
Alles ist grau, das Leben scheint ohne Sinn zu sein: Eine Depression kann die Ursache sein. Der Marburger Professor Tilo Kircher sagt, was Betroffene tun können.
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Eine Depression wird oft nicht bemerkt, sie ist nicht so augenfällig wie ein Beinbruch. Wie erkennt man die Erkrankung?
Es ist manchmal ganz offensichtlich und manchmal sehr schwierig zu erkennen. Die augenfälligsten Symptome sind Schlafstörungen, Energieverlust, Schwunglosigkeit, Antriebsverlust, Gewichtsabnahme. Dinge, die einem normalerweise leicht von der Hand gegangen sind und über die man vorher gar nicht nachdenken musste - Haushalt, Einkaufen, morgens aufstehen - fallen einem plötzlich schwer und man muss sich überwinden. Das kann im schlimmsten Fall so weit kommen, dass die Betroffenen im Bett liegen bleiben und kaum mehr aufstehen. Ein- oder Durchschlafstörungen, Schlafstörungen oder morgendliches Früherwachen sind ebenso charakteristisch. Weiteres augenfälliges Symptom ist Appetitverlust. Aber auch das Gegenteil kann der Fall sein. Ein Verlust der Interessen ist möglich. Hobbys werden nicht mehr ausgeführt, die Arbeit fällt schwer, die Betroffene redet viel weniger, man interessiert sich nicht mehr für die Kinder. Das erleben Betroffene auch als quälend. Manche Leute leiden unter Schmerzen. Kernsymptom ist die depressive Stimmung: Alles wird schwarzgesehen. Man hat Ängste über Themen, die sonst keine Angst bereiten, es herrscht Freudlosigkeit. Genuss fällt weg. Bei manchen Menschen merkt man es auch äußerlich. Die Bewegungen werden langsamer, die Gestik wird weniger, die Sprache wird monotoner und einsilbiger.
Was kann eine Depression auslösen?
Typisch ist, dass es gar keinen Auslöser gibt oder nur eine Kleinigkeit, die ein Betroffener sonst locker wegstecken würde.
Kann ich eine Depression an mir selbst erkennen?
Das ist schwierig, meistens erkennen es die Angehörigen oder Arbeitskollegen. Der Mensch, der betroffen ist, nimmt oft gar nicht wahr, dass er sich verändert. Er denkt, die Umwelt verändert sich. Häufig sind Suizidgedanken ein Symptom. Da kann man aktiv nachfragen. Manche Menschen denken, man würde jemanden dadurch erst auf die Idee bringen. Das stimmt nicht.
Ist eine Depression behandelbar?
Ja. Das ist die wichtigste Botschaft: Depression ist gut behandelbar.
Wie verläut eine Depression?
Typischerweise verlaufen Depressionen episodenhaft. Sie kommen, sind ein paar Wochen oder schlechtestenfalls ein paar Monate da, und dann sind sie wieder weg. Depression kann wiederkommen wie ein Schnupfen. Aber in der Zwischenzeit sind die Leute gesund. Es gibt Ausnahmen, Menschen, die chronische Depressionen haben. Auch das kann man behandeln.
In welchem Alter ist das Risiko einer Depression besonders groß?
Das kann man pauschal nicht sagen. Je älter man wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, generell eine Krankheit zu bekommen. Das Ersterkrankungsalter bei einer Depression liegt oft zwischen dem 25. und dem 35. Lebensjahr. Das kann aber auch schon in der Kindheit oder Jugend beginnen, bei vielen erst mit Mitte 40 oder Mitte 50.
Wie behandelt man eine Depression?
Standardbehandlung sind Antidepressiva und Psychotherapie. Medikamente wirken schnell, die Stimmung wird innerhalb von ein bis drei Wochen besser. Psychotherapie dauert länger. Sie hilft aber besser, Rückfälle zu vermeiden und wirkt auch noch nach dem Ende. Wenn sie hingegen ein Medikament weglassen, ist die Rückfallprophylaxe auch weg. Wissenschaftlich empfohlen sind verschiedene Arten der kognitiven Verhaltenstherapie.
Nimmt die Zahl an Patienten zu, weil ein anderes Bewusstsein für Depression da ist? Früher hat man ja psychische Erkrankungen eher abgetan.
Das macht man heute teilweise auch noch, aber das nimmt ab. Durch Aufklärung oder weil auch Prominente sich „outen”. In der Bevölkerung und in den Medien hat das Stigma abgenommen. Die Leute trauen sich, darüber zu reden. Es gibt keine Hinweise, dass die Erkrankung zugenommen hat. Aber die Diagnosen haben zugenommen, weil die Menschen mit Symptomen zum Arzt oder Psychologen gehen.
Wie kann man Angehörigen helfen? Das ist ja auch für sie belastend.
Es ist oft sehr schwierig für die Angehörigen, weil sie nicht wissen, was genau mit dem Patienten los ist und der Betroffene beim ersten Mal die Erkrankung nicht erkennt. Viele Leute sind hilflos. Erste Ansprechperson ist der Hausarzt, der die Erkrankung hoffentlich erkennt. Zu ihm können die Angehörigen den Betroffenen bringen. Die meisten Menschen werden dann auch vom Hausarzt mit Antidepressiva (Stimmungsaufhellern) behandelt. Wenn der Patient es will, soll er sich einen ärztlichen oder psychologischen Psychotherapeuten suchen, aber das dauert. Wenn es hartnäckig ist und der Hausarzt die Depression nicht weiter behandeln kann, soll sich der Patient an einen Facharzt für Psychiatrie wenden. Es gibt Gruppen, wo man sich Tipps von anderen betroffenen Angehörigen holen kann.
Gerade beim aktuellen Wetter sprechen Menschen oft von einer Winterdepression. Ist das eine Verniedlichung oder kann Wetter eine Depression fördern?
Eine depressive Störung ist was anderes als der Zustand, dass man sich nicht so fit und energiegeladen wegen des Wetters fühlt. Es geht vielen Leuten so, dass sie bei diesem Wetter schwunglos sind. Das ist etwas anderes als eine melancholische Depression, die den Betroffenen fundamental aus der Welt und seinen normalen Bezügen rausreißt. Ja, es ist ein bisschen häufiger im Winter. Die saisonale Depression tritt bei einigen Leuten auf, wenn die Tage länger oder kürzer werden. Das betrifft aber nur einen kleinen Anteil der Menschen mit Depressionen. Typischerweise ist eine Depression von der Jahreszeit unabhängig.
Es heißt, pessimistische Menschen seien eher gefährdet als optimistische. Wenn ich jemand bin, der generell schwarz sieht: Wie vermeide ich, in eine Depression zu rutschen?
Das ist generell die Frage: Was schützt vor Depression? Das Wichtigste ist: Ein gesundes Leben. Sprich: Gesunde Ernährung, regelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus, soziale Kontakte. Religiöse Menschen sind ebenfalls etwas mehr geschützt. Ganz schlecht sind Alkohol und Drogen. Es ist schwierig, eine pauschale Aussage zu treffen. Aber: Man kann sich selbst reflektieren, warum man etwas tut. Aus sich heraustreten und sich selbst betrachten: Wieso denke und fühle ich in dieser Situation so, wie ich denke und fühle? Wieso regt mich das auf und nicht etwas anderes? Das kann man üben und dann anders handeln.
Sie haben die Wichtigkeit sozialer Kontakte betont. Die waren während Corona oft schwierig. Erhöhen Krisen, wie wir sie aktuell haben, die Gefahr, an einer Depression zu erkranken oder sorgen sie lediglich für schlechte Laune?
Letzteres. Man sieht da keinen sehr starken Zusammenhang. Eine Ausnahme sind Kinder und Jugendliche, die während Corona nicht in den Kindergarten oder in die Schule gehen konnten. Die waren am Schlimmsten betroffen. Auf die hat man zu wenig geschaut. Die Kinder- und Jugendpsychiater und Kinderärzte merken das deutlich. Es gab etwa ein Drittel der Erwachsenen, dem es während Corona schlechter ging. Ein Extrembeispiel ist die alleinerziehende arbeitende Mutter, die nicht mehr wusste, wo ihr der Kopf steht. Für so jemanden war es deutlich stressiger. Stress ist ein Risikofaktor für Depressionen.
Also hilft nicht unbedingt, weniger schlechte Nachrichten zu lesen?
Es geht einem dann schon besser. Die Nachrichten sind ja per se oft negativ. Wenn man Neigungen hat, sich das zu Herzen zu nehmen, darf man sich das nicht durchlesen oder anschauen.