Sie ist Expertin für Pferde und Mundart und kann andere von ihren Ideen begeistern. Dafür wurde die Ehringshäuserin Marlit Hoffmann mit dem Hessischen Verdienstorden ausgezeichnet.
EHRINGSHAUSEN. EHRINGSHAUSEN. Eine kleine Feierstunde im Sitzungssaal des Rathauses in Ehringshausen, war am Dienstag der würdige Rahmen für die Auszeichnung einer Ehringshäuserin, die weit über die Region hinaus viel bewirkt hat und hohen Bekanntheitsgrad genießt: Marlit Hoffmann, Expertin für Pferde und Mundart und vor allem ein Mensch, der es versteht, andere von ihren Visionen zu überzeugen, wurde von Landrat Wolfgang Schuster (SPD) mit dem Hessischen Verdienstorden am Bande ausgezeichnet.
Expertin für Pferde und Mundart
Dem Anlass entsprechend beschloss Schuster, dies in der Lieblingssprache der Anwesenden zu tun - "vo Herze platt". Neben der Familie mit Ehemann Karl und Tochter Annette Platen sowie Bürgermeister Jürgen Mock, waren Friedhelm Cornelius, Vorsitzender des Vereins zur Erhaltung der mittelhessischen Mundart und Kultur (VEMuK) und Götz Konrad, Vorsitzender des Dialekt-Dachverbandes MundART in Hessen, gekommen, beide Ideen der Geehrten, für die sie sich eingesetzt hat.
"Mei Lejwerche", so begann die Laudatio des Landrats, in der er zunächst auf die rege Tätigkeit im Pferdesportbereich einging, in dem die Connemara-Züchterin mit dem Ponyfest in Schönbach nicht nur eine bundesweit beachtete Traditionsveranstaltung geschaffen, sondern auch den Grundstein für die Pony- und Kleinpferdefreunde Schönbach 1970 gelegt hat. Zudem ist sie Mitbegründerin des Reit- und Fahrzentrums Daubhausen, dessen Vorsitzende sie war. Auch vereinsübergreifend hat Marlit Hoffmann für den Pferdesport Pionierarbeit geleistet und ist durch ihre mehr als 40 fachspezifischen Bücher zum bundesweiten Wegbegleiter im Bereich des Freizeit- und Breitensports geworden. Ihrer Beharrlichkeit ist es zu verdanken, dass ein Reitverbot in Wäldern gekippt wurde.
Ein weiteres Anliegen der engagierten Naturfreundin sei die Entfernung des hochgiftigen Jakobskreuzkrautes an Straßenrändern, was seit 2005 mit großem Erfolg durchgeführt werde.
Weiten Raum ihres aktiven Lebens nimmt aber die Förderung der mittelhessischen Mundart in Wort und Schrift ein, um ein wichtiges Kulturgut zu erhalten. "S'Marlit" habe es als "wackere, wortgewandte, kreative und ideenreiche Streiterin für die 'Plattschwätzer' geschafft, die hartnäckige Grenze zwischen Nord und Süd im Lahn-Dill-Kreis zu überwinden und weit darüber hinaus Mundartfreunde in ganz Hessen 2017 in einen Dachverband einzubinden", betonte der Landrat in seiner Laudatio.
"Wenn es Marlit woas seht, muss de das mache", brachte Götz Konrad die intensive Überredungskunst der Geehrten auf den Punkt. "Meschdens es es oam siwwe Schritt vieraus", ergänzte Friedhelm Cornelius. In den 1997 von ihr gegründeten VEMuK brachte sie viele Ideen ein, an deren Realisierung sie auch maßgeblich beteiligt war. In 19 Jahren als Vorsitzende wurden zum Beispiel Mundartstammtische ins Leben gerufen, 1998 kam die erste CD heraus sowie 2001 ein Mundartbuch. Auch ein Kindermundartwettbewerb oder die Führung durch die Dillenburger Kasematten in verschiedenen Dialekten gehörten dazu. Auf Hessentagen war der Verein nicht mehr wegzudenken und auch der Mundarttag im Hessenpark geht auf das Konto von Marlit Hoffmann. Dazu kommt der Mundart-Wettbewerb für Kommunen um das "rrrrrollende R" mit vielen Großveranstaltungen und nebenbei hat sie noch ein Liederbuch mit Stücken der Mundartgruppen und Solisten geschaffen. "Un aich hun schu werre was", verrät das rührige Energiebündel - man darf gespannt sein.
Damit nicht genug, war sie von 1988 bis 2018 als ehrenamtliche Mitarbeiterin des Phänologischen Dienstes im Deutschen Wetterdienst tätig. Jährlich war sie mindestens 200 Stunden unterwegs, um bestimmte Wachstumserscheinungen an einer Auswahl von wild wachsenden Pflanzen, Kulturen und Obstgehölzen nach festen Regeln zu datieren. 2006 hat sie bereits den Landesehrenbrief erhalten.
"Wenigsdens es Band vo deim Orden gehert deim Karl", scherzte Wolfgang Schuster. "Mein Karl woar en Glücksgriff", bestätigte Marlit. Mit großer Geduld begleitet er nun seit 60 Jahren seine Frau und unterstützt sie. "Tag und Nacht", bestätigt er, denn Zettel und Stift liegen auch auf dem Nachttisch immer parat.