinnt das Versicherungsgeschäft. Die Sparkasse steigerte den Absatz von Lebens- und Rentenversicherungen um 19 Prozent auf 40 Millionen Euro. Vor allem die private Altersvorsorge stand im Blickpunkt.

Auch das Kreditgeschäft ist gewachsen: um zehn Prozent auf 2,6 Milliarden Euro, davon 1,1 Milliarden im Gewerbekundenbereich. Dort war das Wachstum mit zwölf Prozent besonders stark.

Die Sparkasse baute dabei ihre führende Marktposition als Baufinanzierer aus. Unter anderem hätten viele Hausbesitzer das vergangene Jahr genutzt, um in die eigene Immobilie zu investieren, sagte Vorstandsmitglied Jochen Schönleber. Wegen der Corona-Krise gerieten viele Privat- und Geschäftskunden in wirtschaftliche Not. Es gab in der Spitze 1300 Tilgungsaussetzungen, aber "aus Corona heraus noch keine Kreditausfälle", stellte Andreas Bartsch fest.

19 Existenzgründungen über die Sparkasse finanziert

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Die Sparkasse hatte ein eigenes Förderprogramm mit jeweils bis zu 50 000 Euro aufgelegt, um schnelle Hilfe zu ermöglichen. Das sei 213-mal in Anspruch genommen worden. Insgesamt sei die Region bisher gut durch die Krise gekommen. Und: 19 Existenzgründungen wurden über die Sparkasse finanziert. Im Vorjahr waren es 30 gewesen. Besonders im Blick stand der Auftritt der Bruxane GmbH in der Fernsehsendung "Die Höhle der Löwen".

Auch beim Verkauf von Immobilien legte die Sparkasse zu und vermittelte 132 Objekte. Ein stärkeres Augenmerk soll auf gewerbliche Häuser gelegt werden. Kunden und Sparkasse werden digitaler, stellte Andreas Bartsch fest. "Vor allem in der zweiten Welle haben wir gespürt, dass mehr Menschen den digitalen Weg gehen", sagte Bartsch. Grund war die Kontaktvermeidung aufgrund der Corona-Pandemie, in der aber auch alle 35 Geschäftsstellen weiterhin offen für Beratungen sind - mit vorher vereinbartem Termin. Doch der Kontakt über Telefon oder per Chat nimmt stetig zu. Die 30 Mitarbeiter im Kundenservicecenter bearbeiten etwa 320 000 Anrufe im Jahr.

Die Digitalisierung hat sich an den 100 Geldautomaten bemerkbar gemacht: Die wurden seltener genutzt. Immer mehr Menschen bezahlen hingegen digital, die Zahl der Transaktionen mit Sparkassen-Karte stieg von 6,8 Millionen im Jahr 2019 auf 8,3 Millionen. "Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend nicht wieder umkehren wird", sagte Vorstandsmitglied Harald Schick. Insgesamt sind bei der Sparkasse 80 000 der insgesamt 150 000 Girokonten mit Online-Banking verzeichnet.

In den vergangenen Jahren hat die Sparkasse unter anderem in neue und moderne Filialen im Hinterland investiert, etwa in Biedenkopf, Dautphe und Niedereisenhausen. Aktuell liegt der Schwerpunkt im Rest des Kreises: Ende 2022 soll Baustart für das neue Verwaltungsgebäude in Marburg sein. In Stadtallendorf, Cölbe, Heskem und Kirchhain sind für dieses Jahr Modernisierungen oder Neubauten geplant.

Doch die Pandemie hat das Geldinstitut nicht nur vor wirtschaftliche Herausforderungen gestellt. Es habe unter Mitarbeitern Corona-Infektionen gegeben, aber zum Glück keine schwerwiegenden Verläufe, sagte Andreas Bartsch. Das Institut reagierte mit einer Ausweitung der Arbeit zu Hause. Insgesamt hat die Sparkasse 805 Mitarbeiter mit elf verschiedenen Nationalitäten, davon 65 Auszubildende.

Mit guten Zahlen und Kundennähe will sich das einzige Kreditinstitut mit Sitz im Landkreis von Mitbewerbern und insbesondere Großbanken abheben: "Wir sind und bleiben Sparkasse", sagte Andreas Bartsch.