Braunfels (vn/red). Auch in Braunfels steht derzeit das Leben still. Die malerische Kulisse der Altstadt wirkt eher wie ein einsames Kunstwerk. Der sonst zu dieser Jahreszeit...
. Braunfels (vn/red). Auch in Braunfels steht derzeit das Leben still. Die malerische Kulisse der Altstadt wirkt eher wie ein einsames Kunstwerk. Der sonst zu dieser Jahreszeit pulsierende Marktplatz, Treffpunkt für Einheimische, Touristen und einst "Ort des Geschehens", bleibt leer. So auch die Stühle und Tische der heimischen Gastronomie. Einzig das Angebot an Essen zum Mitnehmen hält zumindest manche Küchen noch warm.
Am Freitag haben sich die Gastronomen der Kernstadt an einer bundesweiten Protestaktion beteiligt, um auf ihre Misere hinzuweisen. Schließlich geht es um Umsatzeinbußen von bis zu 100 Prozent. Die leeren Stühle, die auf dem Marktplatz aufgestellt wurden, stehen dabei für je einen der 19 Gastwirte, die sonst in Braunfels ihre Gäste bewirten. Die große Bedeutung der Gastronomie für die Wirtschaft zeigt auch die Tatsache, dass alleine die Gaststätten der Braunfelser Kernstadt 200 Angestellte beschäftigen. Dazu kommen 500 Unternehmenspartner wie Getränkelieferanten und viele andere mehr, die ebenfalls große Umsatzeinbrüche haben.
Das berührt auch den Braunfelser Bürgermeister Christian Breithecker (parteilos). Und so ermöglichte er, zusammen mit seinen Bereichsleitern, die bundesweite Aktion im Eilverfahren auch in Braunfels. Am Freitag nahm er im Rahmen der Aktion ein Schreiben der Gastronomen entgegen, welches unter anderen ebenfalls an den Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier adressiert ist. Auch der Landtagsabgeordnete Frank Steinraths (CDU) aus Wetzlar unterstützte die Aktion vor Ort. Übergeben wurden die Schreiben von Regina Andermann, der Vorsitzenden der Interessengemeinschaft Braunfelser Gewerbetreibender. Der Brief orientiert sich an den Forderungen des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) und der Branchenkollegen aus Dresden, die diese bundesweite Aktion ins Lebens gerufen hatten. Ein transparenter Fahrplan für die Wiedereröffnung sowie gezielte Zuschüsse zur stabilen und nachhaltigen Sicherung der Unternehmen und Arbeitsplätze, um eine Insolvenz-Welle des Gastgewerbes zu verhindern, sind die Kernpunkte.
Inszeniert wurde die Aktion in Braunfels übrigens aus den 1700 Kilometer entfernten schwedischen Wäldern. Vereinsmitglied Kosta Evangelou befindet sich zur Zeit dort im hohen Norden. "Dies ist ein klares Zeichen dafür, dass gemeinsames Handeln keine Grenzen mehr kennt. So auch der Wunsch nach Mitgestaltung bei nachhaltigen Lösungen für das Gastgewerbe", betont er.
Kosta Evangelou, der Inhaber der Firma "HoGa Tour und Eventmanagement" ist, sieht einen kleinen Hoffnungsschimmer in der Wiedereröffnung der Ladengeschäfte und dem jetzt wieder möglichen Straßenverkauf der Eistheke. Wichtig ist den Gastronomen vor allem, zu wissen, wie es für sie weitergeht.
Die Erhöhung des Kurzarbeitergeldes und die Senkung der Umsatzsteuer auf Speisen sind zwar eine Hilfe, letzten Endes aber ein Tropfen auf den heißen Stein. Die reduzierte Umsatzsteuer werde zudem nur jenen Betrieben helfen, die zum bisher ungeklärten Neustart noch ihre Türen öffnen können, heißt es. "Wenn wir eine Aussicht auf Wiedereröffnung haben, wissen wir, dass es sich lohnt, weiterzumachen", sagt so auch Kosta Evangelou. Den Weg nach der Wiedereröffnung sieht er schwierig und langatmig. "Es wird lange dauern, bis wir wieder die Umsätze haben wie vor der Pandemie."
Zu den Forderungen gehört darum auch eine Grundsicherung für den Lebensunterhalt von monatlich 2000 Euro brutto für die Zeit der Schließung.