Erst wollte sie Lehrerin werden, aber dann hinterließ das Theologiestudium bleibendere Eindrücke. Ins Pfarramt kommt sie nun direkt aus dem Forstamt.
. Dillenburg-Nanzenbach/ Niederscheld (red). Im Pfarrhaus in Nanzenbach brennt wieder Licht: Seit 1. Juni ist Dr. Julia Désirée Weiß Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinden Nanzenbach und Niederscheld.
Das Landleben schreckt die 32-Jährige nicht. "Ich stamme aus Gladenbach-Weidenhausen", erzählt sie, "dort bin ich aufgewachsen und meine Eltern - ebenfalls 'aale Weirehäuser' - leben noch immer dort. Meine Jugend habe ich größtenteils in Marburg gelebt. Dort habe ich auch mein Abitur abgelegt."
Im Spezialvikariat arbeitete sie tagtäglich im Wald mit
Danach hat es sie für zehn Jahre nach Heidelberg verschlagen: "Ursprünglich wollte ich Lehrerin werden, so habe ich die Fächer Latein, Evangelische Religion und Erziehungswissenschaften für das gymnasiale Lehramt studiert. Doch im Studium hat sich mein Berufswunsch dann gewandelt: Ich wollte Pfarrerin werden - das stand auf einmal unveränderlich fest."
Ausschlaggebend für sie war die Mitarbeit an der evangelischen Universitätsgemeinde: "Mir ist immer intensiver bewusst geworden, dass der Pfarrdienst mit seinen ganz unterschiedlichen Aufgaben- und Arbeitsfeldern die Vielfältigkeit bietet, die ich im schulischen Alltag vermisse. In Heidelberg habe ich auch meine Liebe zur Kirchengeschichte entdeckt und bekam die Möglichkeit, im Anschluss an mein Erstes Staatsexamen eine Promotion im Fach Kirchengeschichte zu beginnen." Ihre Promotion machte sie am 1. Februar 2018. Das Vikariat zog sie nach Hachenburg in die Kirchengemeinde Altstadt. "Dort habe ich den Westerwald und die 'Wäller' lieben gelernt", erzählt Weiß.
Das Spezialvikariat führte sie bis vor wenigen Tagen täglich in den Wald: Sie war beim Forstamt in Hachenburg tätig. "Ich bin dankbar für die vielfältigen Erfahrungen und Eindrücke, die ich hier sammeln durfte. Ich war einem festen Revier zugeordnet und begleitete und unterstützte den Revierförster bei der täglichen Arbeit." Besonders gereizt hat sie die Praxis im Wald: "Das hatte etwas unheimlich Befriedigendes, mit den Augen zu sehen, was man am Tag geschafft hat."
Sie hat aber auch die Schattenseiten der aktuellen forstlichen Wirtschaft kennengelernt: Borkenkäferplage, Zusammenbruch des Holzmarktes und die Auswirkungen des Klimawandels im Forst: "Ich habe miterlebt, wie gestandene Förster und Forstwirte vor den Trümmern jahrelanger Arbeit und Mühe stehen, und das hat mich tief bewegt."
Nun wird sie im Pfarrhaus in Nanzenbach heimisch: "Ich freue mich auch auf die frisch begonnene, pfarramtliche Kooperation der Kirchengemeinden Nanzenbach und Niederscheld", sagt sie, "für mich als junge Pfarrerin ist das eine Herausforderung. Aber ich blicke sehr zuversichtlich auf den Start und hoffe auf wohlwollende Unterstützung."
Sie möchte nun beide Orte und die Menschen darin erst einmal kennenlernen. Sie ist sportlich aktiv und viel in der Natur unterwegs. "Hier finde ich Ruhe, Kraft und Motivation für meinen Alltag. So werden Sie mich sicher in Zukunft immer wieder zu Fuß unterwegs sehen", sagt Weiß.
Als Pfarrerin sei es ihr ein Herzensanliegen, zu entdecken, wie der christliche Glaube und die frohe Botschaft des Evangeliums sprachfähig werden für die Menschen. "Es braucht an jedem Ort andere und auch neue Formen von Kirche und kirchlichen Angeboten", sagt die 32-Jährige.
"Wir befinden uns als Kirche in einer spannenden Zeit des Umbruchs, die einerseits Herausforderungen bereithält, andererseits aber auch große Chancen bietet."
An ihrer neuen Aufgabe reizt sie besonders, diesen Fragen nach der Zukunft der Kirche mit den Menschen aus den Gemeinden gemeinsam und auf unterschiedlichen Ebenen nachzugehen - in der Gemeindearbeit, aber auch in den Gremien auf Dekanatsebene.