Nach dem Fund einer US-amerikanischen Fliegerbombe in Niederscheld müssen am Sonntag bis zu 5700 Menschen evakuiert werden. Die Bombe soll am Sonntagmorgen entschärft werden.
DILLENBURG-NIEDERSCHELD. Bei Baggerarbeiten ist am Donnerstag gegen 15 Uhr oberhalb des Industrieparks Adolfshütte in Niederscheld eine 250 Kilogramm schwere amerikanische Fliegerbombe entdeckt worden. Diese soll am Sonntag, 30. Juni, vom Kampfmittelräumdienst entschärft werden. Dazu müssen am frühen Morgen insgesamt rund 5700 Menschen evakuiert werden.
Betroffen sind der komplette Stadtteil Niederscheld mit rund 2000 Einwohnern sowie etwa 3700 Bürger im Süden der Kernstadt. Derzeit geht von der Bombe keine Gefahr aus. Sie hat zwei mechanische Zünder, was es ermöglichte, die erforderlichen Maßnahmen in Ruhe zu planen. Die Bombe ist gesichert und wird bewacht. "Es ist durchaus mehr als ein Silvesterknaller", beschreibt Dillenburgs Bürgermeister Michael Lotz (CDU) die immense Sprengkraft der Bombe. Selbst ein Splitter oder ein in die Luft geschleuderter Stein bedeute bei der Rückkehr auf die Erde eine große Gefahr.
Die Wohnungen am Sonntag "urlaubsreif" verlassen
Am Samstag werden um 10 und um 16 Uhr mehrere Lautsprecherwagen durch die betroffenen Straßen der beiden Stadtteile fahren und über die Evakuierung informieren. Nicht geräumt wird das Altenheim "Haus Elisabeth" im Dillenburger "Hof Feldbach". Die Bewohner werden während der gefährlichen Zeit in dem rückwärtigen Gebäude betreut. Auch das Landgestüt lässt seine Pferde in den Ställen.
Die betroffenen Bürger müssen ihre Wohnungen bis Sonntag um 8 Uhr eigenständig verlassen. Dabei sollten sie zur Sicherheit persönliche Dokumente mitnehmen und auch wichtige Medikamente einpacken. Auch wird geraten, die Wohnungen "urlaubsreif" zu hinterlassen, wobei die mit einem großen Aufgebot aktiven Polizeikräfte sicherstellen werden, dass sich in dem vom Kampfmittelräumdienst definierten Evakuierungsbereich auch keine unbefugten Personen aufhalten.
Alle Betroffenen, die auf Kranken- und Behindertentransport angewiesen sind, werden erfasst, damit sie entsprechend unterstützt werden können. Die Polizei wird - zusammen mit dem Ordnungsamt - die während der Evakuierung gesperrten Bereiche kontrollieren, damit auch wirklich niemand zurückgeblieben ist.
Federführend bei der Räumung ist die Feuerwehr. Rund 150 Kräfte werden von der Leitstelle am Feuerwehrstützpunkt aus auf den Weg geschickt, in fünf Abschnitten die Evakuierung zu begleiten. Da die Wehrleute keine besonderen Kompetenzen haben, werden sie von Polizisten unterstützt. Zudem steht ein Schlüsseldienst parat, sollte dessen Einsatz erforderlich sein. Letztendlich kann Thomas Gaß, Leiter der Polizeidienststelle Dillenburg, aber nur an die Vernunft der Bewohner appellieren, denn es ist rechtlich nicht möglich, dass Eingangstüren aufgebrochen werden und nach Bewohnern gesucht wird.
Die Einsatzkräfte der Polizei sind aber überwiegend, so Gaß, für Sperrmaßnahmen auf den Straßen zuständig. "Wir haben knapp 30 Punkte festgelegt, die wir besetzen", berichtete er am Freitag. Dazu werden rund 100 Beamte zusammengezogen.
Anwohner, die nicht bei Freunden oder Verwandten unterkommen können, werden in der Turnhalle der Goldbachschule in Frohnhausen sowie in der Glück-Auf-Halle in Oberscheld betreut. Dort werden sie vom Deutschen Roten Kreuz mit Speisen und Getränken versorgt. Für die Fahrt zu diesen Sammelstellen gibt es ab 7 Uhr einen Buspendelverkehr mit vier Fahrzeugen. Diese starten in Dillenburg vor der Jahnturnhalle, an der Ecke Hof-Feldbach-Straße/Rolfesstraße und vor dem Herefordhaus am Bahnhof sowie in Niederscheld an der Ecke Kreuzstraße/Hauptstraße. Haustiere können laut Ordnungsamt zu Hause gelassen werden, wobei allerdings eine Verpflegung im Fall einer längeren Entschärfungsmaßnahme problematisch wäre.
Sollte die Evakuierung nicht bis 8 Uhr abgeschlossen sein, wird sich die Entschärfung der 250-Kilo-Bombe nach hinten verschieben. "Wir hoffen, dass gegen frühen Abend alle Bürger wieder in ihren Wohnungen sein können", nennt die Stadt Dillenburg den Evakuierungszeitraum. Das Ende der Sperrung wird per Lautsprecheransagen, Rundfunk und Information auf www.feuerwehr-dillenburg.de bekannt gegeben.