Schüler aus Breitscheid und Dillenburg diskutieren mit Fachleuten über Lösungsmöglichkeiten. Beim Problembewusstsein gibt es allerdings noch Nachholbedarf.
BREITSCHEID/DILLENBURG. Unter dem Motto "Unser Klima. Meine Energie. Deine Zukunft." haben sich in dieser Woche Jungen und Mädchen der Fritz-Philippi-Schule Breitscheid und der Johann-von-Nassau-Schule in Dillenburg über Möglichkeiten informiert, den Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) in Deutschland bis zum Jahr 2050 um 95 Prozent zu senken. Ziel der bundesweiten Kampagne, die der Hamburger Verein "Die Multivision" organisiert, ist es, mit den Schülern Ideen für einen klimaneutralen Alltag zu entwickeln.
Als Moderatoren fungierten Politikwissenschaftler Björn Wiele, Ingenieurwissenschaftler Jonas Nichelle und Ingo Dorsten, der Energie- und Klimaschutzmanager des Lahn-Dill-Kreises. "Ihr seid diejenigen, die irgendwann die Geschicke einmal lenken werden", appellierte Breitscheids Schulleiter Carsten Geiß-Preuschoff an die junge Generation -?die Generation, die die Auswirkungen des Klimawandels viel stärker zu spüren bekommen werde.
Bewusstsein für Probleme unterschiedlich ausgeprägt
Ein einleitender Film zeigte die vielfältigen Aspekte des Klimawandels und veranschaulichte dessen Auswirkungen auf verschiedene Regionen der Welt. Personen aus öffentlichen Einrichtungen, der Forschung und von humanitären Hilfsorganisationen machten deutlich, welche Herausforderungen auf die Menschen zukommen werden und welche innovativen Projekte und visionären Ideen bereits bestehen, um den Auswirkungen des Klimawandels entgegenzuwirken.
Im Anschluss animierten die Moderatoren die Schüler dazu, mit gezielten Fragen über die Ansätze nachzudenken, um sich aktiv für den Klimaschutz einzusetzen. Der Fokus lag dabei insbesondere auf der Nähe zur Lebensrealität der Jugendlichen. Themen wie Elektromobilität, Warentransport, erneuerbare Energien und Speichertechniken, der Ausbau der Radwege, die Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs, Ernährung und Wohnen wurden ausgiebig diskutiert.
Dabei zeigte sich in Dillenburg, dass das Bewusstsein für notwendige Veränderungen noch nicht sehr ausgeprägt ist. "Die wichtigste Veränderung muss im Kopf passieren", gab Björn Wiele den Schülern mit auf den Weg, weiter über die Problematik nachzudenken.
Beim Thema Mobilität erfuhren die Schüler zwar, dass jedes Auto im Durchschnitt 23 Stunden pro Tag steht, den Wechsel zur E-Mobilität sahen aber viele noch kritisch. Die Produktion der E-Autos sei doch so energieintensiv, die Fahrzeuge zudem so teuer, dass sich viele diese nicht leisten könnten, und das Laden dauere viel zu lange.
Produktion und Entsorgung der E-Autos benötigten zwar mehr Energie als Autos mit Verbrennermotoren, gestand Ingenieur Nichelle ein. Beim Verbrauch machten die E-Autos aber schon mehr Boden gut. Und durch den CO2-Ausstoß werde der Vorteil der E-Autos vollkommen klar.
Die anfangs hohen Preise für die Elektromobile glichen sich gerade dem der Verbrenner an. Die seien im Übrigen erst seit den 60er-Jahren für die Mehrheit der Bürger erschwinglich geworden.
Und beim Laden nähere sich die Dauer auch der des Tankens an. Wenn ein Auto im Durchschnitt 23 Stunden stehe, sei ohnehin genügend Zeit zum Laden vorhanden. Außerdem könnten die Akkus der E-Autos auch zum Speichern überschüssiger Energie aus Sonne und Wind genutzt werden.
Nur eine Abwechslung kurz vor den Ferien?
Wiele machte deutlich, dass für eine Lösung der Klimaprobleme auch Veränderung im Verhalten nötig sei. So habe die Stadt Heidelberg für einen Stadtteil 300 Elektroautos gekauft, die sich die Anlieger für drei Stunden pro Woche kostenlos ausleihen könnten. Es sei doch besser, mit dem Rad zu fahren, schlug ein Schüler vor - und hatte sich auch schon für den Schulweg am Morgen dafür entschieden.
Damit gehörte er freilich zu einer kleinen Minderheit. Was auch an den vorhandenen Radwegen liegen könnte. Jonas Nichelle stellte in diesem Zusammenhang Beispiele aus den Niederlanden vor, die den Umstieg vom Auto aufs Rad attraktiv machen.
Und wie geht es weiter mit den Denkanstößen, die Vortrag und Diskussion für die Schüler geben sollen? Das sei ganz unterschiedlich, sagten Wiele und Nichelle. Das hänge vor allem von den Schulen ab. Einige beschäftigten sich intensiv mit den Fragen, bei anderen bilde die Veranstaltung nur eine kurze Abwechslung vor den Ferien...