
Das bestehende Gebäude im Dillenburger Stadtteil weist einen hohen Sanierungsbedarf auf und liegt mitten im Überschwemmungsgebiet. Nun zeichnet sich eine Lösung ab.
Dillenburg-Oberscheld. Schimmel an den Wänden und viel zu wenig Platz. Auf diesen Nenner lassen sich die größten Probleme bringen, die in der evangelischen Kindertagesstätte (Kita) Oberscheld bereits seit Jahren eine gute Betreuung der derzeit 60 Kinder praktisch unmöglich machen. Was nicht dem Personal geschuldet ist, wie sich in der Sitzung des Ausschusses Jugend, Soziales, Sport und Kultur am Donnerstagabend zeigte.
Die Kommunalpolitiker der Dillenburger Stadtverordnetenversammlung hatten sich mit dem Magistrat und Mitarbeitern der Verwaltung vor Ort ein Bild von den beengten Verhältnissen gemacht, die Horst Beckmann (CDU) später mit den Worten „ich bin noch einigermaßen geschockt“ kommentierte.
Politiker spüren den Platzmangel hautnah
Als sich die Kommunalpolitiker im Raum der Eisbären-Gruppe versammelt hatten, war der Platzmangel beinahe körperlich zu spüren. Und beim Rundgang durch die Einrichtung, die direkt neben der Schelde liegt, waren auch die Hinterlassenschaften des Jahrhunderthochwassers aus dem Jahr 2006 nicht zu übersehen. In mehreren Räumen hatte der Schimmel dunkle Flecken an die weiß gestrichenen Wände wachsen lassen.
Und dies, obwohl die Stadt nach dem Hochwasser im September vor gut 16 Jahren viel Geld in die Sanierung des Gebäudes investiert hatte, erinnerte Bürgermeister Michael Lotz (CDU). Gleichwohl ist der Sanierungsbedarf enorm, erläuterte Klaus Best vom Synodalvorstand des Evangelischen Dekanats an der Dill. Die hinzugezogenen Ingenieure gingen mittlerweile von Kosten in Höhe von rund 1,7 Millionen Euro aus, die in das Gebäude, das der Evangelischen Kirchengemeinde gehört, gesteckt werden müssten.
Kita braucht deutlich mehr Fläche
„Will man soviel Geld investieren in einem kartierten Überschwemmungsgebiet,” stellte er die Frage, die am Donnerstag niemand mit „Ja“ beantworten wollte. Die bestehende Betriebserlaubnis habe man auch nur durch eine Sanierung der Elektrik überhaupt noch verlängern können, berichtete Best. „Wir brauchen eigentlich die doppelte Fläche“, verwies er auf den Platzmangel, der eine Betreuung der Kinder nach den aktuellen Standards derzeit ausschließt.
Von eingeschränkten Fluchtmöglichkeiten und der dringend notwendigen energetischen Sanierung habe er da noch gar nicht gesprochen, machte Best deutlich, dass die Liste der Problemstellen der Einrichtung in der Straße „Am Gahlert“ noch länger ist. „Die Öltanks müssen anders gelagert werden“, nannte er eine weitere behördliche Auflage, die zum Handeln zwinge. Seine Kollegin Ute Saßmannshausen verwies auf die fehlende Barrierefreiheit, die eine weitere Einschränkung im Alltag nach sich ziehe.
Weiteres Millionenprojekt für Dillenburg
Klar ist, dass die Oranienstadt Dillenburg damit ein weiteres Millionen-Projekt zu bewältigen hat. Bereits im August des vergangenen Jahres haben Gespräche über eine mögliche Lösung des Problems stattgefunden. Grundlage dafür ist, dass sowohl die evangelische als auch die katholische Kirchengemeinde sich von Immobilien trennen wollen. Klaus Best hatte dazu am Donnerstag mitgeteilt, dass die Landeskirche plane, sich in den kommenden zehn Jahren von allen Kindertagesstätten zu trennen. Zu den ersten Gebäuden dieser Strategie könnte der Kindergarten Oberscheld gehören.
Zugleich möchte sich die katholische Kirchengemeinde von ihrem „Haus Roncalli“ trennen. An dem hatte im vergangenen Jahr bereits das „Haus Caruso“ Interesse. Nun soll in weiteren Gesprächen geklärt werden, ob die Betreiber des sozialtherapeutischen Wohnheims anstelle des „Hauses Roncalli“ das Nachbargrundstück mit der bestehenden Kindertagesstätte erwerben wollen.
Ist das „Roncalli-Haus” eine Lösung?
Dann, so die Überlegungen der Stadtverwaltung, könnte Dillenburg das „Haus Roncalli“ kaufen, das Gebäude abreißen und auf dem Areal eine neue dreigruppige Kindertagesstätte bauen, die den aktuellen Standards entsprechen würde und unter Umständen sogar noch erweiterbar wäre. Nach derzeitigem Stand können schon im Sommer nicht alle Oberschelder Kinder im bestehenden Kindergarten einen Platz erhalten.
Klaus Best machte mit Blick auf die schwierige Haushaltslage der Oranienstadt deutlich, dass „die finanzielle Situation der evangelischen Kirchengemeinde noch schlechter ist“. Deshalb hatte die Kirchengemeinde der Stadt auch schon im vergangenen Jahr mitgeteilt, dass sie nicht in der Lage sei, die Hälfte der anstehenden Sanierungskosten zu tragen. Dazu wäre sie jedoch durch die bestehende Betriebsvereinbarung verpflichtet.
Bauausschuss will sich die Kita ebenfalls ansehen
Sollten die angedachten Immobilienverkäufe zustande kommen, würde sich die evangelische Kirchengemeinde mit einem Teil des Verkaufserlöses am Kita-Neubau der Stadt beteiligen und den zweiten Teil der Betriebsvereinbarung, sich mit 15 Prozent an den laufenden Betriebskosten zu beteiligen, verlängern. Daran sei die Stadt sehr interessiert, machte Bürgermeister Michael Lotz deutlich.
Am 9. Februar will sich auch der Bauausschuss im Rahmen einer Ortsbesichtigung ein Bild von der Situation in der Oberschelder Kindertagesstätte machen.