Falsche Corona-Fälle sorgen für Aufruhr

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Falschmeldungen machen schnell die Runde - vor allem im Netz. Foto: adobe.stock

Eine angebliche Zeitungsmeldung kursiert derzeit im Internet - doch keine Sorge: Es sind keine Coronavirus-Fälle in Aßlar bekannt.

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ASSLAR/WETZLAR. Eine Falschmeldung von sechs angeblich bestätigten Coronavirus-Fällen im „Kreis Wetzlar“ verbreitete sich am Donnerstag wie ein Lauffeuer in den sozialen Netzwerken. Besorgte Leser meldeten sich bei dieser Zeitung.

Auch im hessischen Sozialministerium ist man auf die Falschmeldung aufmerksam geworden, auch dort fehlt jeglicher Humor für den geschmacklosen Scherz. Es gebe keine Coronavirus-Fälle in Aßlar und keinen einzigen bestätigten Fall in Hessen, erklärte eine Ministeriumssprecherin. Die Meldung sei definitiv falsch und erfunden.

Auch das Klinikum Wetzlar widersprach der Meldung, nach der alle sechs Infizierten dort behandelt werden. „Das ist falsch. Es gibt an den Lahn-Dill-Kliniken keinen Coronavirus-Fall. Seit dem 27. Januar gab es am Klinikum Wetzlar drei Verdachtsfälle, die sich jedoch nicht bestätigt haben“, teilte eine Sprecherin mit.

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„Von Mittwoch bis Freitag wurden Bewohner der Stadt Aßlar (Kreis Wetzlar) – dem Ursprung des Virus in Bayern – untersucht“, heißt es in dem Artikel, der aktuell bei WhatsApp und Facebook als Screenshot die Runde macht. Zumindest optisch ist die Falschmeldung nicht schlecht gemacht. Sie entstammt dem Satire-Portal „Kölner Abendblatt“, das es jedermann ermöglicht, Fake News herzustellen, die einer redaktionellen Berichterstattung täuschend ähnlich sehen, jedoch automatisch mit einem entsprechenden Hinweis versehen werden, um Missbrauch zu verhindern.

Angst machende Meldungen sollten ausgeschlossen sein

Der Betreiber von „Kölner Abendblatt“ bestätigte auf Nachfrage, dass der Beitrag „Das Coronavirus greift weiter um sich!“ am Mittwochabend von einem nicht registrierten Autor eingestellt wurde. Auf der Internetseite sei der Text bislang zweimal geklickt worden, nach zehn Klicks würden Gastbeiträge automatisch gelöscht. Großräumig verbreitet hat sich die Falschmeldung allein über WhatsApp und Facebook. Dazu aber gibt es keine Zahlen. Werden Artikel auf dem „Kölner Abendblatt“-Portal häufiger gelesen, werde dies aufmerksam verfolgt, teilte der Betreiber mit. Sobald Artikel gemeldet werden, würden diese genauer betrachtet und in der Regel gelöscht.

In seinen Nutzungsbedingungen hat „Kölner Abendblatt“ solche Artikel ausgeschlossen, die das offensichtliche Ziel haben, eine größere Menge an Menschen zu verängstigen, oder die öffentliche Ordnung zu stören.

So lautete unsere Erstmeldung

Vorsicht: Fake News! Kein Coronavirus in Aßlar

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"Von Mittwoch bis Freitag wurden Bewohner der Stadt Aßlar (Kreis Wetzlar) - dem Ursprung des Virus in Bayern - untersucht", heißt es in einem Text, der aktuell durch die sozialen Netzwerke geistert. Und dieser eine Satz lässt bereits aufhorchen: Natürlich liegt der Lahn-Dill-Kreis (wie der "Kreis Wetzlar" eigentlich heißt) nicht im Freistaat, sondern in Hessen. Auch der Rest der Meldung ist Unsinn: Es gibt keine Coronavirus-Fälle in Aßlar.

Optisch ist die Falschmeldung nicht schlecht gemacht. Tatsächlich erinnert sie an seriöse Beiträge in Nachrichtenportalen. Sie entstammt allerdings dem Portal "Kölner Abendblatt", so steht es in der Quellenzeile. Das wiederum gehört zum Satire-Dienst paulnewsman.com - die Seite Mimikama hat diese Verbindung bereits vor drei Jahren aufgedeckt. (Hier geht's zum entsprechenden Artikel.) Damit lassen sich selbst Fake News herstellen, die einer redaktionellen Berichterstattung täuschend ähnlich sehen, jedoch automatisch mit einem entsprechenden Hinweis versehen werden, um Missbrauch zu verhindern.

Das Problem: Nicht nur die Quellenangabe, auch besagter Hinweis wird häufig entfernt, ehe eine Falschmeldung wie eingangs beschriebene in Umlauf gebracht wird. In den Varianten, die der Redaktion vorliegen, fehlt in einem Fall der Hinweis, im anderen beides.

Bislang haben drei Leser bei uns nachgefragt, was es mit dem Gerücht auf sich hat, das der Artikel publiziert. Das ist gut, denn so konnten wir die Fälschung aufdecken. Und natürlich freut uns, dass eine seriöse und professionelle Nachrichtenseite bei vielen Usern nach wie vor höher im Kurs steht als ein bloßes Gerücht.