Nicht nur Dillenburger Wilhelmsturm bleibt ohne Kerzen

Soll die Oranienstadt ganz auf die Weihnachtsbeleuchtung verzichten? Im Haupt- und Finanzausschuss ist sehr sachlich über freiwillige Energieeinsparungen diskutiert worden.

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DILLENBURG. Soll die Oranienstadt wie die Gemeinde Sinn ganz auf die Weihnachtsbeleuchtung verzichten und wie von den Grünen vorgeschlagen? Oder nur zur Hälfte, wie von der Verwaltung angeregt und von der SPD befürwortet? Oder sollte sie ganz angeschaltet bleiben und nur zeitlich etwa eingeschränkt werden? Im Haupt- und Finanzausschuss gab es am Donnerstagabend für keine dieser Variante eine Mehrheit - jetzt muss das Stadtparlament in der kommenden Woche entscheiden.

Die Weihnachtsbeleuchtung war zugleich der einzige wirklich strittige Punkt in einer durchweg sehr sachlich geführten Diskussion über die freiwilligen Anstrengungen Dillenburgs, um in den kommenden Monaten Energie einzusparen. Die einzelnen Vorhaben in der Übersicht:

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Weihnachtsbeleuchtung Mit einer Halbierung der weitgehend schon auf LED-Technik umgerüsteten Weihnachtsbeleuchtung ließen sich nach Berechnungen der Verwaltung rund 1200 Kilowattstunden sparen. Dafür sprachen sich Wilhelm Werner (SPD) und Jutta Simon (FDP) aus. Es sei ein vertretbarer Kompromiss, mit dem sich auch Arbeitszeit städtischer Mitarbeiter einsparen lasse.

Otto Nickel ("Bürger für Dillenburg") schlug dagegen vor, die Beleuchtung wie in den Vorjahren zu belassen, sie aber für jeweils eine Stunde später ein- und früher wieder auszuschalten. Auch Wolfgang Nickel (CDU) war gegen eine Reduzierung. Die Weihnachtsbeleuchtung solle aber spätestens am 2. Januar abgebaut werden. Gerade für die Älteren und Einsamen sei die Illumination jedoch wichtig.

Verständnis für die Einwände bei den Grünen

Er könne die Einwände gegen eine Reduzierung nachvollziehen, sagte Christian Jung (Grüne). Man dürfe dabei aber nicht den Kontext vergessen. Es gehe darum, in ganz Deutschland Energie einzusparen, um eine Notlage im Winter zu verhindern. "Wenn die eintritt, geht hier alles aus", warnte er und sprach sich dafür aus, auf die Weihnachtsbeleuchtung zu verzichten.

Eine Mehrheit gab es aber für keinen der Vorschläge.

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Kerzen auf dem Willi Einig war sich der Ausschuss dagegen, in diesem Winter auf die Kerzen auf dem Wilhelmsturm sowie Sterne und Jahreszahlen an der Schlossbergbauer zu verzichten. Die hatte in den Vorjahren in fünf Wochen so viel Energie verbraucht wie fünf Zweifamilienhaushalte in einem Jahr: nämlich satte 10.000 Kilowattstunden.

Straßenbeleuchtung Ohne Widerspruch blieb auch, die Straßenbeleuchtung zu reduzieren. Die sogenannte Absenkung soll künftig bereits um 21.30 Uhr erfolgen und am Morgen um eine halbe Stunde auf 5.30 Uhr verlängert werden. Aufs Jahr gesehen lassen sich damit 15.000 Kilowattstunden einsparen.

Ampelanlagen Die städtischen Ampelanlagen sind bereits auf LED umgerüstet und werden bislang zwischen 23 und 5.30 Uhr ausgeschaltet. Auf Vorschlag der Grünen sollen sie künftig bereits um 21 Uhr ausgeschaltet werden. Der Spareffekt ist nach Auskunft der Verwaltung allerdings nur gering.

Springbrunnen Weitgehend schon umgesetzt ist die Abschaltung der Trinkwasser führenden und mit Pumpen betriebenen Springbrunnen. Die würden im Winter doch ohnehin ausgeschaltet, um Frostschäden zu verhindern, merkte Wolfgang Nickel dazu an. Im Jahr verbrauchen diese Brunnen rund 30.000 Kilowattstunden Strom.

Dorfgemeinschaftshäuser Bei den Gemeinschaftshäusern soll die Stadtverwaltung nun prüfen, ob es Tage mit sehr geringer Auslastung gibt und sich Veranstaltungen auf andere Tage konzentrieren lassen. Damit sollen Heizkosten gespart werden. Die machen pro Tag und Grad etwa fünf bis sechs Prozent der Heizenergie aus.

Veranstalter-Ansprache Ohne Diskussion stimmte der Ausschuss dafür, Veranstalter für das Thema "Energiesparen" zu sensibilisieren. Welchen Spareffekt das haben könnte, vermochte auch die Verwaltung nicht zu beziffern.

Stadtbücherei Dieser Effekt soll auch bei der Stadtbücherei erzielt werden, indem sie samstags geschlossen bleibt. "Da musste ich mehr schlucken als bei der Beleuchtung, aber auch das spart Energie", sagte Christian Jung dazu.

Verwaltungszeiten

Vor den Weihnachtsfeiertagen soll die Verwaltung - von Notdiensten abgesehen - zwei Tage zusätzlich geschlossen bleiben. Gegen den Vorschlag der Verwaltung, den Bediensteten dafür zwei Tage Sonderurlaub zu gewähren, sprach sich Wolfgang Nickel aus. Das verursache Kosten, die die Stadt nicht tragen könne. Die beiden Tage sollten deshalb durch den Abbau von Überstunden freigemacht werden.

Für eine solche Regelung sprachen sich sechs Mitglieder aus, einer dagegen, und drei enthielten sich der Stimme.

Abseits der Beratungen äußerte sich Ingrid Bernhammer als Vertreterin des Senioren- und Behindertenbeirats zur Weihnachtsbeleuchtung: "Ich brauch' die nicht. Früher hatten wir gar keine in der Stadt. Da hat man zu Hause eine Kerze angezündet."